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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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mir das Bein gebrochen.«
    »Können Sie ein bisschen mehr dazu sagen?«
    »Verdammt, das kann doch wohl nicht wahr sein.«
    »Was kann nicht wahr sein?«
    »Dass das jetzt wieder neu aufgewärmt werden muss.«
    Niklas betrachtete den Mann, der so unverhohlen um Karianne geworben hatte. Wenn sie heute die Wahl gehabt hätte, wäre Niklas sich seiner Sache gar nicht so sicher gewesen, denn Nilssen war ein überdurchschnittlich gut aussehender Mann, der noch nicht viel Speck angesetzt hatte.
    »Mir ist das Bein gebrochen worden. Mit einer Brechstange wahrscheinlich.«
    Ein ungutes Gefühl durchzuckte Niklas vom Genick bis zum Magen. Es war so, wie er befürchtet hatte. Ein unerwünschter Freund war aus dem Weg geräumt worden. »Was ist da passiert?«
    »Jemand hat mir ein Bein gestellt. Ich war auf dem Weg zu einer Wiese, auf der wir immer Fußball gespielt haben. Es war im Spätherbst, deswegen war es schon dunkel. Bevor ich wusste, wie mir geschah, krachte es. Ich hörte richtig, wie der Knochen brach.« Er ballte die Faust. »Das geschah alles innerhalb von Sekunden. Da geht man so ganz in seine Gedanken versunken, und plötzlich hat einem irgend so ein verrückter Arsch das Bein gebrochen. Ich war total schockiert und dachte kurz, dass ich sterben würde.«
    »Haben Sie ihn gesehen?«
    Nilssen schüttelte den Kopf. »Er trug dunkle Kleidung und eine Skimaske. Sah aus wie so ein Scheißninjakämpfer.«
    »Haben Sie sonst irgendetwas von Ihrem Angreifer in Erinnerung? War er groß oder klein, dünn oder dick?«
    »Ich hab nur seine Umrisse gesehen, aber das hat schon gereicht, um das Bild bis heute nicht aus dem Kopf zu bekommen. Das war so ein schockierendes Erlebnis. Und ich habe weiß Gott spekuliert, wer es gewesen sein könnte. Wie die meisten Jungs hatte ich sowohl Freunde als auch Feinde, aber kein Ärger wäre groß genug gewesen, dass er so eine Tat gerechtfertigt hätte. Außerdem ging es um Karianne.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil er mir befahl, mich von ihr fernzuhalten, sonst würde er mir beide Beine zerschmettern, so dass ich mein Leben lang lahm bleibe.«
    Bei diesen Worten lief es Niklas eiskalt den Rücken herunter.
    »Und lange habe ich auch genau das befürchtet. Im Dunkeln hab ich mich kaum noch aus dem Haus getraut. Und wenn ich Karianne zufällig mal begegnet bin, in einem Laden oder so, kriegte ich fast Panik und konnte gar nicht schnell genug davonlaufen. Ich hatte eine Todesangst, dass er uns zusammen sehen könnte.«
    »Haben Sie das nie jemandem erzählt?«
    »Er hatte mir dieselben Konsequenzen angedroht, falls ich jemals jemandem davon berichten würde. Sie sind erst der Zweite, dem ich das anvertraue. Ansonsten weiß nur meine Frau Bescheid.«
    »Als er mit Ihnen sprach …«
    »Er brummte irgendwie, das klang total gekünstelt.«
    »Eine junge Stimme oder eine alte?«
    Nilssen schien gründlich nachzudenken. »Erwachsen, glaube ich, aber ich bin nicht sicher.«
    »Dann habe ich eigentlich alle Antworten bekommen, die ich wollte.«
    »Wissen Sie was? Es ist zwar nur ein Bauchgefühl, aber ich hab die ganzen Jahre geglaubt, dass es ihr Vater war.«
    Vor Niklas’ Augen lösten sich die letzten fünf Prozent Zweifel in Luft auf. »Warum?«
    »Weil er irgendwie was … was Krankes hatte. Der hat sie ja abgeschirmt, als wäre sie eine Heilige Jungfrau.«
    Niklas schluckte.
    »Bei dem Mann lief’s mir immer kalt den Rücken runter. Wie er sie beschützte … sie war zwar schwer krank, aber trotzdem.«
    »Haben Sie ihn später noch mal getroffen?«
    »Es ließ sich nicht vermeiden, aber ich ging ihm aus dem Weg. Sogar jetzt, als Erwachsener, sehe ich zu, dass ich einen Bogen um ihn mache, wenn ich mal in Bergland bin.«
    »Aber Sie haben nie etwas zu ihm gesagt.«
    »Niemals.«
    »Gut. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfsbereitschaft.«
    »Geht es Karianne denn gut?«
    Ging es ihr gut? »Sie ist glücklich verheiratet«, lächelte Niklas. »Mit einem prächtigen, aufopfernden Mann.«
    Als er wieder im Auto saß, warf er einen Blick auf sein Handy. Vier Anrufe in Abwesenheit, drei davon von Lind. Dazu noch eine SMS , in der sich sein Kollege erkundigte, warum zum Teufel er nicht ans Telefon ging. Tja, weil er es auf stumm geschaltet hatte, und so sollte es auch noch bleiben. Bis er die letzte Konfrontation hinter sich hatte.
    Auf dem Heimweg ging er mental noch einmal die Jahre seiner Bekanntschaft mit Reinhard durch. Im Licht der Ereignisse der letzten Tage sah er deutlicher, wie

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