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Der Maler und die Lady (German Edition)

Der Maler und die Lady (German Edition)

Titel: Der Maler und die Lady (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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forderte er sie auf, ehe er vergaß, wie viele Dinge ungeklärt geblieben waren. Sie hatte eine Art an sich, einen Mann so weit zu bringen, dass er so gut wie alles vergaß.
    Die Rückfahrt dauerte fast doppelt so lange, denn Lara blieb deutlich unter der angeordneten Geschwindigkeit. Wieder ließ sie den Porsche vor der Einfahrt stehen. Cards würde sich darum kümmern. Im Haus ging sie unverzüglich ins Wohnzimmer.
    „Na ja …“ Nachdenklich betrachtete sie ihren schlafenden Vater. „Er scheint es einigermaßen bequem zu haben, aber ich werde es ihm noch ein bisschen bequemer machen.“
    Anatole lehnte im Türrahmen und wartete, bis sie das Nachtlager für ihren Vater gerichtet hatte. Sie löste seine Krawatte und zog ihm die Schuhe aus. Dann deckte sie ihn zu und drückte einen Kuss auf die kahle Stirn. „Papa“, murmelte sie. „Man hat dich ausgetrickst.“
    „Wir reden oben miteinander, Lara, und zwar gleich.“
    Lara richtete sich auf und sah Anatole eine Weile nachsichtig an.„Wenn du mich so nett darum bittest!“ Sie holte eine Flasche Brandy und zwei Gläser von der Bar. „Wir können es uns während der inquisitorischen Befragung ruhig gemütlich machen.“ Sie huschte an ihm vorbei die Treppe hinauf.
    Lara knipste die roséfarbene Nachttischlampe an und goss dann Anatole und sich selbst einen Brandy ein. Sie reichte Anatole das Glas, streifte die Schuhe von den Füßen und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen aufs Bett. Sie beobachtete ihn, wie er das Paket öffnete und das Gemälde betrachtete.
    Stirnrunzelnd prüfte er die Pinselstriche, die Farbgebung, die für Tizian so typische Maltechnik der Venezianer. Faszinierend! Das Bild war einfach faszinierend. „Ist das wirklich die Kopie?“
    Lara musste lächeln. Wärmend umschlossen ihre Hände den Cognacschwenker, aber sie trank nicht. „Papas Zeichen ist auf der Rückseite des Rahmens.“
    Anatole entdeckte den roten Kreis, betrachtete das aber dennoch nicht als schlüssigen Beweis. „Ich hätte geschworen, es ist echt.“
    „Da bist du nicht der Einzige.“
    Er lehnte das Bild gegen die Wand und wandte sich dann Lara zu. Der Kontrast des nachtschwarzen Haares auf dem schneeweißen Seidenkleid ließ sie wie eine indische Tempelpriesterin aussehen. Ein geheimnisvolles Lächeln lag um ihre Lippen. Sie saß immer noch im Lotussitz auf ihrem Bett und hielt das Brandyglas mit beiden Händen umfasst.
    „Wie viele Gemälde in der Sammlung deines Vaters sind denn noch Kopien?“
    Langsam hob sie den Cognacschwenker an die Lippen und nippte daran. Sie musste sich bemühen, sich die Verärgerung nicht anmerken zu lassen. Schließlich war seine Frage durchaus berechtigt. „Alle Gemälde in Papas Sammlung sind echt, mit Ausnahme dieses Tizians.“ Lässig zuckte sie die Schultern. Nun war es ja nicht mehr von Bedeutung.
    „Als du über eine gewisse Technik deines Vaters sprachst, Farben auf alt zu behandeln, hast du nicht den Eindruck erweckt, als hätte er diese Fähigkeit nur für dieses eine Bild eingesetzt.“
    Wie hatte sie nur annehmen können, dass er eine solche Bemerkung nicht aufgreifen würde? Die Katze war aus dem Sack, und Larawar das Versteckspiel leid. Nachdenklich drehte sie das Glas in den Händen, sodass das Getränk rötlich-bernsteinfarben am Innenrand glänzte.
    „Ich habe Vertrauen zu dir, Anatole“, bemerkte sie zu ihrer beider Überraschung leise. „Aber ich will dich nicht in eine Sache hineinziehen, von der es dir leid tun könnte, je davon erfahren zu haben. Bitte, versteh das, denn wenn ich dir davon erzähle, wird jegliches Bedauern zu spät sein.“
    Er missachtete die aufsteigenden Schuldgefühle. Wer hinterging denn nun wen? Und wer würde am Ende dafür einstehen müssen? „Lass das nur meine Sorge sein“, antwortete er. Mit Lara ins Reine zu kommen, war eine Sache, mit seinem Gewissen würde er sich dann später auseinandersetzen. Er nahm einen Schluck Brandy und spürte, wie sich die Wärme des Getränks im Körper verteilte. „Wie viele Kopien hat dein Vater gemacht?“
    „Zehn – nein elf“, korrigierte sie sich und ignorierte seinen leise ausgestoßenen Fluch. „Elf ohne den Tizian, der hier nicht zur Debatte steht.“
    „… nicht zur Debatte steht“, murmelte Anatole. Er durchquerte den Raum und füllte sein Glas nach. Er wusste, er würde den Drink noch brauchen. „Was unterscheidet diese Tiziankopie von den anderen?“
    „Diese Kopie resultierte aus einer persönlichen Übereinkunft

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