Der magische Zirkel - Der Verrat
eilte sie zur Tür. Nach dem Traum von letzter Nacht hatte sie solche A ngst gehabt… Sie war sich nicht sicher gewesen, was Faye mit ihr machen würde. A ber jetzt konnte sie fliehen.
Fayes Stimme erreichte sie an der Tür, und sie wartete, bis sie Cassies volle A ufmerksamkeit hatte, bevor sie weitersprach.
»V ielleicht das nächste Mal«, sagte sie.
Cassies Haut kribbelte am ganzen Körper, als sie von Fayes Haus weglief. Sie wollte nur nach Hause, in Sicherheit…
»H e, warte mal ’n e Minute«, rief Deborah hinter ihr her.
Zögernd drehte Cassie sich um. Sie wappnete sich für den nächsten Schlag.
Deborah kam schnell auf sie zugelaufen. Ihr dunkles Haar fiel in wilden Locken um ihr kleines Gesicht und hing ihr in die A ugen. Sie hatte das Kinn wie immer leicht vorgestreckt, aber ihre Miene war nicht feindlich. »I ch hau auch ab. W ie wär’s mit ’nem kleinen A usflug auf meiner Maschine?«
Sofort tauchten vor Cassies innerem A uge Bilder von ihrem letzten kleinen »A usflug« mit den Henderson-Zwillingen auf. A ber sie wollte Deborahs A ngebot nicht ablehnen. Nach Fayes A bschiedsworten fühlte sie sich winzig, weich und verletzlich– wie etwas, was man leicht zerquetschen konnte. Und außerdem… Nun, es geschah nicht oft, dass Deborah ein solches A ngebot machte.
»O kay, danke«, sagte Cassie nach kurzem Zögern. Sie verkniff es sich zu fragen, ob sie nicht besser Helme tragen sollten. Irgendwie wusste sie, dass Deborah diese Frage missfallen würde.
Cassie hatte noch nie auf einem Motorrad gesessen. A ls sie versuchte aufzusteigen, erschien es ihr plötzlich viel größer als vorher. Doch einmal oben, fühlte sie sich erstaunlich sicher und hatte keine A ngst herunterzufallen.
»H alt dich an mir fest«, befahl Deborah. Und dann fuhren sie mit lautem Geknatter los.
Es war ein völlig aufwühlendes Gefühl– als würde man durch die Luft fliegen. W ie Hexen auf dem Besenstiel, dachte Cassie. Der W ind brüllte ihr ins Gesicht und riss ihr Haar zurück. Er peitschte ihr Deborahs Locken in die A ugen, sodass sie nichts mehr sehen konnte.
Als Deborah mehr Gas gab, wurde es furchterregend. Cassie war sicher, noch nie zuvor so schnell gefahren zu sein. Der W ind war eisig. Sie rasten durch die Dunkelheit, in gewagter Geschwindigkeit den holprigen W eg entlang. Die Häuser der Crowhaven Road lagen weit hinter ihnen. Cassie konnte weder atmen noch sprechen. Es gab nur noch den W ind, die Straße und das Tempo.
Ich werde sterben, dachte Cassie. Das war ihr fast egal. Etwas, was so elektrisierend wirkte, schien jeden Preis wert zu sein. Dabei war sie sicher, dass Deborah die nächste Kurve nicht mehr schaffen würde.
»E ntspann dich!«, schrie Deborah. Ihre W orte wurden vom W ind zerfetzt. »G anz locker! Kämpf nicht dagegen an, wie ich mich in die Kurven lege.«
Wie kann man sich entspannen, wenn man mit hundertfünfzig Sachen durch die Dunkelheit braust?, fragte Cassie sich. A ber dann fand sie die Lösung. Indem man sich aufgab. Cassie ergab sich in ihr Schicksal und überließ sich ganz dem W ind und dem Rausch der Geschwindigkeit. Und wie von Zauberhand war plötzlich alles in Ordnung.
Mit einem Mal bemerkte sie, dass sie zur Crowhaven Road zurückfuhren. Erst an Dianas Haus vorbei und dann an den anderen Häusern. Sie ließen auch Cassies Zuhause hinter sich und brausten um die verlassene Spitze der Insel herum.
Staub wirbelte zu beiden Seiten auf. Cassie sah die Klippe gefährlich nahe vorbeizischen und verbarg ihr Gesicht in Deborahs Schultern. Dann wurden sie langsamer. Schließlich beschrieb das Motorrad eine Kurve und blieb stehen.
»N a?«, fragte Deborah, als die W elt wieder zum Stillstand gekommen war. »W as sagst du?«
Cassie hob den Kopf und entkrampfte ihre Finger. Jeder Zentimeter ihres Körpers fühlte sich wie Eis an. Ihr Haar war feucht, Lippen, Ohren und Nase wie betäubt.
»E s war wunderbar«, keuchte sie. »W ie fliegen.«
Deborah brach in Gelächter aus, sprang von der Maschine herunter und schlug Cassie auf den Rücken. Dann half sie ihr abzusteigen. Cassie konnte nicht aufhören zu zittern.
»S chau mal da rüber.« Deborah trat an den Rand der Klippe.
Tief unter ihnen überschlug sich das dunkle W asser schäumend an den Felsen. Und es war ein langer W eg bis unten.
Aber trotz aller Gefahr war es auch schön. Über der unendlichen grauen Krümmung des Ozeans hing der aufgehende Mond. Er warf einen langen, zitternden Lichtstrahl auf das W asser, der
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