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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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an.

 
LXXXIX
     
    C erryl sah aus dem Fenster des Weißen Turms zu den Wolken, die vermutlich Regen bringen würden. Er massierte sich die Stirn. Hoffentlich würde der Regen noch eine Weile auf sich warten lassen und hoffentlich würde Anya nicht zu schnell zurückkehren. Er nestelte am Amulett. Kaum zu glauben, aber du trägst es. Jetzt musst du nur noch sehen, dass du es auch behältst.
    Er drehte sich um und betrachtete das Zimmer. Es musste gesäubert werden, außerdem mussten Sterols Besitztümer beseitigt werden. Unter anderem.
    »Erzmagier, die Herrin Leyladin«, verkündete Gostar von draußen.
    Cerryl öffnete sofort die Tür und zog sie herein. »Du solltest nicht hier sein. Wie bist du überhaupt hergekommen?«
    »Ich bin sofort zu den Hallen geeilt, nachdem du heute Morgen gegangen bist. Ich war unten bei Kinowin. Ich konnte dir nicht helfen, aber ich wollte dich auch nicht allein lassen.« Die grünen Augen, die so oft funkelten, waren verhangen. »Es heißt, du hättest zusammen mit Anya und Fydel Sterol getötet und wärst eine Art Kompromisskandidat für den Posten des Erzmagiers.«
    »Nicht gerade ein begeisterter Aufruf, aber es ist besser so.« Und wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, wenn du als Erzmagier Erfolg haben willst … falls das überhaupt möglich ist. Cerryl lachte wehmütig. »Ich verstehe, warum du hier bist, und ich liebe dich.« Er überlegte. »Aber ich mache mir Sorgen, und ich will nicht, dass du dich in Gefahr begibst.«
    »Ich bin hier sogar sicherer als zu Hause. Immerhin hast du Wächter.« Jetzt funkelten die Augen boshaft. »Und wer würde es jetzt noch wagen, den Erzmagier anzugreifen?« Die grünen Augen wurden wieder nachdenklich. »Außerdem bist du besser vor Anya geschützt, wenn ich in der Nähe bin.«
    Da konnte Cerryl nicht widersprechen. »Das stimmt zwar, aber was ist mit dir?«
    »Im Augenblick wird mir nichts geschehen. Es wird sie nur in der Überzeugung bestärken, dass du eine Frau an deiner Seite brauchst, du willensschwache Nudel.« Die Heilerin grinste.
    »Nudel? Ich werde dir gleich zeigen, wo …«
    »Du musst mit Kinowin sprechen.«
    »Du wechselst mir das Thema etwas zu schnell.« Er wartete.
    »Schicke einen Boten, dass Kinowin und Redark zu dir kommen«, beharrte sie.
    Cerryl sah sich um und entdeckte schließlich die Handglocke auf dem Beistelltisch. Er läutete.
    »Ser?« Ein junger Bote schaute mit ängstlich geweiteten Augen herein.
    »Unterrichte bitte die Obermagier Kinowin und Redark, dass ich sie gern hier sprechen würde, sobald es ihnen passt.«
    »Ja, Ser.« Die Tür wurde rasch wieder geschlossen.
    »Du wirkst so erschreckend«, meinte Leyladin ironisch. »Wenn sie wüssten …«
    »Sie wissen es. Es ist alles gelaufen, wie es laufen sollte. Ich bin zurückgekehrt und auf einmal ist ein neuer Erzmagier im Amt – oder ein sehr junger Magier, der behauptet, der Erzmagier zu sein. Alle, die ihn einst kannten – abgesehen vom Rat, Anya und einer verdächtigen Schwarzen Heilerin sowie einigen alten Weißen –, sind fort.«
    »Du bist recht zynisch.«
    »Eher realistisch, würde ich sagen.« Cerryl sah zur Tür.
    »Kann sein. Was willst du nach der Besprechung als Erstes tun?«
    »Die Gilde dazu bringen, dass sie mich anerkennt. Dann werde ich die Bedingungen für den Handel in Candar verbessern.«
    »Du redest wie Vater.«
    »Er hat Recht, was den Handel angeht.«
    »O ja, damit hat er sicher Recht«, sagte Leyladin lächelnd.
    Es klopfte und der Wächter steckte den Kopf herein. »Der Obermagier Kinowin, Ser.«
    »Er soll eintreten.«
    Kinowin kam herein. Obwohl schrecklich hager geworden, hielt er die Schultern gerade. Die grauen Augen waren wach und aufmerksam und schienen sogar ein wenig vergnügt zu funkeln. »Cerryl … oder sollte ich Euch jetzt mit ›geehrter Erzmagier‹ anreden? Seid gegrüßt – und meine besten Wünsche.« Er verneigte sich leicht vor der Heilerin.
    »Nennt mich nur weiterhin Cerryl, alter Freund.« Der neue Erzmagier deutete zum runden Tisch. »Bitte setzt Euch. Wir warten noch auf Obermagier Redark.«
    Kinowin nahm Platz und Leyladin ließ sich neben ihm nieder.
    »Wollt Ihr Leyladin hier bei Euch behalten?«
    »Unbedingt. Ich bin ein willensschwacher Kompromisskandidat, der unbedingt eine Heilerin in seiner Nähe braucht.«
    Kinowin lachte. »Wer die betreffende Heilerin kennt, weiß um das Ausmaß dieser Lüge.« Er überlegte einen Augenblick. »Einige Leute werden behaupten, Ihr wärt zu

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