Der magische Reiter reiter1
flohen und schleuderten dabei ihre Waffen von sich, weil sie am Ende doch
nicht gegen die berittenen Kämpfer ankamen. Einer der überlebenden Grünen Reiter setzte zur Verfolgung an, doch Laren schrie: »Halt! Es reicht. Du wirst hier benötigt.« Sie befahl ihm, sich um die Verwundeten zu kümmern.
Zwei ihrer Leute saßen noch zu Pferde. Um sie herum lagen die Toten und Verwundeten, und es war nicht einfach, sie voneinander zu unterscheiden. Sie schüttelte fassungslos den Kopf. Ihre Leute … sie war verantwortlich für sie, für das hier. Sie schluckte und unterdrückte Gefühle, für die jetzt keine Zeit war. Sie würden warten müssen, bis sie allein waren. Sie war noch immer Hauptmann des Botendienstes, und es gab Arbeit für sie.
Sie sah zum König hinüber, der sich entkräftet an sein Pferd lehnte. Von seiner ursprünglichen Jagdgesellschaft war nur noch eine Waffe übrig, die blutverschmiert und verschwitzt neben ihm stand. Laren sah die tiefen Linien von Kummer und Schmerz in Zacharias’ Gesicht, und als ihre Blicke sich trafen, sagte er: »Mirwell.«
Laren nickte verstehend und riss Hüttensänger herum. Sie galoppierte auf dem erschöpften Pferd durch das Tal, voller Furcht, Mirwell könne entkommen.
Doch er saß ruhig auf seinem Pferd und beobachtete interessiert, wie sie näher kam. Sie zügelte Hüttensänger vor ihm.
»Wenn das nicht Hauptmann Mebstone ist«, sagte er.
Laren deutete mit dem blutigen Säbel auf ihn. »Ich weiß, welche Rolle Ihr dabei gespielt habt, Lordstatthalter .«
Die Wache D’rang spielte auf ihrem Pferd nervös mit den Zügeln, während Beryl völlig reglos dasaß, die Augen glasig und leer. Ihre Brosche mit dem geflügelten Pferd fehlte. Hauptmann Mebstone versuchte die Frau auszuloten, stieß aber auf eine Barriere, eine sehr dunkle Barriere.
»Ich habe mich schon auf den Moment gefreut, an dem wir uns so gegenüberstehen«, sagte Mirwell, »und ich meine Gedanken nicht mehr vor Euch verbergen muss.«
»Oh, ich wusste ohnehin, wie Ihr zu mir steht«, sagte Laren mit einem verkniffenen Lächeln. »Ich brauchte mir nur Eure Miene anzusehen, obwohl Ihr Eure Geheimnisse gut für Euch behalten habt. Aber jetzt ist alles vorbei.«
»Das würde ich nicht sagen.« Mirwell schaute zu einer der Anhöhen hinauf, und Laren folgte seinem Blick.
Durch das Wabern von Geistern hindurch konnte man zwei Gestalten miteinander kämpfen sehen. Goldenes Haar kennzeichnete die eine – natürlich, der Eleter! Die andere war zunächst nicht so leicht auszumachen, doch dann verschob sich die Zusammenballung der Geister, und sie erkannte sie hinter einer Ausdünnung des übernatürlichen Nebels.
»Karigan«, flüsterte sie.
»Ja, die Grüne, der es gelang, mit der Botschaft durchzukommen«, sagte Mirwell. »Ich bin wirklich froh, wenn der Graue sie erledigt hat, bei all dem Ärger, den sie mir bereitet hat. Das wird ihre Familie mir büßen, wenn ich die Provinz L’Petrie erst in meiner Gewalt habe, das könnt Ihr mir glauben. Ein Kaufmannsclan, pah!«
Laren achtete nicht auf ihn. Sie überlegte, ob sie zu Karigan hinaufreiten sollte, um ihr zu helfen, doch irgendwie wusste sie, dass das außerhalb ihrer Macht stand und sie letzten Endes doch nicht würde helfen können. Es war Karigans Kampf. Ihrer und der des Eleters. Stattdessen sah sie wieder Mirwell an.
»Absteigen«, befahl sie. Lediglich D’rang gehorchte, und der Statthalter warf ihm einen bösen Blick zu.
»Spence«, sagte Mirwell. »Ich will nicht, dass der Hauptmann mich weiter belästigt. Hast du verstanden?«
»Ja, mein Lord.« Beryl zog ihr Langschwert.
Laren schaute fassungslos von Beryl zu Mirwell. »Was habt Ihr mit ihr getan?«
Mirwell lächelte Beryl wie ein nachsichtiger Vater an. »Nichts«, sagte er. »Jedenfalls weniger, als mir lieb wäre. Doch der Graue wollte sichergehen, dass sie der großen Provinz von Mirwell und ihrem Lord auch die Treue hält.«
Beryl hielt ihr Schwert zum Schlag bereit; ihre Miene war vollkommen ausdruckslos.
»Beryl«, sagte Laren. »Ich bin es, Hauptmann Mebstone.«
Beryl blinzelte nicht einmal, bevor sie die Klinge schwang. Laren konnte den Hieb gerade noch parieren. Hüttensänger wich zurück, um die Wucht abzufangen. Laren leckte sich die Lippen. Beryl hatte kurz vor ihrem Abschluss als Schwertmeisterin gestanden, als sie den Ruf der Brosche vernommen hatte. Ihre Geschicklichkeit mit dem Schwert war allgemein bekannt.
»Töte sie, Spence«, sagte Mirwell.
»Ja, mein
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