Der Maler und die Lady (German Edition)
sie ihn über die Schulter beobachten konnte. Mit ihr flutete ein Duft von brennendem Holz und Rosen ins Zimmer.
„Du wollen Katrins Bild malen, eh?“, fragte sie leise und ahmte dabei den erotischen Tonfall einer slawischen Schönen nach, während sie mit einem Finger verführerisch Anatoles Wange streichelte. Der unverschämte, herausfordernde Blick und dann ihr Lachen erzeugten einen heißen, gefährlichen Schauer auf seiner Haut. „Zuerst du bezahlen.“
Anatole hätte ihr alles gegeben. Welcher Mann hätte das nicht getan? Nur mit Mühe widerstand er der Versuchung und steckte sich eine Zigarette an. „Geh hinüber zum Ostfenster“, sagte er leichthin. „Da ist das Licht besser.“
Nein, so leicht würde er ihr nicht davonkommen. Hinter all dem frechen, unverschämten Gebaren zitterte ihr Körper noch vor Verlangen nach seiner Berührung. Nicht um alles in der Welt würde sie es ihn merken lassen. „Wie viel du zahlen?“, fragte sie und wirbelte in einer Wolke roter Seide davon. „Katrina nicht gratis.“
Anatole konnte sich kaum beherrschen, sie nicht beim Schopf zu packen und zurückzuziehen. „Du bekommst nicht einen Cent, ehe ich das Bild nicht fertig habe.“
Plötzlich wie umgewandelt, strich Lara den Rock glatt. „Ist irgend etwas mit dir?“, fragte sie sanft. „Gefällt dir das Kleid nun doch nicht?“
Unbeherrscht drückte Anatole die Zigarette aus. „Fangen wir an.“
„Ich dachte, das hätten wir bereits getan“, antwortete sie leise.
Ihre Augen strahlten und sahen ihn amüsiert an. Er hätte sie erwürgen können und sich gleichzeitig ihr zu Füßen werfen mögen. „Es war deine Idee, mich zu malen.“
„Treib es nicht zu weit, Lara. Du hast eine Art, gewisse primitive Eigenschaften in mir zu wecken.“
„Dafür kannst du mich kaum verantwortlich machen. Vielleicht hast du sie zu lange unterdrückt.“ Nachdem sie erreicht hatte, was sie wollte, wurde sie kooperativ. „Also, wo soll ich mich hinstellen?“
„Ans Ostfenster.“
Anatole sprach nur das Nötigste. „Heb das Kinn an! Dreh den Kopf!“ Innerhalb von wenigen Augenblicken waren Zorn und Verlangen vergessen, und er war ganz der konzentrierte Maler. Lange Zeit hörte man nur das Geräusch des Regens, der gegen die dicken Scheiben schlug.
Unvermittelt fragte Anatole: „Malt Hiller überhaupt nicht?“
Das Lächeln schwand aus Laras Gesicht. „Ein wenig.“
„Hast du nie für ihn Modell gestanden?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
Laras Blick wurde eisig. Gerade das brauchte Anatole nicht für sein Bild. Widerstreitende Gefühle tobten in seinem Innern, während er weiter skizzierte. „Sagen wir einmal, ich hatte nicht sehr viel übrig für seine Arbeit.“
„Das darf ich dann wohl als Kompliment für meine werten.“
Gleichgültig sah Lara ihn eine Weile an. „Wenn du willst.“
Den anderen hinters Licht zu führen, war Teil der Aufgabe, die er übernommen hatte. Nach allem, was er vor Fairchilds Studio gehört hatte, blieb ihm gar nichts weiter übrig, als neue Fragen zu diesem Thema zu stellen. „Ich bin überrascht, dass es ihm nichts ausmachte, da er dich doch liebte.“
„Er liebte mich nicht“, entgegnete Lara vernichtend. War ihr Blick vorher kalt wie Eis, so sprühten ihre Augen jetzt Funken.
„Er wollte dich heiraten.“
„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“
Anatole schaute auf und stellte fest, dass sie meinte, was sie sagte „Ach, nein?“
„Ich liebte ihn nicht und habe trotzdem zugestimmt, ihn zu heiraten.“
„Warum?“ Mitten in der Bewegung hielt er inne. Die Zeichenkohle in der Hand, vergaß er die Arbeit an dem Bild.
Lara blickte ihn immer noch an. Langsam beruhigte sie sich. Einen Moment sah sie wie ein waidwundes Tier aus. „Die Zeit …“ sagte sie leise und ließ den Satz unbeendet.
Anatole bohrte weiter. „Warst du der Meinung, es sei Zeit zum Heiraten?“
„Stuart sieht gut aus, ist sehr höflich und charmant und, wie ich glaubte, harmlos. Ich stellte fest, dass ein höflicher, charmanter und harmloser Ehemann das Letzte war, was ich wollte. Trotzdem glaubte ich, er liebe mich. Ich habe mir sehr lange Zeit gelassen, die Verlobung zu lösen, weil ich ihn mir als angenehmen Ehemann vorstellte, noch dazu als einen, der keine allzu großen Ansprüche stellen würde.“ Das klang hohl, leer, wie ein Vorwand. „Und einer, mit dem ich Kinder haben könnte.“
„Du möchtest Kinder haben?“
Unvermittelt wurde sie erneut wütend. „Was ist
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