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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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eineinhalb Meter breit. Jenseits der Hochwassermarke erhob sich eine sechs bis sieben Meter hohe Steilklippe, die mit Büschen und Strandhafer bewachsen war.
    Delaroche lud die Pistole durch. Astrid folgte seinem Beispiel. Dann nahm er sie an der Hand und führte sie den Strand entlang nach Cannon Point.
    Matt Cooper und Scott Jacobs waren beide seit fast zwanzig Jahren beim CIA-Sicherheitsdienst. Ihr Dienstwagen parkte hinter dem Haupttor des Landsitzes an der Shore Road. Die beiden wechselten sich ab und machten alle halbe Stunde einen Rundgang um das gesamte Gelände. Um zwei Uhr morgens war Matt Cooper an der Reihe.
    Astrid und Delaroche lagen auf der Klippe über dem Strand im Schutz des dichten Dornengestrüpps. Delaroche studierte die Gebäude und ihre Lage zueinander: das große Haupthaus in Strandnähe, zwei Gästehäuser, eine separate Garage für drei Fahrzeuge. Im Haupthaus und in einem der kleineren Häuser brannte Licht. Er vermutete die Osbournes im Haupthaus und ihre Bewacher oder einen Hausmeister in dem kleineren Haus.
    Sein Blick glitt über das eingezäunte Gelände, die weiten Rasenflächen unter hohen Bäumen und einen Kiesweg, der von den Gebäuden zur Einfahrt hinunterführte. Gleich hinter dem Haupttor erkannte Delaroche die schemenhaften Umrisse einer geparkten Limousine.
    Der Sicherheitsbeamte tauchte kurz nach zwei Uhr auf. In der rechten Hand trug er eine starke Taschenlampe, deren Strahl er im Gehen übers Gelände gleiten ließ. Als er näherkam, packte Delaroche Astrid fest am Arm und legte einen Finger auf seine Lippen. Sie nickte wortlos. Der Lichtstrahl glitt über ihre Köpfe hinweg und beleuchtete dann die Schutzmauer und den darunterliegenden Strand.
    Delaroche stand plötzlich auf, wobei das Gebüsch raschelte.
    Der Lichtstrahl irrte sekundenlang hektisch umher, bevor er ihn erfaßte. Delaroches Beretta war schußbereit erhoben. Er nahm die Lampe als Zielpunkt, zielte aber etwas weiter rechts, um die Tatsache zu kompensieren, daß der Wachmann sie in der rechten Hand trug.
    Er schoß dreimal rasch nacheinander.
    Der CIA-Mann brach auf dem aufgeweichten Rasen zusammen.
    Delaroche schlich zu dem Zusammengebrochenen und kniete neben ihm nieder. Die Schüsse hatten ihn in die Brust getroffen.

    Delaroche tastete nach seiner Halsschlagader, fand keinen Puls und winkte Astrid heran. Sie gingen am östlichen Rand des Geländes entlang und hielten sich unter den Bäumen, bis sie noch etwa dreißig Meter von der geparkten Limousine entfernt waren. Delaroche sah den zweiten Mann am Steuer sitzen. Er sah bestimmt nicht viel, da der Regen in Sturzbächen über die Scheiben lief. Er würde leicht zu ermorden sein. Die Herausforderung lag darin, ihn lautlos zu töten. Delaroche überquerte den Rasen, ging hinter dem Wagen herum und näherte sich ihm von rechts.
    Cooper hatte sich schon viel zu lange nicht mehr gemeldet.
    Normalerweise gab jeder Mann, der Streife ging, über Funk regelmäßig seinen Standort durch. Cooper hatte sich vom westlichen Gästehaus und von der Rückseite des Hauptgebäudes gemeldet, aber seit er in Richtung Strand weitergegangen war, hatte Jacobs nichts mehr von ihm gehört.
    Jacobs hob erneut sein Handfunkgerät an die Lippen und rief Cooper, erhielt aber auch diesmal keine Antwort. Er wollte gerade aussteigen und sich auf die Suche begeben, als er hörte, wie die Beifahrertür geöffnet wurde. Er drehte sich um und fragte: »Wo zum Teufel hast du gesteckt?«
    Dann sah er den Kopf: kurzgeschnittenes Haar, sehr blasser Teint, zwei gepiercte Ohren. Jacobs versuchte nicht einmal, seinen Revolver zu ziehen, sondern flüsterte nur: »Oh, Jesus Christus.«
    Dela roche hob die Beretta und schoß ihn dreimal ins Gesicht.
    Dann griff er über den Sitz und nahm dem Toten das Funkgerät aus der Hand.
    Astrid blieb unter den Bäumen. Delaroche richtete sich auf und schloß leise die Autotür. Sie gingen denselben Weg zurück und nutzten wieder die Deckung der Bäume. Delaroche zog das halbleere Magazin aus dem Griff seiner Beretta und ersetzte es durch ein volles.

    Das Haupthaus hatte zwei Eingänge: die Haustür, die auf die Einfahrt hinausführte, und die Tür der großen Veranda mit Blick übers Wasser. Delaroche hatte vor, den Hintereingang zu benutzen.
    Sie kamen hinter dem kleinen Haus vorbei, in dem Licht brannte. Delaroche überlegte, ob er die Bewohner erschießen sollte. Aber da es auf dem Gelände bisher keine Aktivitäten gab, ihre Anwesenheit offenbar noch nicht

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