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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Leuten sprach und die richtigen Informationen erhielt. Vandenberg faßte seinen Job anders auf: Er traf die Entscheid ungen und überzeugte den Präsidenten davon. Ihre Besprechungen wichen nie von dieser Vorgabe ab. Beckwith hörte aufmerksam zu, blinzelte, nickte und machte sich ein paar Notizen. Zuletzt fragte er: »Was sollen wir Ihrer Meinung nach tun, Paul?« Und Vandenberg sagte es ihm.
    Er hoffte, daß auch heute morgen alles nach Plan verlaufen würde. Vandenberg würde das Drehbuch schreiben und Regie führen.. Der Präsident würde den Text sprechen. Mit verdammt viel Glück und wenn Beckwith keinen Scheiß machte, würden sie sich damit noch eine zweite Amtszeit sichern.
    Elizabeth Osbourne stand in einem bunten Jogginganzug und Turnschuhen an der Ecke 34th und M Street. Es war noch früh, aber über die Key Bridge floß bereits ein endloser Verkehrsstrom nach Georgetown. Sie beugte sich nach vorn, um die Rückseiten ihrer Beine zu strecken. Ein Mann in einem vorbeifahrenden Wagen hupte und stülpte dabei demonstrativ die Lippen vor. Elizabeth ignorierte ihn und widerstand der Versuchung, ihrerseits eine obszöne Geste zu machen. Carson, der den kleinen Hügel von der Prospect Street heruntertobte, traf als erster ein. Susanna kam wenig später.
    Sie warteten leicht auf der Stelle trabend, bis die Ampel auf Grün umsprang, und liefen dann zum C&O Canal hinunter. Sie überquerten den Kanal auf einer schmalen hölzernen Fußgängerbrücke und joggten auf dem von Bäumen gesäumten Treidelpfad weiter. Carson rannte vor ihnen her, kläffte Vögel an und jagte zwei erschrockene Eichhörnchen.
    »Wo ist Michael heute morgen?«
    »Er mußte früh ins Büro«, sagte Elizabeth. Sie haßte es, Susanna in bezug auf Michaels Arbeit anlügen zu müssen. Sie hatten sich in der Harvard Law School kennengelernt und waren seit damals gute Freundinnen. Sie wohnten nur ein paar Straßenblocks voneinander entfernt, joggten gemeinsam und luden sich regelmäßig zum Abendessen ein. Seit Susannas Scheidung war ihr Verhältnis noch enger geworden. Jack war ein Partner bei Braxton, Allworth & Kettlemen, und Elizabeth hatte sich in der wenig beneidenswerten Lage einer inoffiziellen Vermittlerin befunden, während die beiden ihr Leben auseinanderdividiert hatten.
    »Und wie geht's Jack?« fragte Susanna. Ihre Unterhaltungen drehten sich irgendwann immer um Jack. Susanna war verrückt nach ihm gewesen. Elizabeth hatte den Verdacht, daß sie ihn noch immer liebte.
    »Jack geht's gut.«
    »Erzähl mir nicht, daß es ihm gutgeht. Erzähl mir, daß es ihm miserabel geht.«
    »Okay, er ist ein lausiger Rechtsanwalt und ein komplettes Arschloch. Wie gefällt dir das?«
    »Viel besser. Wie geht's seiner Kleinen?«
    »Sie war letzte Woche auf einem Cocktailempfang im Büro.

    Ihr Kleid hättest du sehen sollen! Aber um ihre Figur beneide ich sie weiß Gott. Braxton hatte Mühe, nicht zu sabbern.«
    »Hat sie billig ausgesehen? Erzähl mir, daß sie billig ausgesehen hat.«
    »Sehr billig.«
    »Ist Jack ihr treu?«
    »Tatsächlich soll er Gerüchten zufolge bereits eine Affäre mit einer unserer neuen Sozias gehabt haben.«
    »Würd' mich nicht wundern. Jack ist physiologisch unfähig, einer Frau die Treue zu halten. Ich gebe seiner Ehe mit der Kleinen höchstens drei Jahre.«
    Sie ließen die Bäume hinter sich und liefen im hellen Sonnenschein weiter. Elizabeth streifte Stirnband und Handschuhe ab und stopfte sie in ihre Jackentaschen. Ein Mountainbiker schoß an ihnen vorbei. Links von ihnen auf dem Fluß ruderte der Achter der Georgetown University mit kraftvollem Schlag gegen die schwache Strömung an.
    »Wie war's gestern beim Arzt?« fragte Susanna, um sich dem Thema vorsichtig anzunähern.
    Elizabeth erzählte ihr alles; zwischen ihnen gab es keine Geheimnisse, außer was Michael und seine Arbeit betraf.
    »Glaubt er, daß es mit der IVF klappt?«
    »Das läßt sich vorher nicht sagen. Anscheinend gibt's nur Zufallstreffer. Je mehr man über Behandlungsmethoden bei Unfruchtbarkeit erfährt, desto klarer wird einem, daß die Ärzte nicht allzuviel davon verstehen.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Nicht einmal schlecht. Ich will die Sache einfach hinter mich bringen. Können wir keine Kinder bekommen, ist das Thema erledigt.«
    Sie liefen ein paar Minuten lang schweigend nebeneinander.
    Carson kam mit einem langen Ast auf sie zu.

    Susanna sagte: »Ich möchte gegen eine ungeschriebene Freundschaftsregel verstoßen.«
    »Du willst mich

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