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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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unwillkürlich auf und biss sich auf die Unterlippe, um nur ja keinen Laut mehr von sich zu geben. Der Übelkeit erregende süße Duft zerdrückter Rosen erfüllte um sie herum die Luft.
    Ein Wächter mit einer Fackel blieb neben ihr im Laufgang stehen und wartete darauf, dass der andere sich zu ihm gesellte.
    »Hast du das gehört?«, fragte er.
    »Nö«, sagte der andere lässig. »Es ist totenstill. Der einzige interessante Ort ist der Thronsaal.«
    Die erste Wache schnaubte verächtlich. »Einigen dieser Adligen würde ich gern mal die Leviten lesen.« Er schnüffelte. »Puh. Riech doch nur, diese Rosen.«
    In ein kameradschaftliches Gespräch vertieft, gingen die beiden weiter, und Karigan wagte es wieder zu atmen. Sie zupfte sich Dornen aus Händen, Armen und Beinen und stand auf.
    »Alles läuft bestens«, murmelte sie spöttisch vor sich hin. Sie löste ihren Mantel von einem der Sträucher. »Blödes Gestrüpp. «
    Sie nahm die Gartenwege, um dorthin zu gelangen, wo sich ihrer Erinnerung nach der Ballsaal befand. Vielleicht konnte sie dort unentdeckt eindringen. Doch als sie den Eingang zum Ballsaal erreichte, brannte drinnen helles Licht. Im Innern drängten sich dicht an dicht Soldaten in Silber und Schwarz, bewacht von zahlreichen scharlachroten Wachen.
    Sie wollte sich gerade abwenden, als ein Tumult unmittelbar
vor dem Eingang ihre Aufmerksamkeit erweckte. Eine Wache zerrte eine junge, widerspenstige Gefangene hinter sich her.
    »Komm schon, meine kleine Grüne. Tagard will seinen Spaß haben.«
    »Neeeiiin!«
    Mel! Karigan fluchte lautlos. Als Mitglied des Grünen Fußes würde man Mel genauso wie jeden anderen Soldaten behandeln, vielleicht sogar noch schlimmer.
    Der Soldat schlug das sich windende Mädchen und warf es zu Boden. Mel schrie erneut auf und begann jämmerlich zu schluchzen.
    Karigan kannte dieses Gefühl … die Hilflosigkeit, jemandem ausgeliefert zu sein, der viel größer und stärker war als man selbst. Sie konnte den stinkenden Garroty förmlich riechen und seine groben, schwieligen Pranken auf sich spüren.
    Ohne darüber nachgedacht zu haben, hielt sie auf einmal König Zacharias’ Schwert in der Hand. Auch wenn das vielleicht alles verdarb, sie konnte einfach nicht zulassen, dass der Soldat ihrer Freundin ein Leid antat. Sie wusste, wie das war … sie kannte die Angst.
    Lautlos schlich sie sich hinter die beiden, und obwohl das Licht aus dem Ballsaal auf sie fiel, war sie so gut wie unsichtbar. Der Soldat hatte ohnehin genug mit seinem Opfer zu tun und hätte Karigan nicht einmal dann bemerkt, wenn sie voll sichtbar gewesen wäre. Er gluckste wie ein dummer Junge.
    Karigan rammte ihm das Schwert in den Rücken.
    Der Soldat gab keinen Laut von sich. Er brach einfach nur über Mel zusammen. Ihre Schreie wurden von seinem Körper erstickt. Karigan wuchtete den Mann zur Seite, und Mel
krümmte sich unter heftigem Schluchzen zu einer Kugel zusammen.
    »Mel«, wisperte Karigan. Sie berührte das Mädchen an der Schulter. Mel schrie lauter und trat um sich. »Mel! Ich bin’s, Karigan.«
    Mel rieb sich die Augen. »Karigan?« Ihre Stimme drückte Fassungslosigkeit aus. »Wo …?«
    Karigan berührte ihre Brosche. Die graue Welt fiel von ihr ab, und sie seufzte vor Erschöpfung. Kaum war sie erschienen, sprang Mel zu ihr und schlang die Arme um sie. Das Mädchen weinte in ihren Mantel, am ganzen Leib von Schluchzern geschüttelt, die ihre tiefe Verzweiflung verrieten.
    »Ganz ruhig«, flüsterte Karigan beschwichtigend. Sie strich Mel übers Haar und rieb ihr den Nacken, ohne dabei die Tür zum Ballsaal aus den Augen zu lassen. Schließlich konnte sie jeden Moment entdeckt werden.
    »Es w-war so sch-schrecklich.« Mel bebte am ganzen Körper.
    »Ist ja schon gut«, sagte Karigan und streichelte sie noch immer. »Ist ja alles wieder gut.«
    Dann löste sich Mel von ihr und schniefte, das Gesicht tränennass. »Du … du bist es wirklich.«
    »Was dachtest du denn?« Karigan lächelte zu ihr herunter.
    »I-ich dachte, du wärst fort oder sogar tot.« Wieder schlang Mel die Arme um sie, und abermals flossen die Tränen. »Hauptmann Mebstone ist tot, nicht wahr, und auch König Zacharias …«
    »Absolut nicht.«
    Mels Schluchzen brach ab. »Was?«
    »Sie sind beide noch am Leben. Wir hatten etwas Ärger, aber wir haben’s geschafft.«

    »Wirklich?«
    Karigan nickte, und Mel wischte sich die Tränen von den Wangen; ein breites Grinsen erstrahlte auf ihrem Gesicht. »Vielen Dank, Karigan.

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