Der Mackenzie Coup
SMS abschickte. Hoffentlich war es keine Einladung an die Gorillas, sich dem geselligen Beisammensein anzuschließen – vielleicht waren sie ja auch Kaffeeliebhaber …
Doch als er mit dem nachgefüllten Becher zurückkam, zeigte Chib auf den Couchtisch, wo Mikes Handy lag.
»Da scheint eine Nachricht für dich angekommen zu sein«, erklärte der Gangster.
»Danke«, erwiderte Mike und reichte Calloway den Kaffee. Er ging zum Tisch, stutzte dann aber. Hatte das Handy nicht vorhin noch in der Innentasche seines Jacketts gesteckt? Des Jacketts, das noch immer auf der Rückenlehne eines der Sessel lag? Er warf einen Blick auf Chib, der sich jetzt wieder in die Betrachtung von Allans Coultons versenkt hatte und gemächlich den Kopf schüttelte. Mike nahm das Handy auf und schaute auf das Display. Zwei Textnachrichten. Die erste kam von Laura: MUSS SIE SEHEN, das war alles. Unter normalen Umständen hätte dies Mikes Herz beglückt, aber wie die zweite Textnachricht bewies, waren die Umstände alles andere als normal.
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»Nichts Dringendes, hoffe ich?«, fragte Chib.
»Nicht direkt.« Mike tat so, als tippte er eine Antwort, und spürte dabei, wie sich Chibs Blick in ihn bohrte.
»Du vertraust also deinem Kumpel Allan?«
Die Frage überrumpelte Mike. »Natürlich«, stotterte er. »Warum sollte ich’s nicht tun?«
»Na, erstens mal wegen seinem Kunstgeschmack.«
Mike produzierte ein Geräusch, das, wie er hoffte, als Lachen durchgehen würde. Chib war so höflich, mit einem Lächeln zu antworten. Er straffte den Rücken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, während er sich noch einmal kritisch umsah, als trüge er sich mit dem Gedanken, die Wohnung zu kaufen.
»Sehr hübsch«, kommentierte er. »Ich wette, die Hütte hat ein paar Scheinchen gekostet.«
»Ein paar«, räumte Mike ein.
»Noch was abzuzahlen?«
»Nein.«
»Hätt ich bei einem Mann mit deinen Talenten auch gar nicht erwartet. Wie heißt das noch mal, wenn jemand immer alles richtig macht – Sawafähr?«
»Savoir-faire«, korrigierte ihn Mike.
»Das meinte ich.« Chib nickte. »Jetzt tu uns allen einen Gefallen, Mike …« Seine Haltung nahm etwas so Bedrohliches an, als wollte er Mike buchstäblich an die Wand drücken. »Benutz ein bisschen von deinem berühmten Savoir-faire, um dafür zu sorgen, dass nichts schiefläuft – angefangen mit deinem guten Freund Mr. Allan Cruikshank. Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied, so heißt es doch.« Die zwei Männer standen so nah beieinander, dass Mike den Atem des Gangsters auf seinem Gesicht spürte. Er brauchte einen Moment, um die Fassung wiederzugewinnen.
»So wie ich das sehe«, sagte er schließlich, »ist das schwächste Glied dieser durchgeknallte Hate. Wenn er dich fertigmachen will, braucht er lediglich den Bullen einen anonymen Tipp zukommen lassen.«
»Aber dann hätten seine Klienten nicht den Furz einer Chance, die ihnen geschuldete Kohle je zu Gesicht zu bekommen. Letzten Endes sind sie Geschäftsleute, genau wie du. Also mach dir darum keinen Kopf – und sorg dafür, dass ich mir keinen Kopf um irgendwas zu machen brauche, was an deinem Ende der Leitung passiert.«
»Eine Kette hat gar kein Ende«, sagte Mike leise.
»Eine Kette besteht überhaupt nur aus Enden!«, gab Calloway scharf zurück. Sie starrten einander einen Moment lang in die Augen, dann wandte sich der Gangster ab. Der nachgefüllte Becher wurde, noch zu drei Vierteln voll, auf den Couchtisch gestellt. Chib ging, von Mike gefolgt, hinaus in den langen Flur.
»Vielleicht krieg ich das nächste Mal ja die ganze Sammlung erklärt, hm?« Calloway wies mit einer weit ausholenden Armbewegung auf die Bilder an den Wänden. »Und die Einladung in meine Hütte steht. Nicht halb so schickimicki wie deine natürlich, aber schließlich hat sie auch schon einiges mitgemacht – ganz wie ihr Eigentümer.«
Das Problem ist nur, dachte Mike, dass du meine Adresse weißt, ich deine aber nicht. Die Wohnungstür ging auf, und Chib spazierte mit einem Abschiedswinken hinaus. Mike drückte die Tür hinter ihm zu und lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen, wie um weitere Invasionen abzuwehren. Er lauschte dem Geräusch des heraufkommenden Lifts und riskierte dann einen Blick durch den Spion. Die Tür des Fahrstuhls glitt gerade zu. Er wandte sich ab und ging ins Wohnzimmer zurück, nahm das Handy und stellte sich ans Fenster. Bislang war von
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