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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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diskutierte über Präsident Beckwiths Ansprache. Beckwith wollte einen Schutzschild gegen Raketenangriffe errichten, um die Vereinigten Staaten vor Verrückten in aller Welt zu schützen.
    Diese Verrückten würden sich bald die Klinke von Kalnikows Tür in die Hand geben. Sie würden möglichst viel Hardware kaufen wollen, und das so schnell wie möglich. Präsident James Beckwith hatte soeben ein internationales Wettrüsten eingeläutet, das Kalnikow und seine Komplizen noch reicher machen würde. Konstantin Kalnikow lächelte in sich hinein.
    Nie hatte er eine Million Dollar besser investiert.
    Es regnete, als Elizabeth Osbourne auf der Massachusetts Avenue nach Westen in Richtung Georgetown fuhr. Sie hatte einen langen Abend hinter sich und war völlig erschossen. Unter ihr zog der Rock Creek vorüber. Sie wühlte in ihrem Handschuhfach, fand ein paar alte Zigaretten und zündete sich eine an. Der Tabak war strohtrocken und schmeckte nach nichts, war aber trotzdem belebend. Elizabeth rauchte jeden Tag nur wenige Zigaretten und redete sich ein, das Rauchen jederzeit aufgeben zu können. Falls sie schwanger wurde, würde sie sofort damit aufhören. Gott, dachte sie, ich würde alles dafür geben, schwanger werden zu können.
    Sie schob diesen Gedanken zur Seite und dachte an die Dinner Party. Fetzen dümmlicher Gespräche kamen wieder an die Oberfläche. Bilder von Mitchell Elliotts Luxusvilla zogen wie alte Filmszenen an ihrem inneren Auge vorbei. Ein Bild sah sie noch deutlich, als sie längst zu Hause in ihrem Bett lag und auf Michael wartete: Mitchell Elliott und Samuel Braxton, die im längst dunklen Garten wie kichernde Schuljungen die Köpfe zusammensteckten und sich mit Champagner zuprosteten.

NOVEMBER
11
    SHELTER ISLAND, NEW YORK
     
    Der New Yorker hatte Senator Douglas Cannon erstmals als »neuzeitlichen Perikles« bezeichnet, und Cannon hatte im Lauf der Jahre nichts getan, um diesen Vergleich zu widerlegen.
    Cannon war Historiker und Gelehrter, bekennender Liberaler und demokratischer Reformer. Er verwendete sein ererbtes Millionenvermögen zur Förderung der schönen Künste. Sein weitläufiges Apartment in der Fifth Avenue diente als Begegnungsstätte für die berühmtesten Autoren, Maler und Musiker New Yorks. Er kämpfte darum, das architektonische Erbe der Stadt zu erhalten.
    Im Gegensatz zu Perikles hatte Douglas Cannon niemals Männer in die Schlacht geführt. Tatsächlich verabscheute er alle Arten von Waffen außer Pfeil und Bogen. Als junger Mann war er einer der besten Bogenschützen der Welt gewesen, und seine einzige Tochter Elizabeth hatte dieses Talent geerbt. Trotz seines tiefsitzenden Mißtrauens Geschossen und Generälen gegenüber hielt Cannon sich für geeignet, die Militär-und Außenpolitik seines Landes zu kontrollieren; er hatte mehr über Geschichte vergessen, als die meisten Washingtoner Politiker jemals wissen würden. In seinen vier Amtsperioden im Senat fungierte Senator Cannon als Vorsitzender des Streitkräfteausschusses, des Ausschusses für auswärtige Ange legenheiten und des Geheimdienstausschusses.
    Als seine Frau Eileen noch lebte, hatten sie die Wochentage in der Großstadt und die Wochenenden auf Shelter Island auf ihrem weitläufigen Landsitz mit Blick über Derring Harbor verbracht. Nach ihrem Tod gefiel es ihm in New York immer weniger, so daß er allmählich mehr und mehr auf der Insel lebte, allein mit seinem Segelboot, seinen Jagdhunden und Charlie, dem Gärtner und Hausmeister.
    Der Gedanke, daß ihr Vater in dem großen Haus allein war, beunruhigte Elizabeth. Michael und sie fuhren nach Shelter Island, wann immer sie sich ein paar Tage Urlaub nehmen konnten. Als Kind hatte Elizabeth ihren Vater nur selten gesehen. Er lebte in Washington, Elizabeth mit ihrer Mutter in Manhattan. Er kam an den meisten Wochene nden nach Hause, aber die miteinander verbrachte Zeit war immer zu kurz. Er mußte sich um seine Wähler kümmern, zu Wohltätigkeitsveranstaltungen gehen und mit Mitarbeitern sprechen, die mit vor Überanstrengung geröteten Augen um seine Aufmerksamkeit wetteiferten. Jetzt hatten sie die Rollen getauscht. Elizabeth wollte die verlorene Zeit wettmachen.
    Mutter lebte nicht mehr, und er brauchte sie zum erstenmal in seinem Leben wirklich. Er war ein bemerkenswerter Mann, der ein bemerkenswertes Leben geführt hatte, und sie wollte nicht, daß er seine letzten Jahre als Einsiedler verbrachte.
    Michaels Besprechung mit Carter und McManus dauerte

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