Der magische Zirkel - Der Verrat
zusehen bereitet dir Freude.«
»N ein, eher dir– oder besser, deinen Freunden«, gab Cassie zurück.
Faye kicherte. »D u bist also doch nicht so eine ängstliche kleine Maus, stimmt’s? Nun gut, dann komm mit. Du wirst jedoch feststellen, dass es mehr Spaß macht mitzumachen, als nur zuzusehen.«
Faye schloss die Schlafzimmertür hinter Cassie. Dann holte sie etwas aus dem Schrank. Es war eine Bettdecke. Keine rosafarbene wie die, die schon auf dem Bett lag, sondern eine aus rotem Satin.
»M ein Ersatz.« Faye lächelte überlegen. »F ür besondere Gelegenheiten.« Sie warf die Decke über das Bett, dann ging sie im Zimmer umher und entzündete Kerzen, die einen schweren, süßen Duft verströmten. Schließlich öffnete sie ein mit Samt ausgeschlagenes Kästchen.
Cassie starrte ungläubig darauf. Ein kleiner Berg loser Edelsteine lag darin; einige poliert, andere im Rohzustand. Sie waren dunkelgrün und tiefviolett, schwarz, schwefelgelb, hellrosa und trüborange.
»S uch die roten raus«, befahl Faye.
Cassies Finger kribbelten schon vor Lust, darin herumzuwühlen. Sie sortierte die schillernden Regenbogenfarben.
»D iese Granatsteine sind okay«, sagte Faye und stimmte ein paar burgunderroten Steinen zu. »U nd die Karneole auch, wenn sie nicht zu orange sind. Jetzt lass mich mal sehen: Feueropal für Leidenschaft, roter Jaspis für Stabilität. Und schwarzer Onyx, um sich seinem Schatten ganz selbst auszuliefern.« Sie lächelte Cassie merkwürdig an. Cassie erstarrte.
Ungerührt ordnete Faye die Steine in einem Kreis auf der Bettdecke an. Dann machte sie das Licht aus und das Zimmer wurde nur noch von den Kerzen erleuchtet.
»U nd jetzt«, verkündete sie, »z u unserem Gast.«
Cassie fand diese Formulierung seltsam und beobachtete mit flauem Gefühl im Magen, wie Faye den Rucksack öffnete. Sie hatte sich geschworen, Faye davon abzuhalten, etwas zu Gefährliches mit dem Schädel anzustellen– aber wie?
»W as hast du mit ihm vor?«, fragte sie und bemühte sich, das Zittern aus ihrer Stimme zu verbannen.
»N ur ein bisschen in die Zukunft schauen«, murmelte Faye, aber sie achtete schon gar nicht mehr auf Cassie. Sie war ganz damit beschäftigt, die glitzernde W ölbung des Schädels aus dem sandigen, nassen Tuch zu schälen. W ährend Cassie sie beobachtete, hob sie den Schädel in A ugenhöhe hoch und hielt ihn behutsam in ihren Händen. Reflexe der Kerzenflammen tanzten im Inneren des Kristalls.
»A h, hallo, du«, sagte Faye leise. Sie starrte in die leeren A ugenhöhlen wie in die A ugen eines Geliebten. Dann beugte sie sich vor und küsste sanft die grinsenden Quarzzähne.
Schließlich legte sie den Schädel in den Kreis aus Edelsteinen.
Cassie schluckte hart. Ihre Übelkeit wurde immer stärker. »S ollen wir nicht auch noch einen Schutzkreis aus Kerzen aufstellen, Faye? W as ist, wenn…«
»S ei nicht albern. Nichts wird passieren. Ich möchte nur sehen, was der Kerl vorhat«, murmelte Faye.
Cassie konnte es nicht glauben.
»F aye…« Sie war nahe dran, in Panik auszubrechen. Das war eine schlechte Idee. Das Ganze war von A nfang an eine ganz schlechte Idee gewesen. Sie war nicht stark genug, um Faye von irgendetwas abzuhalten. Sie wusste ja nicht einmal, was Faye da tat.
»F aye, musst du nicht noch mehr vorbereiten…?«
»H alt den Mund«, fuhr Faye sie scharf an. Sie lag halb auf dem Bett und beugte sich dicht über den Schädel.
Das alles geschah viel zu schnell. Und es war alles andere als sicher. Cassie fühlte es ganz genau. Sie spürte, wie die Dunkelheit in dem Schädel aufzuwallen begann.
»F aye! W as machst du mit dem Ding?«
Noch mehr Schwärze. Sie stieg und stieg wie das Meer bei Flut. W ieso war Faye so mächtig, um die Dunkelheit derart rasch im Schädel zu wecken? Und ganz allein, ohne die Unterstützung des Zirkels?
Der Sternrubin an Fayes Hals blitzte und zum ersten Mal bemerkte Cassie die passenden Steine an Fayes Fingern. A ll diese roten Steine– um die W irksamkeit des Rituals zu unterstützen? Um die Macht der Hexe zu stärken– oder die des Schädels?
»F aye!«
»R uhe!« Sie beugte sich mit halb geöffneten Lippen noch näher über den Kristall. Ihr A tem kam in schnellen Stößen. Cassie konnte die Dunkelheit im Schädel sehen. Sie erhob sich wie wirbelnder Rauch.
Schau nicht hin! Gib ihm nicht noch mehr Macht!, schrie die Stimme in ihrem Kopf. Stattdessen starrte Cassie auf Faye.
»F aye, was immer du da tust. Es ist nicht das, was du
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