Der Magier von Fairhaven
setzte sich an einen Stuhl am Konferenztisch. Er bedeutete Teras, ebenfalls Platz zu nehmen, als der Hauptmann den Raum betrat.
»Danke, Ser.« Cerryls Blick erwidernd, setzte Teras sich vorsichtig, als hätte er Angst, den Stuhl zu zerbrechen.
»Wie geht es jetzt bei dieser Kälte in der Kaserne?«
»Ungefähr so wie in allen Kasernen. Wärmer als draußen, aber kälter, als es den meisten lieb ist, abgesehen von den Leuten, die in den Bergen aufgewachsen sind. Denen ist es wiederum zu warm.« Teras lächelte amüsiert.
Cerryl nickte. »Was sagen die Leute zur Verpflegung?«
Teras zuckte mit den Achseln. »Sie murren, aber sie wissen, dass Ihr das Gleiche esst wie sie. Das gefällt ihnen.«
Der Hauptmann hatte Fydel nicht erwähnt und Cerryl entschied sich, die nahe liegende Frage nicht auszusprechen. Fydel benutzte das Geld, das er irgendwo eingetrieben hatte, um die Kost an seiner eigenen Tafel aufzubessern, und alle Offiziere wussten es.
»Das Essen ist sehr einfach«, erwiderte Cerryl lachend. »Ich versuche ständig, Dörrfrüchte und Nüsse und Käse aufzutreiben. Und Geld, um Eier von den Einheimischen zu kaufen.«
»Einem Bauern kann man keine Eier wegnehmen«, meinte Teras lachend.
Ganz besonders nicht, wenn man nicht einmal wusste, wo die Hühner waren, dachte Cerryl. »Teras? Was glaubt Ihr, warum wir hier sind? Hier in Elparta, meine ich?«
»Es ist nicht klug, wenn ein Hauptmann versucht, die Gedanken eines Erzmagiers zu erraten. Ich bitte um Verzeihung.« Der große Offizier lächelte verkniffen und Cerryl verstand, warum Teras ein Hauptmann war und immer ein Hauptmann bleiben würde.
»Ich verstehe.« Jetzt lächelte auch Cerryl. »Dann von Eurem Standpunkt als Offizier der Lanzenreiter aus – was sollten die Arbeitstrupps als Nächstes tun, wenn sie mit der Reparatur der Mauern am Fluss fertig sind?«
»Alle Straßen säubern, wo noch Trümmer liegen. Die Einheimischen sollen die Häuser reparieren, wie sie selbst es für richtig halten. Und dann, wenn die Gilde der Ansicht ist, dass hier ständig Lanzenreiter als Garnison stationiert werden müssen, sollten die Arbeiter eine richtige Kaserne und Stallungen bauen. Ich würde sagen, in der Nähe des Südtores.«
»Das muss möglicherweise bis zum Frühling warten. Ich wurde damit beauftragt, zuerst die Piere und die Mauer am Fluss instand zu setzen und die Arbeit an der Mauer geht langsam vonstatten«, erklärte Cerryl. »Wenn ich den Erzmagier im Frühling begleite, werde ich ihm vorschlagen, eine Kaserne bauen zu lassen.«
Teras nickte, als hätte er nichts anderes erwartet.
Cerryl hätte beinahe die Stirn gerunzelt. War das eine Lösung? Die Angehörigen der Gilde verteilen, damit man ihre Gegenwart als selbstverständlich hinnahm – wenn nötig mit der Unterstützung der Lanzenreiter? Beinahe hätte er gelacht. Es mochte einleuchtend klingen, aber auf ihn würde sowieso niemand hören. Alle mächtigen Magier wollten lieber in Fairhaven bleiben, wo Ansehen und Macht zu warten schienen. Ist es in allen Ländern so?
Er konzentrierte sich wieder auf den Hauptmann und darauf, möglichst alles in Erfahrung zu bringen, was er wissen musste.
XXXVII
D ie Hufschläge des Wallachs wurden durch den Schnee gedämpft, der am Südtor etwa eine Spanne hoch auf dem Kopfsteinpflaster der Hauptstraße lag. Cerryl sah sich über die Schulter um. Die vier Lanzenreiter, die als Wächter eingeteilt waren, konnte er in dem Schneetreiben, das kurz nach seinem Aufbruch von der Sägemühle eingesetzt hatte, kaum mehr ausmachen. Der Schnee und die Kälte hatten den hartnäckigen Geruch von Tod und Plünderung ein wenig überdeckt. Andererseits bekam er bei Schneefall Kopfschmerzen, wenngleich nicht ganz so stark wie bei Regen.
Nur gut, dass wir nicht mehr viel Holz brauchen … erst im Frühling wird frisches Bauholz kommen. Er hoffte, er konnte die Sorge um das Bauholz tatsächlich bis zum Frühling verschieben. Es gab genügend andere und viel dringendere Angelegenheiten, um die er sich kümmern musste.
Der Schnee sammelte sich auf dem Jackenkragen schneller, als er ihn abstreifen konnte. Schmelzwasser lief ihm in kleinen Rinnsalen den Rücken hinunter. Weil du nicht daran gedacht hast, einen Hut aufzusetzen.
Seile waren ein weiteres Problem. »Wie kann man ein Schiff oder einen Lastkahn festmachen, wenn man keine Seile hat?«, hatte Jidro gefragt. Nicht einmal der Schiffsausrüster hatte genügend Seil. Sie brauchen ein fünfzig Ellen langes
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