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Der Maler und die Lady (German Edition)

Der Maler und die Lady (German Edition)

Titel: Der Maler und die Lady (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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der Galerie hätte Stuart informieren können, dass sie mitten in der Nacht mit einem Paket unter dem Arm aufgetaucht sei. Dann hätte Stuart zwei und zwei zusammengezählt.“
    „Und was wird der Wächter sagen, wenn Lara Fairchild mitten in der Nacht in der Galerie aufkreuzt?“
    „Er wird uns nicht sehen.“ Ihr rasches Auflachen klang äußerst blasiert.
    „Uns?“
    „Na, wo du nun schon einmal da bist.“ Sie lächelte ihn an, und dieses Mal meinte sie es auch so. „Ich habe dir alles erzählt, und da du ein Gentleman bist, wirst du mir helfen, die Bilder auszutauschen. Wir müssen uns beeilen. Wenn wir erwischt werden, müssen wir darauf setzen, dass Frechheit siegt. Du brauchst nichts weiter zu tun. Lass mich nur machen.“
    „Du machst das schon …“, bemerkte Anatole ein wenig sarkastisch und schickte einen bedeutungsvollen Blick zu den dahinziehenden Wolken hinauf. „Dann können wir ja anschließend beruhigt schlafen gehen. Unter einer Bedingung:“ Anatole schnitt ihr das Wort ab, ehe sie etwas sagen konnte. „Wenn wir das hier hinter uns haben und nicht im Gefängnis oder im Krankenhaus landen, will ich die ganze Geschichte erfahren. Und wenn wir uns im Gefängnis wiederfinden, drehe ich dir ganz langsam den Hals um.“
    „Das sind zwei Bedingungen, aber nun gut, sei es drum“, murmelte sie.
    Argwöhnisch beobachteten sie einander. Die eine fragte sich, wie viel sie würde preisgeben müssen, und der andere überlegte, wie viel er wirklich in Erfahrung bringen könnte. Beiden war die bewusste Täuschung unangenehm.
    „Bringen wir es hinter uns.“ Anatole ließ Lara den Vortritt.
    Über den Rasen ging Lara direkt auf den Haupteingang zu. Aus der tiefen Tasche des Abendcapes zog sie einen Schlüsselbund. „Mit diesen beiden Schlüsseln wird die Alarmanlage für das Haus abgeschaltet“, erklärte sie und drehte einige Schlüssel um. „Und mit diesem schließt man diese Tür auf.“ Lächelnd quittierte sie das leise Klicken, als das Schloss nachgab. Sie drehte sich zu Anatole um und betrachtete ihn eingehend. Er trug immer noch den eleganten Abendanzug. „Ich bin so froh, dass wir dem Anlass entsprechend gekleidet sind.“
    „Es ist nur recht und billig, in formeller Garderobe in ein so ehrwürdiges Haus einzubrechen.“
    „Richtig.“ Lara ließ die Schlüssel wieder in der Tasche verschwinden. „Wir geben schon ein bemerkenswertes Paar ab. Der Tizian hängt im Westtrakt im zweiten Stock. Der Wachmann hat ein kleines Zimmer im rückwärtigen Teil des Hauses. Ich nehme an, er trinkt schwarzen Kaffee mit einem Schuss Rum und liest Pornohefte. Das würde ich jedenfalls tun. Jede Stunde soll er seinen Rundgang machen, obwohl damit durchaus nicht gesagt ist, wie sorgfältig er seine Arbeit versieht.“
    „Und wann macht er seine Runde?“
    „Zur vollen Stunde. Wir haben noch zwanzig Minuten Zeit.“ Lara warf einen Blick auf die Uhr und zuckte mit den Schultern. „Das sollte genügen, obwohl wir mehr Zeit zur Verfügung hätten, wenn du mich nicht wie eine Zitrone ausgequetscht hättest. Jetzt schau nicht schon wieder so finster drein“, setzte sie hinzu. Sie presste einen Finger auf die Lippen und schlüpfte ins Haus.
    Aus der Tiefe der Capetasche holte sie eine Taschenlampe. Anatole folgte dem schmalen Lichtkegel auf dem Teppich und ging mit Lara die Treppe nach oben.
    Lara kannte sich offenbar sehr gut in der Galerie aus. Ohne Zögern bewegte sie sich in der Dunkelheit, bog im zweiten Stock linksab und marschierte zielstrebig den Korridor entlang. Das Cape blähte sich vom Luftzug, als sie den Ausstellungsraum betrat. Schweigend ließ sie den Lichtstrahl der Taschenlampe über die Wand huschen und zeigte schließlich auf die Kopie des Tizians, dessen Original in Anatoles Zimmer gehangen hatte.
    „Da ist es“, flüsterte Lara und deutete auf das typische tizianrote Haar der dargestellten Frau, welches den Maler unsterblich gemacht hatte. Bei den herrschenden Lichtverhältnissen konnte Anatole die Qualität nicht mit Sicherheit beurteilen, aber bei nächster Gelegenheit würde er das nachholen.
    „Nicht einmal ein Fachmann kann die beiden Bilder auseinanderhalten.“ Lara wusste genau, was in Anatole vor sich ging. „Harriet ist eine geachtete Kunstkennerin, doch selbst sie war nicht in der Lage, das Original von der Kopie zu unterscheiden. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob Fachleute es nicht als echt ansehen würden. Papa beherrscht eine Technik, die Farben künstlich altern

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