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Der Maler und die Lady (German Edition)

Der Maler und die Lady (German Edition)

Titel: Der Maler und die Lady (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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über die Oberlippe und glaubte, seinen Kuss noch zu spüren. In der Tat, nahm sie den Gedankengang wieder auf, ungelegenerkonnte eine Sache gar nicht kommen.
    Ihr Vater hätte vernünftig sein sollen. Mit einem tiefen Seufzer korrigierte sie unverzüglich dieses Wunschdenken: von Philip Fairchild Vernunft zu erwarten, hatte genauso viel Aussicht auf Erfolg wie die Wandlung Huckleberry Finns in einen fleißigen Schüler. Der verdammte, brillant gelungene van Gogh musste so schnell wie möglich aus dem Haus. Und der Tizian … Ratlos biss Lara sich auf die Lippen. Darum musste sie sich auch noch kümmern.
    Anatole weilte bei ihrem Vater. Im Augenblick waren ihr die Hände gebunden, aber schon in wenigen Tagen würde sie der Sorge enthoben sein. Ein Lächeln spielte wieder um ihre Lippen. Die verbleibende Zeit von Anatoles Besuch konnte ganz reizvoll werden. Sie dachte an ihn, an die besonnen blickenden Augen, den festen, ernsten Mund.
    Ein gefährliches Vergnügen. Aber was war das Leben ohne den kleinen Nervenkitzel? Lächelnd griff sie nach den Werkzeugen.
    Lara arbeitete ruhig und vollkommen konzentriert. Anatole, ihr Vater, der van Gogh waren vergessen. Nur das Stück Holz in ihrer Hand zählte. Es war lebendig, das spürte sie. Es wartete nur darauf, dass sie es zum Leben erweckte. Sie würde den Lebensquell finden und die erhebende Genugtuung erleben, die mit seiner Entdeckung einherging.
    Diese Befriedigung hatte ihr die Malerei nie geben können. Lara hatte sich in diesem Metier versucht, wohl auch Freude bei den spielerischen Versuchen empfunden, aber sie war nie eine besessene Malerin gewesen. Die Malerei hatte sie nie bis ins Letzte fesseln können. Die Kunst war eine Geliebte, die totale Loyalität forderte. Lara verstand das.
    Mit zunehmender Gestalt schien das Stück Holz den ersten schüchternen Lebenshauch abzugeben. Ganz deutlich spürte Lara plötzlich, dass die Emotion, die sie darzustellen suchte, die Form sprengen wollte. Gleich, gleich war es soweit.
    Als Lara ihren Namen hörte, riss sie den Kopf in die Höhe. „Verd…!“
    „Lara, es tut mir leid.“
    „Melanie, du bist es.“ Sie konnte die Verwünschung gerade noch herunterschlucken. „Ich habe dich nicht kommen hören.“ Lara legtedie Schnitzwerkzeuge zur Seite, behielt aber das Stück Holz in der Hand. Sie konnte sich jetzt nicht davon trennen. „Komm herein. Ich werde dich nicht anschreien.“
    „Du solltest es tun.“ Zögernd blieb Melanie an der Schwelle stehen. „Ich störe.“
    „Ja, das tust du in der Tat, aber ich verzeihe dir. Wie war es in New York?“ Lächelnd bot Lara ihrer ältesten Freundin einen Platz an.
    Die sorgfältig frisierten weißblonden Haare umrahmten ein herzförmiges Gesicht. Auf den deutlicher als bei Lara hervortretenden Wangenknochen lag ein Hauch Rouge. Die geschwungenen Lippen waren meisterhaft geschminkt und glänzten in tiefem Rosé. Wieder einmal stellte Lara fest, dass Melanie Burgess ein perfektes Profil besaß.
    „Du siehst phantastisch aus, Melly. Hat es dir in New York gefallen?“
    Melanie rümpfte die Nase, während sie über den Stuhl wischte. „Es war eine Geschäftsreise. Meine Frühjahrskollektion ist allerdings gut angekommen.“
    Lara setzte sich mit untergeschlagenen Beinen hin. „Ich werde nie begreifen, wie du im August entscheiden kannst, was wir im nächsten April anziehen sollen.“ Das Gefühl für das Holz schwand allmählich, aber es würde wiederkehren. Lara legte die halbfertige Holzplastik in Reichweite auf den Tisch.

3. KAPITEL
    A uf dem Weg zurück zu Laras Atelier drangen Stimmen an Anatoles Ohr. Lara war offenbar nicht allein. Unschlüssig blieb er stehen und hörte der Unterhaltung eine Weile zu. Schließlich fand er, es sei an der Zeit, sich bemerkbar zu machen, und trat ein. Lara blickte auf und sah ihn lächelnd an. Nichts in seinem Gesicht ließ erkennen, dass er ohne ihr Wissen Zeuge einer recht aufschlussreichen Unterhaltung geworden war. „Hallo, Anatole. Hattest du ein interessantes Gespräch mit Papa?“
    „Ja.“
    Die Erscheinung der Besucherin war atemberaubend. Sie hatte ein vollkommen ebenmäßig geschnittenes Gesicht und eine erstklassige Figur. Ihr blassrosa Kleid bestach durch Eleganz und Schlichtheit. „Störe ich?“
    „Wir plaudern nur. Darf ich vorstellen? Melanie Burgess, Anatole Haines. Anatole wird einige Wochen unser Gast sein.“
    Er ergriff die ihm dargebotene Hand mit den zartrosa lackierten Fingernägeln. Im Gegensatz zu Lara

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