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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Abteilung Fünf der Ersten Hauptverwaltung gearbeitet, der Abteilung für ›nasse Angelegenheiten‹. Ich arbeite seit Monaten an etwas, das ich mit ihm besprechen wollte. Ich kann Ihnen versichern, daß er gesund und munter gewesen ist, als wir uns voneinander verabschiedet haben.«
    »Ich freue mich, daß Sie das amüsant finden, Michael, denn wir sind anderer Auffassung«, sagte Monica. »Ich will, daß Sie morgen früh die erste Maschine nach Washington nehmen.
    Betrachten Sie sich bis zum Abschluß der Ermittlungen wegen Ihres Verhaltens in dieser Sache als vorläufig vom Dienst suspendiert.«
    Der Bildschirm wurde dunkel. Wheaton streckte wortlos eine Hand aus. Michael griff unter seinen Pullover und übergab Wheaton die geladene Browning.
    Wheaton wollte ihn für seine letzte Nacht in London wieder in der sicheren Wohnung unterbringen, aber Michael forderte ihn unmißverständlich auf, sich zu verpissen, und quartierte sich wieder in dem kleinen Hotel an der Knightsbridge mit Blick über den Hyde Park ein. Als er am frühen Abend aus dem Hotel auf die regennasse Straße trat, entdeckte er sofort zwei von Wheatons Aufpassern, die in einem geparkten Rover dösten.
    Wahrend er bei Harrods für Elizabeth einkaufte, sah er zwei weitere, und bei einem Spaziergang die Sloane Street hinunter sah er einen fünften Aufpasser zu Fuß.
    Außerdem entdeckte er zwei Männer in einem Ford, diesmal in einem dunkelblauen.
    Wer seid ihr? Wer hat euch angeheuert? Wenn nicht Wheaton, wer dann?
    Beschatter abzuschütteln war nicht schwierig, auch Profis.
    Michael befand sich im Vorteil, denn er war wie sie auf »der Farm« ausgebildet worden und kannte ihre Taktik. Er war eine Stunde lang bei leichtem Regen kreuz und quer im Londoner West End unterwegs: zu Fuß, mit Bus, Taxi und U-Bahn, über Berkeley Square, Oxford Street, Bond Street und Leicester Square bis nach Soho hinein. Er fand sich vor Sarahs Wohnung wieder. Das libanesische Schnellrestaurant war vegetarisch geworden - ein Denkmal für Sarah. Bob Marleys Stimme dröhnte aus einem halboffenen Fenster mit schmuddeligen Vorhängen. Sarahs Fenster. Vermutlich auch Sarahs Vorhänge.
    Sarah Randolph hat einen verhängnisvollen Fehler gemacht, hatte der alte Drosdow gesagt. Sie hat sich in ihr Opfer verliebt.
    Sie war ein Schwindel gewesen, eine Mystifikation, die seine Feinde erschaffen hatten, in ihrer grenzenlosen Naivität eine tragische Heldin. Sie hatte ihn verraten, aber sie war nicht real.
    Er konnte sie nicht lieben, konnte sie aber auch nicht hassen. Sie tat ihm nur leid.
    Wheatons Aufpasser hatte er schon lange abgehängt, deshalb fuhr er mit einem Taxi nach Belgravia. Geheimdienstleute schaffen sich wie Diebe einen versteckten Zugang zum eigenen Haus, um für den unvermeidlichen Tag gerüstet zu sein, an dem ihr lebenslänglicher Verrat sich rächt. Michael kannte Graham Seymours Methode: übers Nachbargrundstück und mit Hilfe einer für diesen Zweck bereitliegenden Strickleiter über die hohe weiße Gartenmauer. Auf diesem Weg gelangte er in der Dunkelheit auf Grahams Steinterrasse. Als Michael an die Terrassentür klopfte, machte Graham ihm mit einem von Helens Schweizer Küchenmessern bewaffnet auf. Während sie oben im Wohnzimmer miteinander sprachen, trocknete Michaels nasser Mantel am Gasfeuer, und aus Grahams teurer Stereoanlage dröhnte Rachmaninow, um ihr Gespräch zu überspielen.
    Sie redeten fast eine Stunde miteinander. Sie redeten über die Ereignisse auf der Fähre. Sie redeten über Sarah. Über Colin Yardley, Astrid Vogel und den Mann im Dunkeln, der Yardley dreimal ins Gesicht geschossen hatte. Über die Männer auf der Jacht und in den Fords dem weißen Lieferwagen und dem jetzigen blauen. Michael brauchte Geld. Helen war reich, sogar reicher als Elizabeth, und Graham hatte für alle Fälle immer ein paar tausend Pfund in seinem Wandsafe liegen. Reisepässe waren kein Problem. Im Lauf der Jahre hatte Michael seine Kontakte zu befreundeten Diensten genutzt, um sich eine Kollektion gefälschter Papiere zuzulegen. Er konnte als Franzose oder Spanier, als Deutscher oder Grieche reisen. Sogar als Israeli. Ruf Elizabeth an, sagte Michael. Ich werde ihr alles erklären, wenn ich zurückkomme. Aber sei am Telefon vorsichtig. Sag ihr nicht, wohin ich will und was ich vorhabe.
    Sag ihr, daß ich sie liebe. Sag ihr, sie soll gut auf sich aufpassen.
    Sie aßen Penne puttanesca und Salat und tranken Rotwein.
    Helen und Graham Seymour sprachen über Michael,

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