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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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üblichen Lautstärke miteinander, weil alles völlig normal wirken sollte.
    Max legte einen Stapel Papier in den Fotokopierer ein und stellte die Kaffeemaschine an. Irgendwo im Hintergrund hörte Elizabeth das Brummen von Staubsaugern in den anderen Räumen.
    Sie nahm die Schlüssel mit und ging den Korridor entlang zu Braxtons Büro. Sie klopfte einmal leicht an, bekam keine Antwort und sperrte die Tür mit dem Nachschlüssel auf.
    Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, nahm sie eine kleine Taschenlampe aus ihrer Umhängetasche und knipste sie an.
    Sie stand im Vorzimmer, in dem die beiden Sekretärinnen Braxtons arbeiteten. Das durch eine massive Tür gesicherte Archiv befand sich an der Rückwand dieses Raums. Max hatte ihr beschrieben, wo die Akten Elliott und Beckwith zu finden waren, links oben an der Rückwand. Elizabeth holte sich die niedrige Bibliotheksleiter, stieg hinauf und sah die einzelnen Ordner durch.
    Elizabeth ging die ganze obere Reihe durch, ohne etwas zu finden. Sie fing noch einmal von vorn an, zwang sich dazu, langsam zu suchen, und fand wieder nichts. Auch eine Reihe tiefer wurde sie nicht fündig. Sie fluchte leise vor sich hin.
    Braxton hatte die Akten ausgelagert.
    Elizabeth stieg von der Leiter und ging zur Tür. In diesem Augenblick hörte sie draußen im Vorzimmer Geräusche, ein Schlüssel, der ins Schloß gesteckt wurde, das Klicken des Lichtschalters, das Klirren des Putzwagens. Als nächstes hörte sie, wie ein Schlüssel in das Türschloß unmittelbar vor ihr gesteckt wurde. Das Schloß schnappte auf, und die Tür öffnete sich.
    Elizabeth betrachtete den vor ihr stehenden Mann sorgfältig und wußte sofort, daß mit ihm etwas nicht stimmte. Die Putzkolonne bestand fast nur aus kleinen, dunkelhäutigen Mittelamerikanern, die fast kein Englisch sprachen. Dieser Mann war ungefähr einsachtzig und hellhäutig. Sein dunkles Haar war unverkennbar von einem teuren Friseur geschnitten und gestylt worden. Sein Overall war fleckenlos neu, seine Fingernägel waren sauber. Aber vor allem fiel Elizabeth der Ring an seiner linken Hand auf. Er trug das Wappen der Army Special Forces, der Green Berets.
    »Kann ich etwas für Sie tun?« fragte Elizabeth. Sie hielt es für klüger, in die Offensive zu gehen.
    »Hab' hier ein Geräusch gehört«, sagte der Mann in stark akzentgefärbtem Englisch. Elizabeth wußte, daß er log, denn sie war so leise wie möglich gewesen.
    »Warum haben Sie dann nicht den Wachmann gerufen?«
    fauchte sie.
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Wollte erst mal selbst nachsehen. Sie wissen schon, Dieb fangen, großer Held sein, Belohnung oder so was kriegen.«
    Sie sah demonstrativ auf das Namensschild an seinem Overall.
    »Sind Sie Amerikaner, Carlos?«
    Er schüttelte den Kopf. »Bin aus Ecuador.«
    »Woher haben Sie diesen Ring?«
    »Pfandleiher in Adams Morgan. Muy bonito, nicht wahr?«
    »Wirklich sehr hübsch, Carlos. Entschuldigen Sie mich jetzt bitte.«
    Sie ging an ihm vorbei ins Vorzimmer.
    »Gefunden, was Sie gesucht haben?« fragte er hinter ihr.
    »Ich habe nur etwas zurückgebracht.«
    »Okay. Gute Nacht, Senora.«
    »Vielleicht hat er die Wahrheit gesagt«, meinte Michael.

    »Vielleicht ist er wirklich Carlos aus Ecuador und hat den Ring bei einem Pfandleiher in Adams Morgan gekauft.«
    »Niemals!« sagte Elizabeth.
    Max war mit ihnen in ein Restaurant am Dupont Circle gegangen, The Childe Harald. Dort verkehrten vor allem Journalisten und junge Leute, die auf dem Capitol Hill arbeiteten. Sie saßen in der Kellerbar an einem Ecktisch.
    Elizabeth verzehrte sich nach einer Zigarette und kaute zur Ablenkung an ihren Nägeln.
    »Ich habe ihn noch nie gesehen«, sagte Max. »Aber das hat nicht viel zu bedeuten. In diesem Job kommen und gehen die Leute.«
    »Du hast den Kerl noch nie gesehen, Max, weil er weder ein Putzmann noch Carlos aus Ecuador ist. Ich weiß, was ich gesehen habe.« Sie wandte sich an Michael. »Erinnerst du dich, was du mir von diesem Gefühl erzählt hast, wenn du beobachtet wirst? Nun, genau dieses Gefühl habe ich jetzt, Michael.«
    »Sie ist nicht blöd«, sagte Henry Rodriguez. »Sie ist eine erfolgreiche Anwältin. Ich hab' versucht, mich rauszureden.
    Hab' meinen besten Freddie Prince aus Chico a nd the Man gespielt, aber irgendwie hat sie was gemerkt.«
    »Warum hast du auch diesen verdammten Ring getragen?« fragte Calahan.
    »Ich hab' ihn vergessen. Erschieß mich dafür.«
    »Bring mich nicht auf solche Ideen. Wo

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