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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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von Pella, und Philipp mußte den ganzen Nachmittag reiten, um zu ihm zu gelangen.
    Die Arbeit des Tages war getan, und etwa dreihundert Pferde standen angebunden in Kreisen von acht oder zehn Tieren zusammen, die anmutigen Hälse gesenkt. Einträchtig fraßen sie das kniehohe, gelblichbraune Gras, dem die tiefstehende Sonne die Farbe von altem Leder gab. Rauch von Dutzenden von Lagerfeuern hing in der Luft, und als Philipp an ihnen vorbeiritt, sahen müde Männer nur kurz hoch und verloren dann gleich wieder das Interesse. Einige wenige, die ihn kannten, lächelten oder hoben zum Gruß die Hand, aber die meisten sahen zuerst Alastor an, versicherten sich, daß sie nicht in Reichweite seiner riesigen Hufe kamen, und achteten nicht auf den Reiter.
    Sein ältester Bruder hockte zusammen mit fünf oder sechs anderen Männern auf der Erde und aß Fladen, die um Bratenstücke aus einem kleinen bronzenen Kochtopf gewickelt waren. Der König trug eine schmutzige Leinentunika, die ihm nur bis zu den Knien reichte. Sein attraktives Gesicht war staubig und verschwitzt, und er aß mit einem Eisenmesser, das dem Sohn eines Schusters hätte gehören können. Hier war er nur ein Soldat unter Soldaten.
    Alexandros blickte auf, als der Schatten von Philipps Pferd auf ihn fiel, grinste dann und streckte in gespielter Überraschung die Arme aus.
    »Kleiner Bruder, bist du’s wirklich? Ist das ein Bart an deinem Kinn, oder ist es nur Dreck?«
    Alle lachten mit dem König, sogar Philipp.
    »Komm herunter von diesem schwarzen Dämon, und spül dir mit dieser Krötenpisse den Staub aus der Kehle.« Alexandros streckte ihm einen Weinschlauch entgegen. »Pferdeknecht! Kümmere dich um Prinz Philipps Pferd.«
    Der Bote, den man nach Pella geschickt hatte, um Philipp zu holen, hatte ihm nur gesagt, daß der König ihn unverzüglich zu sehen wünsche, doch Alexandros schien es mit Erklärungen nicht sonderlich eilig zu haben, und nach Philipps Dafürhalten konnten sie ruhig noch warten, denn er war erstaunlich hungrig. Er drehte den Weinschlauch um, so daß ihm ein dünnes Rinnsal in den Mund lief, riß dann einen Streifen vom Brot ab und schaufelte damit einige Bratenstücke aus dem Topf, die er gierig verschlang, obwohl sie noch so heiß waren, daß er sich den Gaumen verbrannte. Etwa eine halbe Stunde lang begnügte sich jeder damit, schweigend zu essen.
    Danach wischte Alexandros sich die Finger an seinerTunika ab, legte sich ins Gras, schob die Hand unter den Kopf und schloß die Augen. Kurz darauf schnarchte erschon leise. Wie alle Soldaten konnte er einschlafen, wann« immer er wollte. Niemand achtete auf ihn.
    »Ich muß die Verteidigungslinien besichtigen – willst du mitkommen?«
    Die Sonne war eben untergegangen. Alexandros hatte die Augen noch nicht geöffnet, aber er klang hellwach.
    »Ja, gern. Ich hab’ schon geglaubt, du bist tot.«
    Alexandros lachte nicht. Einen Augenblick lang sah er Philipp an, als hätte der ihn geschlagen. Dann stand er auf.
    »Gehen wir«, sagte er. »Soldaten müssen sehen, daß ihrem König etwas daran liegt, wie sie ihre Pflicht zu erfüllen.«
    Während des Rundgangs beobachtete Philipp das Verhalten seines Bruders, und er begann zu verstehen, warum Alexandros bei seinen Soldaten so beliebt war. Er schien alle beim Namen zu kennen und hatte Zeit für jeden. Er erkundigte sich nach Frauen und Kindern und dem Zustand ihrer Pferde. Er unterhielt sich mit den Männern über ihre Leistungen auf dem Exerzierplatz, er lobte und kritisierte auch gelegentlich, vermittelte dabei aber immer den Eindruck, als wisse er über jede Einzelheit des vergangenen Tages Bescheid. So bestärkte er sie in ihrer Treue zu ihm, denn eine Armee muß glauben, daß ihr Feldherr sein Geschäft versteht und ihm auch noch der geringste der Männer am Herzen liegt. Philipp prägte sich das ein.
    »Was weißt du über die Illyrer?«
    Es war tiefste Nacht, und sie hatten eben erst den letzten Posten kontrolliert. Nur die Feuer der Wachen verströmten ein schwaches Licht. Philipp sah seinen Bruder an und entdeckte in seinem Gesicht einen bekümmerten Ausdruck, den er noch nie zuvor gesehen hatte, so als machten ihm geheime Zweifel das Leben schwer.
    »Nur wenig«, antwortete er. »Ich weiß, daß sie ein Volk von Dieben sind, daß sie die von ihnen abhängigen Völker unterdrücken und ihre Nachbarn nicht in Ruhe lassen. Ich weiß, daß ihr König Bardylis heißt und daß er alt und angeblich sehr gerissen ist. Was gibt es sonst

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