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Der magische Zirkel - Der Abgrund: Band 4 (German Edition)

Der magische Zirkel - Der Abgrund: Band 4 (German Edition)

Titel: Der magische Zirkel - Der Abgrund: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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kein Schutzschild ist vonnöten, Reinheit tritt ungehindert ein und aus.«
    Und es funktionierte. Als Cassie ein zweites Mal vorsichtig mit einer Fingerspitze an die Truhe tippte, schlug diese keine Funken mehr. Zuversichtlich ließ sie den Deckel aufspringen.
    Aber das Strumpfband war nicht darin. Stattdessen eine mit blutroter Tinte gekritzelte Notiz: Netter Versuch.
    Cassie schlug die Truhe wütend zu. Typisch Faye. Sie musste cleverer vorgehen, wenn sie das hier durchziehen wollte. Sie musste so denken wie Faye.
    Faye war … was? Faye war … besitzergreifend, milde ausgedrückt. Sie würde sich in Sachen Strumpfbandsicherheit bestimmt niemandem anvertrauen. Also musste sie es ganz in ihrer Nähe aufbewahren. Wahrscheinlich ließ sie es sogar niemals aus den Augen.
    Plötzlich wusste Cassie, was als Nächstes zu tun war. Sie musste in Fayes Zimmer gehen und das Strumpfband dort suchen. Das war der einzige Ort, an dem Faye es selbst im Schlaf bewachen konnte.
    Jetzt wünschte Cassie, Faye hätte sich heute Nacht hinausgeschlichen und ihr Zimmer leer zurückgelassen. Aber sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, sie musste handeln. Mit einem Zauber der Stille würde sie nach oben gelangen.
    » Vom Kopf bis zu den Zehen will ich in Stille gehen.« Cassie zeichnete mit den Fingern eine Linie von ihrem Mund über ihre Arme, ihren Oberkörper und ihre Beine, bis hinunter zu ihren Füßen, und sie fühlte, wie unter ihrer Berührung jeder Zentimeter von ihr lautlos wurde. Nach wie vor konnte sie ihre Schritte spüren, aber es war nicht das leiseste Geräusch zu hören. Selbst dann nicht, als sie auf und ab sprang. Es war aufregend und unheimlich zugleich.
    Lautlos wie ein Schatten schlich sie die Haupttreppe hinauf und durch das großzügige Wohnzimmer zu Fayes Schlafzimmertür. Sie drehte den Knauf und drückte die Tür auf.
    Das Zimmer sah genauso aus, wie Cassie es in Erinnerung hatte, nur dunkler. Das Licht des Mondes fiel sanft durch das breite Fenster, aber es war schwierig, etwas zu erkennen, und Cassie konnte es nicht riskieren, Faye mit dem Strahl ihrer Taschenlampe aufzuwecken. Zahlreiche rote Kerzen standen überall im Raum verteilt, aber natürlich brannte keine von ihnen. Cassie wartete einige Sekunden, damit ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen konnten, als ihr plötzlich Worte in den Sinn kamen, die sie noch nie zuvor gehört oder gelesen hatte.
    Macht der Sonne, gib der Dunkelheit Licht,
    Gib mir die Gabe nächtlicher Sicht.
    Und mit einem Mal konnte Cassie im Dunkeln sehen, als hätte sie eine Nachtsichtbrille übergestreift. Sie erkannte die schlafende Faye, die leise schnarchte. Für einen Sekundenbruchteil verspürte Cassie ein Gefühl der Zärtlichkeit für sie – so friedlich hatte sie Faye noch nie gesehen. Sie wirkte beinah kindlich, so behaglich zusammengerollt in ihrem riesigen Bett, umgeben von weich gepolsterten, bestickten Kissen. Ihre zerzauste, pechschwarze Mähne umrahmte ihr Gesicht und verlieh ihm einen so weichen Ausdruck, dass Cassie beinah vergaß, was Faye eigentlich so Furcht einflößend machte, sobald sie wach war.
    Cassie verscheuchte diese Gedanken und rief sich ins Gedächtnis, dass sie sich an einem gefährlichen Ort befand. Faye war wie ein schlafender Drache, der ein Juwel bewachte. Eine falsche Bewegung, und Cassie würde …
    Da unterbrach ein Rascheln ihre Überlegungen. Unter dem Bett erschien der Kopf einer orangefarbenen Katze, gefolgt von dem einer grauen.
    Cassie hatte Fayes blutrünstige Kätzchen vergessen. Inzwischen waren sie voll ausgewachsen und hatten zweifellos noch schärfere Zähnen und Klauen als bei ihrer letzten Begegnung. Cassie stand reglos da und beobachtete, wie die Tiere unter dem Bett hervorgekrochen kamen. Sie bewegte sich zwar lautlos, aber die Katzen konnten sie natürlich trotzdem sehen und riechen. Schnurrend schnupperten die Tiere an ihren Zehen. Die orangefarbene Katze strich fauchend um ihr Bein, während die graue ihre Krallen in Cassies Fuß vergrub und ihrem Knöchel einen bösen Hieb mit der Pfote verpasste.
    Cassie warf einen raschen Blick auf Faye, bevor sie der grauen Katze einen Tritt versetzte, sodass diese über den Teppich kugelte. Aber das schien die orangefarbene Katze nur umso wütender zu machen. Mit einem Satz sprang sie Cassie ins Gesicht und fuhr ihr mit ihren scharfen Krallen über die Wange.
    Nein!, schrie Cassie, aber sie war nicht zu hören. Mit einer schnellen Bewegung packte sie die Katze im Genick. Das

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