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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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neunzig Grad und legst die Handschellen an, und zwar langsam und gut sichtbar. Ich werde hören, ob sie wirklich einrasten.«
    Plötzlich merkte Niklas, dass er fror. Seine Beine waren eiskalt, und der leichte Wind strich ihm über die nackte Haut. Er hob die Handschellen hoch und legte sie mit übertriebenen Gebärden an. Es überraschte ihn, dass er sich die Hände nicht auf dem Rücken fesseln musste.
    »Tritt vor.«
    Die Konturen von Kariannes Wächter wuchsen an der Ecke der Hütte aus der Dunkelheit hervor. Amund Lind trug dunkle, eng anliegende Kleidung und eine ebensolche Strickmütze.
    Als Niklas ihn so sah, rutschten auf einmal alle Puzzleteilchen an ihren Platz – wie Lind überdeutlich durchblicken ließ, dass Korneliussen so schnell nicht wieder gesundgeschrieben würde, wie er sich mit geheuchelter Diskretion nach Kariannes Zustand erkundigte. Der Überfall auf Ellen Steen hatte eine Arbeitsstelle frei werden lassen, die Kariannes Fähigkeiten entsprach und ihr Spaß machte. Dann war das Los auf Sara Halvorsen gefallen, vielleicht weil Niklas eine Bemerkung gemacht hatte, dass sie sich nach einer neuen Behausung umsahen und Karianne sich in das ausgefallene Heim der Künstlerin verguckt hatte. Der Gedanke, dass Lind gemordet hatte, um Karianne ihr Traumhaus zu verschaffen, verriet deutlicher als alles andere, dass er völlig wahnsinnig war. Und dass er vor keinem Mittel zurückscheute, wenn er nur glaubte, ihr damit einen Gefallen tun zu können. Er hatte sogar versucht, Niklas außer Gefecht zu setzen, denn die Frage nach den Organspenderausweisen der Opfer hatte zu guter Letzt seinen Verdacht bestätigt, dass der Neue auf der richtigen Spur war. Daher auch die ganzen SMS , in denen er fragte, wo er steckte und was eigentlich los war.
    »Da ist er ja, der große Held.«
    Obwohl Niklas seinen Kollegen nicht sehen konnte, wusste er, dass Lind ein schiefes Grinsen auf den Lippen hatte.
    »Wo ist Karianne?«
    Linds Augen sahen aus wie madenzerfressene Löcher in einem bleichen Totenschädel.
    »Um sie musst du dir keine Sorgen machen, da hab ich ein reines Gewissen. Ich hab besser auf sie aufgepasst, als du es jemals getan hast. Du bist ein Feigling, Niklas, und ehrlich gesagt, ich hatte sogar schon meine Zweifel, ob du dich traust herzukommen. Ich dachte, du würdest die Gelegenheit nutzen und ein ganzes Aufgebot an Polizisten mitbringen, was Kariannes sicheren Tod bedeutet hätte. Aber auf die Art hättest du dir deinen Scheißkörper bewahren können, schön unversehrt und makellos.«
    Obwohl die Worte aus dem Munde eines Wahnsinnigen kamen, spürte Niklas, wie sie ihn trafen. Denn er hatte sich ja wirklich gegen den Gedanken einer Organspende gesträubt, obwohl er wusste, was Karianne durchgemacht hatte.
    »Wie sieht dein Plan aus?«, fragte Lind.
    »Was für ein Plan?«
    »Na, dein Plan. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du keinen Plan hast, den haben Helden doch immer.«
    »Ich bin gekommen, um mit Karianne den Platz zu tauschen.«
    Er sah, dass Lind leicht den Kopf schüttelte, als wollte er sagen, dass er sich eigentlich ein Geständnis erwartet hätte. »Dafür dass du ein Mann mit Erfahrung bist, enttäuschst du mich ganz schön, Niklas.«
    »Im Endeffekt wollen wir beide dasselbe: das Beste für Karianne. Sie hat genug gelitten.«
    »Und das sagst ausgerechnet du, Niklas Hultin? Hast dich ins gemachte Nest gesetzt, aber bei dem Gedanken, dass man dir um ihretwillen ins Fleisch schneiden müsste, fängst du an zu schlottern.«
    Lind hatte ihn von Anfang an durchschaut.
    »Wir alle lernen aus unseren Fehlern«, erwiderte Niklas.
    Lind schwieg, als hätten ihn Zweifel befallen. »Sie darf gehen«, sagte er schließlich. »Und weißt du auch, warum?«
    Niklas sah kurz zu den Fenstern, in der Hoffnung, einen Blick auf sie erhaschen zu können. Er spürte, wie verzweifelt er hoffte, dass Lind kein falsches Spiel mit ihm trieb. »Weil du ihr schon einmal das Leben gerettet hast und es noch mal tun willst?«
    Lind lächelte höhnisch. »So was in der Richtung, ja.«
    Wieder Schweigen.
    »Und du hast wirklich keine Nachhut dabei?«
    Niklas schüttelte den Kopf.
    »Okay.«
    Lind hob einen Stock auf und klopfte damit gegen die Hüttenwand. Niklas wusste nicht, worauf er sich gefasst machen sollte, und blieb angespannt stehen. Er glaubte, das Quietschen einer Tür zu hören, und versuchte, beide Hausecken gleichzeitig im Auge zu behalten, doch nichts geschah. Lind sah ihn unbeweglich an. Ein Schatten in

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