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Der Maler und die Lady (German Edition)

Der Maler und die Lady (German Edition)

Titel: Der Maler und die Lady (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Anatole die Hände in die Hosentaschen und ließ Fairchild keine Sekunde aus den Augen. „Ich hatte die Gelegenheit, Laras Porträt in Harriets Bibliothek zu sehen. Es ist wunderschön.“
    „Ich muss selbst sagen, es ist eines meiner besten Bilder.“ Fairchild ergriff die Karaffe mit dem Whisky. „Wissen Sie, Harriet mag meine Tochter sehr gern.“ Geschickt ließ er beim Eingießen zwei Tabletten in ein Glas fallen.
    Normalerweise wäre es Anatole nicht aufgefallen. Sehr raffiniert gemacht, dachte er zugleich verärgert und amüsiert. Flink und behände. Ganz offensichtlich wollte man ihn außer Gefecht setzen. Es würde ihm ein diebisches Vergnügen bereiten, die beiden zu überlisten. Lächelnd nahm er das Glas entgegen und wandte sich dann einer Landschaft von Corot zu, die hinter ihm hing.
    „Corots Lichttechnik“, bemerkte er und nippte am Glas, „vermittelt in all seinen Bildern eine enorme Tiefenwirkung.“
    Die Masche war genau richtig. Fairchild war auf dem besten Weg, sich in eine seiner wohlbekannten Lektionen zu ergehen. „Ich habe eine besondere Vorliebe für Corot. Er besaß die Gabe, Details herauszuarbeiten, ohne dabei pedantisch zu sein oder den Gesamteindruck des Bildes zu verwässern. Schauen Sie sich das Laub an“, führte er weiter aus und stellte den Drink hin. Während Anatole seinen Ausführungen lauschte, stellte er seinen Drink ebenfalls ab und tauschte ihn mit Fairchilds. Dann ließ er sich genießerisch den Scotch schmecken.
    Im ersten Stock fand Lara den Tizian bereits in stabiles Packpapier gewickelt vor. „Haben Sie vielen Dank, Cards“, sagte sie leise. Sie schaute auf die Uhr und wartete noch volle zehn Minuten, ehe sie das Bild in die Hand nahm und das Zimmer verließ. Sie schlich die Hintertreppe hinunter und ging zu dem wartenden Wagen.

7. KAPITEL
    I m Wohnzimmer beobachtete Anatole nachdenklich den in der Sofaecke sitzenden schnarchenden Fairchild. Das mindeste, was er für seinen Gastgeber tun konnte, war ja wohl, es ihm auf der Couch so bequem wie möglich zu machen. Also legte er ihm die Beine ebenfalls auf das Sofa. Das Geräusch eines Wagens ließ Anatole aufhorchen. Als er das Fenster erreichte, sah er Laras Porsche die Einfahrt hinunterpreschen.
    „Dich kriege ich“, murmelte er.
    Die rasche Autofahrt erhöhte noch Laras Abenteuerlust. Sie fuhr rein mechanisch und konzentrierte sich in Gedanken auf die vor ihr liegende Aufgabe. Das half ihr ein wenig, ihre Schuldgefühle Anatole gegenüber zu lindern.
    Etwa fünfhundert Meter von der Galerie entfernt parkte sie den Wagen in einer Seitenstraße. Sie nahm das Paket unter den Arm und ging los, dankbar, dass das Bild nicht allzu groß war, obwohl der Rahmen ein gewisses Gewicht hatte. Das Klappern ihrer Absätze hallte auf dem Asphalt wider.
    Wolken verdunkelten teilweise das Mondlicht. Das Cape wehte um Laras Schultern. Im Schatten der Bäume ging sie auf die Galerie zu. Die Umgebung war nur spärlich beleuchtet und wirkte düster und geheimnisvoll. Aus der Ferne hörte sie den Schrei einer Eule. Lachend schüttelte Lara das Haar in den Nacken.
    „Besser geht es ja gar nicht“, überlegte sie laut. „Jetzt fehlt nur noch Donnergrollen und einige zuckende Blitze. Auf Schleichwegen durch den Wald in geheimer Mission, umgeben von den Geräuschen der Nacht. Was tut man nicht alles für den, den man liebt.“
    Zwischen den Bäumen erblickte sie die vom Mondlicht beleuchtete, aus rotem Backstein erbaute Galerie. Als sie das Gebäude fast erreicht hatte, sah sie zur Uhr. In einer Stunde würde sie wieder zu Hause sein – und vielleicht sogar noch etwas von dem Zitronenpudding vor finden.
    Schwer legte sich eine Hand auf Laras Schulter. Wie Flügel breitete sich das Cape aus, als sie herumwirbelte. Erschrocken starrte sie in Anatoles Gesicht.
    „Machst du einen Spaziergang?“
    „Oh, Anatole, was machst du denn hier?“ Da sie sich nicht ins nächstbeste Mauseloch verkriechen konnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich der Situation zu stellen. Freundlich lächelnd sah sie ihn an.
    „Ich bin dir gefolgt.“
    „Wie schmeichelhaft. Hat Papa dich denn nicht gut unterhalten?“ „Er ist eingeschlafen.“
    Sie warf ihm einen überraschten Blick zu und atmete dann hörbar aus. Gequält lachte sie auf. „Es geschieht ihm wohl recht. Ich hoffe, er liegt bequem.“
    „Es geht. So, nun sag mir, was in dem Paket ist.“
    Sie wusste, es war sinnlos, was sie tat. Sie stellte sich ahnungslos. „Was für ein

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