Der Maler
wieder einmal gute Arbeit geleistet.
»Bevor wir uns vertagen, Gentlemen, haben wir einen zweiten Punkt zu besprechen«, sagte Vandenberg. »Wollen Sie ihn vortragen, Mr. President, oder soll ich das übernehmen?«
Calahan spielte Mitchell Elliott die Tonbandaufnahme in der Bibliothek seiner Villa in Kalorama vor. Elliott hörte mit an die Nase gelegtem Zeigefinger aufmerksam zu und starrte dabei auf die Bäume im Garten. Die Aufnahmequalität war gut, obwohl vereinzelte Lücken das Gespräch teilweise unverständlich machten. Als die letzten Worte verklungen waren, blieb Elliott bewegungslos sitzen. Er hatte alles sorgfältig geplant, aber eine Reporterin, die zu viele Fragen stellte, konnte alles verderben.
»Die Frau ist gefährlich, Mr. Elliott«, sagte Calahan, als er die Kassette aus der teuren Stereoanlage nahm.
»Leider können wir im Augenblick nicht mehr tun, als sie zu beobachten und abzuwarten.« Elliott machte eine Pause. »Wie wird sie überwacht?«
»Mit Wanzen in jedem Zimmer und an ihrem Telefon.«
»Das genügt nicht. Ich möchte, daß wir sie auch im Auto abhören können.«
»Kein Problem. Sie parkt es nachts auf der Straße.«
»Und ihr Computer ist natürlich auch wichtig. Sie müssen jede Gelegenheit nutzen, um den Inhalt ihrer Festplatte zu kopieren.«
Calahan nickte.
»Wir müssen sie in der Redaktion genauer im Auge behalten.
Sorgen Sie dafür, daß Rodriguez mit dem nächsten Flugzeug kommt. Er soll bei der Post arbeiten.«
»Was versteht Rodriguez von Journalismus?«
»Nichts. Aber das ist nicht der Job, den ich für ihn im Auge habe.«
Calahan machte ein verständnisloses Gesicht.
Elliott sagte: »Rodriguez ist im schlimmsten Viertel von Bakersfield aufgewachsen. Er spricht spanisch wie ein Junge aus dem Barrio. Nimmt man ihm die Anzüge für sechshundert Dollar und seinen teuren Haarschnitt weg, sieht er wie ein Landarbeiter aus El Salvador aus. Sie besorgen ihm eine gefälschte Green Card und einen Job bei der Firma, die in den Redaktionsräumen der Post saubermacht. Ich möchte, daß er ab morgen abend dort arbeitet.«
»Gute Idee.«
»Ich will alles über sie erfahren. Finanzielle Verhältnisse, ihre Scheidung, alles. Will sie Hardball spielen, spielt sie in der falschen Liga.«
Calahan hielt die Tonbandkassette hoch. »Was soll ich damit machen?«
»Löschen.«
10
WASHINGTON, D.C.
Wenn es etwas noch Schlimmeres als eine Washingtoner Dinner Party gibt, sagte Elizabeth Osbourne sich, dann ist es, allein zu einer Washingtoner Dinner Party gehen zu müssen. Sie traf mit einer Viertelstunde Verspätung in Mitchell Elliotts Villa in Kalorama ein. Sie gab die Autoschlüssel einem jungen Mann und ging durch den Vorgarten zur Haustür. Michael hatte am Spätnachmittag angerufen, um zu sagen, er könne nicht fort, weil wichtige Ereignisse bevorstünden. Sie hatte versucht, einen Begleiter zu finden, aber das war ihr so kurzfristig nicht gelungen. Selbst Jack Dawson, Susannas Exmann, hatte ihr einen Korb gegeben.
Elizabeth drückte auf den Klingelknopf und hörte irgendwo in der imposanten Villa einen feierlichen Gong. Ein schlanker Mann im Smoking öffnete ihr die Tür. Er half ihr aus dem Mantel und warf dann auf der Suche nach ihrem Partner einen erwartungsvollen Blick nach draußen. »Ich bin heute abend allein«, sagte sie verlegen und bereute ihre Entschuldigung sofort wieder. Einem beschissenen Butler bist du keine Erklärung schuldig, sagte sie sich.
Der Butler teilte ihr mit, Drinks würden im Garten serviert.
Elizabeth durchquerte die große Eingangshalle. Fenstertüren führten in den herrlichen terrassenförmig angelegten Garten hinaus. Gasstrahler machten den Aufenthalt im Freien an diesem kühlen Herbstabend angenehm. Als sie auf die Terrasse trat, bot ein Ober ihr ein Glas eiskalten Chardonnay an. Sie trank es sehr rasch halb aus.
Sie betrachtete die anderen Gäste und fühlte sich plötzlich noch deplacierter, denn um sie herum war die Spitze der Washingtoner Republikaner versammelt: der Mehrheitsführer im Senat, der Oppositionsführer im Repräsentantenha us, ein paar weniger wichtige Abgeordnete und Senatoren und die Oberschicht der Anwälte, Lobbyisten und Journalisten der Stadt.
Ein berühmter konservativer Fernsehkommentator dozierte am Rand des großen Swimmingpools. Elizabeth, die ihr Weinglas wie einen Schild vor sich hertrug, wagte sich schüchtern in seinen Bannkreis. Beckwith sei in Schwierigkeiten geraten, verkündete der Kommentator,
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