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Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Titel: Der männliche Makel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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konzentriere mich auf die Straße.
    Mit trockenem Mund und bebender Brust komme ich endlich an. Zum Glück ist an der Einfahrt keine Schlange. Ich rolle mit dem Wagen die Rampe hinunter, ziehe eine Karte und fahre dann langsam im Kreis herum. Im nächsten Moment bleibt mir fast das Herz stehen, denn die Beifahrertür wird aufgerissen, und Jimmy springt ins Auto.
    »Park da drüben und stell den Motor ab«, befiehlt er, was ich brav befolge. Allerdings gibt es nicht viele Leute, die es wagen, Jimmy zu widersprechen.
    Dann kramt er in seiner Jackentasche, fördert ein abgegriffenes Notizbuch zutage, klappt es auf und fängt mit seinem Bericht an.
    »Nur aus reiner Neugier, Eloise«, beginnt er, »wie bist du nur an diesen Scheißkerl geraten? Ich meine, schau dich doch an. Und die Art, wie du lebst. Ich kapiere nicht, was du von diesem Burschen willst. Was kann so ein Wichser nur mit dir zu tun haben?«
    Ich sehe ihn flehentlich an.
    »Ist es in Ordnung, wenn ich dich bitte, nicht weiterzufragen und es dabei zu belassen?«
    Als er den Kopf schüttelt, fliegen seine Schuppen in alle Richtungen. Er greift wieder zum Notizbuch.
    »Gut, also erstens ändert der Idiot ständig seinen Namen. Ich habe ihn von Darndale, wo er sich Bill oder Billy O’Casey nannte, zur DCU verfolgt …«
    »DCU?«, unterbreche ich ihn. Das ist die Dublin City University. Was zieht diesen Typen nur immer zu Universitäten?
    Plötzlich habe ich wider aller Vernunft Hoffnung. Ich wusste es. Mir war gleich klar, dass wir es mit einem ungeschliffenen Diamanten zu tun haben, mit jemandem, den es nach Wissen dürstet und der es in der Welt zu etwas bringen will …
    »… wo er wieder seinen Namen geändert hat. Diesmal nannte er sich James Archer.«
    »Tatsächlich?«
    »Er hat sich für ein Seminar in kreativem Schreiben angemeldet, aber nach nur drei Wochen abgebrochen …«
    »Abgebrochen? Warum?«
    »Herrgott, lass mich doch endlich ausreden. Das war vor etwa zwei Jahren. Nach einer Weile ist er wieder aufgetaucht. Er hat in einer Statoil-Werkstatt in der Long Mile Road gearbeitet und mit zwei anderen Typen zusammengewohnt, die, sagen wir mal, polizeibekannt sind.«
    Gut, »polizeibekannt« ist nicht unbedingt ein Wort, das man hören möchte, wenn man dabei ist, den Vater seines Kindes aufzuspüren.
    »Ab diesem Punkt wurde die Suche wirklich interessant. Ich habe mich ein bisschen umgehört, Fragen gestellt und mit einigen meiner Kontaktleute gesprochen. Wie sich herausgestellt hat, hat er sich mit wirklich finsteren Gestalten eingelassen.«
    »Wie … wie schlimm ist es?« Meine Stimme klingt so dünn, als käme sie aus dem Nebenzimmer.
    »Sie haben alle ein ellenlanges Vorstrafenregister und waren immer wieder im Erziehungsheim, seit sie aus den Windeln sind. Nichts Schwerwiegendes, keine langen Aufenthalte. Allerdings hat die Bande, mit der dein Typ sich rumtreibt, bereits Haftstrafen wegen Einbruchs, Ladendiebstahls, Autodiebstahls und so weiter hinter sich. Also habe ich weitergesucht …«
    »… und?« Inzwischen kauere ich auf der Kante des Sitzes und fürchte mich vor dem, was jetzt kommen wird.
    »Und er hat wieder seinen Namen geändert, was meinen Job nicht gerade leichter macht. Er nennt sich jetzt Oscar Butler …«
    »Oscar Butler?«, wiederhole ich unwillkürlich. Das klingt so erfunden, wie Lily es ausdrücken würde.
    »Richtig.« Jimmy nickt zustimmend. »Wenn man sich anschaut, wo er verkehrt und mit welchen Leuten er sich umgibt, wundert es mich, dass sie ihm wegen dieses überkandidelten Namens nicht schon die Fresse poliert haben. Jedenfalls hat er nach nur wenigen Monaten bei der Autowerkstatt aufgehört. Wie ich hinzufügen muss, schuldet er vielen Arbeitskollegen Geld. Und dann wird es still um ihn. Ich habe volle zwei Tage gebraucht, um dem Dreckskerl wieder auf die Spur zu kommen. Doch ich habe erfahren, dass ein Kumpel von deinem Typen in einen Bankraub verwickelt war. Und dein Typ hat das Fluchtfahrzeug gelenkt. Nur, dass er da mittlerweile schon wieder anders hieß.«
    »Ach herrje«, murmle ich und lasse den Kopf aufs Lenkrad sinken.
    »Also habe ich mich an einen Kontaktmann von mir gewendet, der bei der Polizei ist. Und plötzlich – Volltreffer. Es kam etwas in Bewegung. Deshalb habe ich noch ein bisschen herumgefragt, und vor etwa einer Stunde hatte ich ein Ergebnis.«
    Wortlos und voller Angst sehe ich ihn an.
    »Erstens heißt er mit richtigem Namen Jake Keane.«
    »Und weißt du, wo er ist?«
    »Oh ja,

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