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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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sein müssen.
    Der Jaguar hielt vor seiner Villa. Sein Chauffeur, ein ehemaliger Angehöriger der Eliteeinheit Special Air Service, begleitete den Direktor zur Tür und blieb stehen, bis er im Haus war. Das Mädchen, eine karamelbraune jamaikanische Skulptur namens Daphne, erwartete ihn. Sie trug eine weiße Bluse, die bis zum Ansatz ihres vollen Busens aufgeknöpft war, und einen schwarzen Rock, der ihre nackten Oberschenkel nur halb bedeckte. Langes, braunes Haar mit von der Sonne aufgehellten Strähnen umspielte ihre Schultern.
    »Mr. Elliott ruft aus Colorado an, Sir«, sagte sie. Obwohl der Direktor schon viele tausend Pfund für Sprachtherapie ausgegeben hatte, lag in ihrer Stimme noch immer die Spur eines westindischen Singsangs. In seiner Villa in Mayfair durften Name n genannt werden, denn sie wurde regelmäßig nach Wanzen abgesucht, und Fenster und Wände waren gegen Richtmikrofone gesichert.
    Der Direktor ging in sein Arbeitszimmer und drückte auf die blinkende Taste seines schwarzen Telefons mit mehreren Amtsleitungen. Daphne betrat den Raum, füllte ein Whiskyglas zwei Zentimeter hoch mit dreißigjährigem Scotch und reichte es ihm. Sie blieb im Zimmer, während er telefonierte, denn er hatte keine Geheimnisse vor ihr.
    »Was ist schiefgegangen?« fragte Elliott.
    »Mr. Awad ha tte jemanden zu seinem Schutz mitgebracht, und Mr. Osbourne ebenfalls. Außerdem ist er verdammt gut.«
    »Nach allem, was er heute morgen auf der Fähre erfahren hat, muß er erst recht beseitigt werden.«
    »Das ist mir klar, Mr. Elliott.«
    »Wann soll der nächste Anschlag stattfinden?«
    »So bald wie möglich«, sagte der Direktor und machte eine Pause, um an seinem Scotch zu nippen. »Aber ich möchte einen Austausch vornehmen. Osbourne ist ziemlich gut. Deshalb muß sein Gegner sehr gut sein. Ich möchte diesen Auftrag an Oktober vergeben.«
    »Er ist sehr teuer.«
    »Ein lebender Osbourne kann uns noch mehr kosten, Mr. Elliott. Ich denke, dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, über ein bis zwei zusätzliche Millionen zu meckern, nicht wahr?«
    »Nein, Sie haben recht.«
    »Ich arbeite ein detailliertes Dossier über Osbourne aus und schicke es Oktober als verschlüsselte E-Mail. Entschließt er sich dazu, den Auftrag anzunehmen, läuft der Countdown, und ich rechne damit, daß Mr. Osbourne binnen kurzem eliminiert sein wird.«

    »Das hoffe ich«, sagte Elliott.
    »Verlassen Sie sich darauf, Mr. Elliott. Gute Nacht.«
    Der Direktor legte auf. Daphne stand hinter ihm und knetete sanft seine Schultern. »Haben Sie heute abend noch Arbeit für mich, Sir?« fragte sie.
    »Nein, Daphne, ich erledige noch etwas Papierkram und gehe dann zu Bett.«
    »Sehr wohl, Sir«, sagte sie und verließ den Raum.
    Der Direktor arbeitete noch etwa zwanzig Minuten, trank den Scotch aus und sah sich im Satellitenfernsehen amerikanische Reportagen über die Explosion auf der Kanalfähre an. Dann schaltete er den Fernseher aus und ging nach oben in seine Schlafzimmersuite. Daphne lag mit aufgeknöpfter Bluse auf dem Bett, hatte die langen Beine übereinandergeschlagen und spielte mit einer Haarsträhne, die sie um ihren schlanken Zeigefinger gewickelt hatte.
    Der Direktor entkleidete sich wortlos und zog einen seidenen Schlafrock an. Manche Reichen amüsierten sich mit Autos oder Pferden. Der Direktor hatte seine Daphne.
    Sie hatte sich ebenfalls ausgezogen; ihre Kleider lagen neben ihr auf dem Bett. Sie streichelte sanft ihre Brustspitzen, ihren Bauch, ihre Schenkel. Daphne verstand sich darauf, zu reizen, sogar sich selbst. Der Direktor streckte sich neben ihr auf dem Bett aus und ließ einen Finger über ihre Kehle gleiten.
    »Irgendwas, mein Herz?« fragte sie.
    »Nein, mein Herz.«
    Die Fähigkeit des Direktors, eine Frau zu lieben, war schwer beeinträchtigt, seiner Meinung nach eine Nebenwirkung eines Lebens voller Lügen und Verrat. Daphne griff unter seinen Schlafrock, nahm ihn in ihre langen Hände.
    »Überhaupt nichts?«
    »Leider nein, mein Herz.«

    »Schade«, murmelte sie. »Soll ich?«
    »Wenn du in Stimmung bist.«
    »Sie sind ein Dummerchen, Sir. Wollen Sie mir dabei zur Hand gehen oder nur zusehen?«
    »Nur zusehen«, sagte der Direktor und zündete sich eine Zigarette an.
    Daphnes Hand glitt zwischen ihre Schenkel. Sie keuchte laut, warf den Kopf zurück und schloß die Augen. In den folgenden zehn Minuten nahm er sie auf die einzig mögliche Art - mit seinen Blicken -, war aber bald in Gedanken woanders. Er dachte an

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