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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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ich es für Arthur Stuart getan.«
    Horace grinste. »Du bist vielleicht einer, Alvin. Weißt du das?«
    »Vielleicht. Ich wüßte wirklich gerne, was für einer ich bin.«
    »Ich gehe und frage Miss Larner, ob wir ihr Haus benutzen dürfen.«
    »Wie ich Miss Larner kenne, wird sie schon ja sagen, bevor Ihr die Frage überhaupt zu Ende ausgesprochen habt.«
    »Wann gehen wir dann los?«
    Es überraschte Alvin, daß ein Erwachsener ihn fragte, wann sie losgehen sollten. »Schätze, sobald es dunkel ist. Sobald diese beiden Sucher eingeschlafen sind.«
    »Kannst du das wirklich?«
    »Ich kann es, wenn ich sie weiterhin beobachte. Ich meine – es ist wie beobachten. Wenn ich ihnen auf der Spur bleibe. Damit ich nicht die falschen Leute einschlafen lasse.«
    »Und, beobachtest du sie gerade?«
    »Ich weiß, wo sie sind.«
    »Dann beobachte mal weiter.« Horace sah ein bißchen verschreckt aus, fast so schlimm wie damals vor sieben Jahren, als Alvin ihm gesagt hatte, daß er von dem Mädchen wüßte, das auf dem Friedhof beerdigt worden war. Erschreckt, weil er wußte, daß Alvin etwas so Merkwürdiges konnte, das über alle Zauberzeichen und Talente hinausging, von denen Horace je gehört hatte.
    Kennst du mich denn nicht, Horace? Weißt du denn nicht, daß ich immer noch Alvin bin, der Junge, den du gemocht und dem du vertraut und dem du so oft geholfen hast? Daß du jetzt feststellst, daß ich mächtiger bin, als du glaubtest, auf eine Art und Weise, an die du nicht gedacht hast, bedeutet nicht im geringsten, daß ich deshalb für dich gefährlicher geworden wäre. Kein Grund zur Angst.
    Es war, als könnte Horace seine Worte hören, denn nun wich die Furcht aus seinem Gesicht. »Ich meine nur … Old Peg und ich zählen auf dich. Gott sei es gedankt, daß du hier gestrandet bist, genau zur richtigen Zeit, wo wir dich so sehr brauchen. Der Herr wacht in seiner Güte über uns.« Horace lächelte; dann machte er kehrt und verließ die Schmiede.
    Was Horace gesagt hatte, rief in Alvin ein gutes Gefühl und Selbstsicherheit hervor. Aber das war ja auch schließlich Horaces Talent: den Leuten das Bild von sich selbst zu geben, das sie am meisten brauchten.
    Alvin richtete seine Gedanken sofort wieder auf die Sucher und schickte seinen Funken aus, um ihnen auf der Spur zu bleiben, und festzustellen, wie sich ihre Körper wie kleine schwarze Stürme durch den sie umgebenden Grüngesang bewegten, Arthur Stuarts kleiner Gesang war leuchtend und klar zwischen ihnen. Schwarz und Weiß haben nichts mit lichten und finsteren Herzen zu tun, dachte Alvin. Seine Hände waren noch immer mit der Schmiedearbeit beschäftigt, aber er hätte ihr nicht die mindeste Aufmerksamkeit zollen können, selbst wenn er gewollt hätte. Er hatte noch nie jemanden aus solcher Entfernung beobachtet – bis auf jenes eine Mal, als ihm Mächte geholfen hatten, die er nicht verstand, damals auf dem Achtgesichtigen Hügel.
    Und das Allerschlimmste wäre es, wenn er sie verlöre, wenn sie mit Arthur Stuart davonkämen, nur weil Alvin nicht genug aufpaßte und diesen Jungen unter all den geknechteten Seelen der Sklaven in Appalachee und dahinter, im tiefen Süden, verlöre, wo alle Weißen Diener des anderen Arthur Stuart waren, des Königs von England, so daß alle Schwarzen nur die Sklaven von Sklaven waren. Nein, in einer so schlimmen Gegend will ich Arthur nicht verlieren. Ich werde an ihm festhalten, als wäre zwischen ihm und mir ein Faden gespannt.
    Fast im selben Augenblick, als er darüber nachdachte, als er es sich vorstellte, war schon ein dünner, unsichtbarer Faden da, der ihn mit dem Mischlingsjungen verband. Da war ein Faden in der Luft, ungefähr so dünn wie das Atom, das er sich einmal vorgestellt hatte. Ein Faden, der nur in einer Richtung Größe besaß – in jene Richtung, die zu Arthur Stuart führte; der ein Herz mit dem anderen verband. Bleib bei ihm, sagte Alvin zu dem Faden, als wäre er richtig lebendig. Und zur Antwort schien er heller und dicker zu werden, bis Alvin davon überzeugt war, daß jeder, der jetzt vorbeikäme, ihn sehen könnte.
    Doch als er mit den Augen hinschaute, konnte er den Faden gar nicht erkennen; er erschien erst wieder, als er ohne seine Augen sah. Es erstaunte ihn sehr, daß so etwas entstehen konnte, erschaffen – nicht aus dem Nichts, aber ohne jedes Muster bis auf jenes, das sich in Alvins eigenem Geist befand. Das ist Machen. Mein erstes, dünnes, unsichtbares Machen – aber es ist wirklich, und es

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