Der Maler und die Lady (German Edition)
„Nein, Anatole, lass das. Misch dich da nicht ein.“ Er schüttelte ihre Hand ab, aber sie lief vor und stellte sich mit dem Rücken gegen die Tür. In Stuarts Gegenwart war es ihr gelungen, das Weinen zu unterdrücken, aber nun schwammen ihre Augen in Tränen. „Bitte, ich habe schon genug Probleme, die auf meinem Gewissen lasten, ich will dich nicht in diese Sache hineinziehen. Ich lebe mein Leben, wie es mir passt, und muss also auch die Konsequenzen meines Handelns tragen.“
„Nun gut.“ Anatole wischte eine Träne von Laras Wange und schwor sich, eines schönen Tages mit Stuart Hiller abzurechnen.
Als Lara den Blick hob, waren ihre Augen noch feucht, aber sie hatte sich gefasst. „Du bist bestimmt hereingekommen, um dir mein Porträt anzuschauen. Es hängt da drüben.“
Sie wies auf die Wand, an der das Gemälde hing, aber Anatole schaute nicht hin. „Ich werde es gründlich studieren, aber im Augenblick kümmere ich mich lieber um das Original.“ Er zog sie an sich und nahm sie in die Arme. Auch wenn es keinem von ihnen bewusst war, Anatole hätte ihr keinen besseren Zuspruch geben können. Sie legte den Kopf an seine Schulter, beruhigte sich und dachte an das Vorhaben, dessen Verwirklichung sie bereits in die Wege geleitet hatte.
„Es tut mir leid, Anatole.“
Deutlich vernahm er das Bedauern und streichelte mit den Lippen ihr Haar. „Was tut dir denn leid?“
„Ich kann es dir nicht sagen.“ Sie schlang die Arme um ihn und klammerte sich an ihn, wie sie sich noch nie an einen Menschen geklammert hatte. „Aber es tut mir leid.“
Die Rückfahrt vom Anwesen der Merricks war ruhiger als die Hinfahrt. Lara saß auf dem Beifahrersitz. Normalerweise hätte Anatole ihr Schweigen und die Beklommenheit der hässlichen Szene mit Hiller zugeschrieben. Aber er erinnerte sich an Laras Reaktion, als auf der Party vom Verkauf eines Tizians die Rede war.
Was ging nur in ihrem Kopf vor sich? Wie sollte er es herausfinden? Angriff ist die beste Verteidigung, beschloss er. Bedauernd dachte er einen Moment an das nun nicht stattfindende Schäferstündchen im Mondschein. „Der Tizian wurde verkauft?“ bemerkte er und gab vor, Laras Erschrecken nicht zu bemerken. „Ist das Bild schon lang in Harriets Be sitz?“
„Der Tizian.“ Lara faltete die Hände im Schoß. „Hm, oh ja. Seit Jahren.“
„Schade, dass es nun verkauft ist, ehe ich es sehen konnte. Ich bin ein großer Verehrer von Tizians Werken. Das Bild in meinem Zimmer ist großartig.“
Laras Lachen klang ziemlich nervös. „Das in der Galerie hängende Gemälde ist ebenfalls phantastisch“, erklärte sie. „Ah, da sind wir ja wieder zu Hause. Lass den Wagen ruhig stehen“, fügte sie halb erleichtert und halb verärgert hinzu, denn die nächsten Entscheidungen standen bereits fest. „Cards wird sich darum kümmern. Ich hoffe, Anatole, es macht dir nichts aus, dass wir so früh aufgebrochen sind. Papa ist auch schon zurück“, stellte sie fest und stieg aus. „Offenbar konnte er bei Harriet nicht landen. Nehmen wir noch einen Schlaftrunk, ja?“
Lara ging vor ihm die Stufen zum Haus hinauf, ohne seine Antwort abzuwarten. Anatole merkte, dass er Teil eines hastig entworfenen Plans werden sollte und spielte mit. Das passt alles zu perfekt, überlegte er, als Fairchild sie freundlich lächelnd an der Tür erwartete.
„Es waren zu viele Leute da“, bemerkte er. „Ich bevorzuge kleine Partys. Kommt, wir nehmen einen Drink im Wohnzimmer und reden noch ein bisschen.“
Wenn Papa doch bloß nicht so überflüssig tun würde, dachte Lara und hätte ihm am liebsten einen warnenden Blick zugeworfen. „Ichsage Cards Bescheid, damit er sich um den Rolls Royce und meinen Wagen kümmert.“ Zögernd blieb sie noch einen Moment stehen, als die Männer bereits dem Salon zustrebten. Anatole war die Unschlüssigkeit in ihrem Blick nicht entgangen. Mit einem Auflachen versetzte Fairchild ihm einen kameradschaftlichen Schlag auf die Schulter und zog ihn mit sich.
„Du musst dich nicht beeilen“, rief er Lara zu. „Für eine Weile habe ich die Nase voll von Weibern.“
„Wie reizend von dir.“ Die gewohnte Ironie und Festigkeit waren in ihrer Stimme zurückgekehrt. „Jetzt gehe ich erst einmal in die Küche und esse die ganze Portion von Tulips Pudding auf“, sagte sie und eilte davon.
Mit Bedauern dachte Fairchild an seine mitternächtliche Stärkung. „Göre“, murmelte er. „Dann trinken wir eben einen Scotch.“
Lässig steckte
Weitere Kostenlose Bücher