Der Maler
passiert. Wir können unsere Küsten strenger bewache n. Unsere Geheimdienste können ihre Wachsamkeit steigern. Aber wir können trotzdem nicht dafür garantieren, daß sich so etwas nicht wiederholt. Säße ich heute abend hier und würde das behaupten, würde ich Sie belügen, was ich noch nie getan habe. Aber es gibt etwas, das diese Regierung tun kann, um ihre Bürger vor Terroristen und terroristischen Staaten zu schützen, und darüber möchte ich heute abend mit Ihnen reden.
Die Vereinigten Staaten haben die Technologie und die Fähigkeit, über diesem Land einen Verteidigungsschirm zu errichten, der es vor einem absichtlichen oder versehentlichen Raketenangriff schützt. Einige Staaten, die Verbrecherbanden wie das Schwert von Gaza unterstützen, bemühen sich, an Raketentechnik heranzukommen. Kurz gesagt wollen sie Raketen, die amerikanischen Boden erreichen können, und sie versuchen, sich welche zu beschaffen. Träfe eine dieser Raketen mit Nuklearsprengkopf eine Stadt wie New York oder Washington, Chicago oder Los Angeles, würde es statt zweihundert Todesopfern zwei Millionen Tote geben.
Gemeinsam mit unseren Verbündeten bemühen wir uns darum, Staaten wie Syrien, dem Iran, dem Irak, Libyen und Nordkorea den Zugang zu dieser Technologie zu verbauen.
Leider sind allzu viele Staaten und Unternehmen aus reiner Geldgier bereit, diesen Verbrecherregimes zu helfen. Hätten sie Erfolg, ohne daß wir Gegenmaßnahmen getroffen hätten, wäre unsere Nation, wäre unsere Außenpolitik erpreßbar. Das dürfen wir nicht zulassen.
Deshalb ersuche ich den Kongreß, schnellstens die Mittel zu bewilligen, die für den Bau einer nationalen Raketenabwehr erforderlich sind. Ich fordere den Kongreß und das Verteidigungsministerium auf, dieses System bis zum Ende meiner zweiten Amtszeit installiert zu haben, falls Sie mir eine zweite Chance geben, Ihnen zu dienen. Das wird nicht leicht.
Das wird nicht billig. Es wird Disziplin erfordern. Es wird von uns allen Opfer fordern. Aber nichts zu tun, den Terroristen den Sieg zu überlassen, wäre unverzeihlich. Gott segne Sie alle, und Gott segne die Vereinigten Staaten von Amerika.«
Ein Schnitt im Regieraum, und James Beckwith verschwand von den Bildschirmen.
Senator Andrew Sterling verfolgte Beckwiths Rede im Ramada Inn im kalifornischen Fresno. Bei ihm war nur Bill Rogers, sein alter Freund und Wahlkampfmanager. Die Balkonschiebetür stand offen und ließ laue Abendluft und den Verkehrslärm vom Highway 99 ins Hotelzimmer. Als Beckwith auf dem Bildschirm erschien, sagte Sterling: »Bill, machen Sie die Tür zu, ja? Ich kann den Hundesohn nicht verstehen.«
Sterling war ein überzeugter Liberaler in der Tradition von Humphrey, McGovern, Mondale und Dukakis: ein Liberaler, der für Hilfen aus Steuergeldern plädierte und dessen Herz für die Benachteiligten schlug. Seiner Überzeugung nach gab die Bundesregierung zuviel Geld für Waffen aus, die sie nicht brauchte, und sparte bei den Kindern und Armen. Er wollte die Kürzungen bei Sozialausgaben und Medicare rückgängig machen. Er wollte die Steuern für Unternehmen und Reiche erhöhen. Er war gegen freien Handel. Seine Partei stimmte ihm zu und nominierte Sterling nach langen, erbitterten Vorwahlkämpfen als ihren Kandidaten. Zur Überraschung der politischen Schwatzklasse ging Sterling aus dem Parteitag der Demokraten mit einem ansehnlichen Fünfpunktevorsprung hervor und hatte ihn seitdem behauptet.
Aber er wußte, wie knapp sein Vorsprung war. Er wußte, daß die Entscheidung in Kalifornien fallen würde, wo Beckwith den Heimvorteil hatte. Das war auch der Grund dafür, daß er diese Nacht im Ramada Inn in Fresno verbrachte.
Sterlings Gesic ht lief erst rot und dann purpurrot an, als er den Präsidenten reden hörte. Er hatte immer wieder gegen den Aufbau einer nationalen Raketenabwehr gestimmt. Jetzt hatte Beckwith ihn in eine Zwickmühle gebracht. Unterstützte Sterling seinen Vorschlag, würde es aussehen, als sei er umgefallen. Lehnte er ihn ab, würden die Wahlkampfstrategen der Republikaner ihn in einer Anzeigenkampagne beschuldigen, die Verteidigung der USA zu vernachlässigen. Noch wichtiger war ein anderer Punkt: Die kalifornische Rüstungsindustrie würde wiederauferstehen, wenn das Raketenabwehrsystem tatsächlich gebaut wurde. Sprach Sterling sich dagegen aus, würde Beckwith ihn überholen. Kalifornien würde wieder den Republikanern zufallen. Dann war die Wahl verloren.
»Scheiße, das nenne ich
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