Der Maler
entdeckt worden war, nahm er Astrid bei der Hand und zog sie weiter.
Ein Hund begann zu bellen, dann ein zweiter. Delaroche fuhr herum und sah zwei große Golden Retriever auf sie zustürmen.
Er lud seine Beretta durch und zielte auf den vorderen der heranstürmenden Hunde.
Das Hundegebell weckte Michael. Er riß die Augen auf und war schlagartig hellwach. Er hörte erst den einen Hund, dann den zweiten. Plötzlich verstummten beide. Er setzte sich im Bett auf. Auf dem Nachttisch lagen die Browning und ein Handfunkgerät neben dem Telefon. Er griff hastig nach dem Funkgerät und sagte: »Hier ist Osbourne. Hört mich jemand?«
Elizabeth bewegte sich.
»Hier Osbourne. Hört mich jemand? Ich habe die Hunde bellen gehört.«
Das Funkgerät knackte, und eine Stimme antwortete: »Mit den Hunden ist alles in Ordnung, Sir. Kein Problem.«
Osbourne legte das Funkgerät weg, nahm den Telefonhörer ab und wählte Charlies Nummer. Er ließ es fünfmal klingeln, bevor er den Hörer auf die Gabel knallte.
Elizabeth setzte sich im Bett auf.
Osbourne tippte rasch die Notfallnummer der Einsatzzentrale in Langley ein.
Eine ruhige Stimme meldete sich.
»Hier ist Osbourne. Das Sicherheitsteam auf Shelter Island meldet sich nicht mehr. Alarmieren Sie die Polizei; sie soll sofort ein paar Leute herschicken! Schnell!«
Als er auflegte, fragte Elizabeth: »Was ist passiert, Michael?«
»Er ist hier«, sagte Osbourne. »Er hat die beiden Beamten ermordet und das Funkgerät genommen. Ich habe gerade mit dem Scheißkerl gesprochen. Zieh dir was Warmes an, Elizabeth. Und beeil dich!«
Charlie Gibbons war seit über zwanzig Jahren der Gärtner und Hausmeister von Cannon Point. Er war auf Shelter Island geboren und aufgewachsen und konnte seine Vorfahren bis zu den Walfängern zurückverfolgen, die vor dreihundert Jahren von Greenport aus in See gestochen waren. Er lebte nur neunzig Meilen von New York entfernt, war aber erst einmal dort gewesen.
Charlie hörte das Telefon in seinem Haus klingeln, als er im Bademantel über den Rasen ging, die Taschenlampe in der einen, die Schrotflinte in der anderen Hand. Im nächsten Augenblick entdeckte er die Hunde und lief schwerfällig auf sie zu. Er kniete neben dem ersten nieder und sah, daß sein rotgoldenes Fell blutüberströmt war. Im Licht der Taschenlampe stellte er fest, daß der zweite Hund ebenfalls erschossen worden war.
Er richtete sich auf und ließ den Lichtstrahl in Richtung Strand über den Rasen gleiten. Als er ihn einige Sekunden hin und her bewegte, fiel ihm etwas Hellblaues auf. Die Sicherheitsbeamten hatten Regenjacken in dieser Farbe getragen. Er trabte zu der liegenden Gestalt, kniete bei ihr nieder und stellte fest, daß es Matt Cooper war. Der Mann war eindeutig tot.
Er mußte Michael und Elizabeth wecken. Er mußte die Shelter Island Police anrufen. Er mußte sofort Hilfe holen. Er stand auf, um ins Haus zurückzulaufen.
Eine große blonde Frau mit einer Waffe in den Händen trat hinter einem Baum hervor. Er sah Mündungsfeuer, hörte aber keinen Schuß. Die Geschosse durchschlugen seine Brust.
Er spürte unerträgliche Schmerzen, sah einen grellweißen Lichtblitz.
Dann wurde es dunkel um ihn.
48
MCLEAN, VIRGINIA
»Das Sicherheitsteam meldet sich nicht mehr«, berichtete der Wachhabende. »Osbourne glaubt, daß Oktober auf dem Grundstück ist.«
Adrian Carter setzte sich im Bett auf. »Scheiße!«
»Wir haben die Polizei alarmiert und ein weiteres Team in Marsch gesetzt.«
»Dann muß es sich aber verdammt beeilen.«
»Ja, Sir.«
»Ich bin ihn zehn Minuten in der Zentrale.«
»Ja, Sir.«
»Okay, verbinden Sie mich jetzt mit Monica Tyler.«
»Augenblick, Sir.«
Michael hatte angezogen geschlafen. Elizabeth zog eine graue Jogginghose und einen beigen Wollpullover an. Michael schlüpfte in seine Schuhe und nahm die Pistole, das mit einem Telefon kombinierte Funkgerät und die Fernbedienung für die Alarmanlage mit. Die Anlage war eingeschaltet. Falls Oktober ins Haus einzudringen versuchte, würde Alarm ausgelöst werden. Eine Zahl auf dem Display würde anzeigen, welche Tür oder welches Fenster der Eindringling geöffnet hatte.
Michael knipste das Licht im Schlafzimmer aus und führte Elizabeth in den dunklen Flur. Sie gingen die Treppe zur Eingangshalle hinunter. Auch dort brannte Licht. Michael schaltete rasch die Lampe aus.
Die Kellertür war hinter der Küche. Michael nahm Elizabeth an der Hand und führte sie durch die Dunkelheit
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