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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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wichtigste der nachts eingegangenen Meldungen kam zuletzt: Syrische Geheimdienstoffiziere waren letzte Woche zu Besprechungen mit ihren iranischen Kollegen nach Teheran gereist.
    Michael kannte solche Bewegungen aus der Vergangenheit.
    Das Schwert von Gaza würde ein amerikanisches Ziel in Europa angreifen, vermutlich schon bald. Er griff nach dem Hörer des internen Telefons und wählte die Nummer von Carters Büro, aber dort meldete sich niemand.
    Er legte auf und starrte seinen Monitor an.
    Er glaubte Cannons Stimme zu hören: Warum gibst du den  Namen Vandenberg nicht mal in euren Supercomputer in Langley ein und schaust, was rauskommt?
    Michael tippte Vandenbergs Namen ein und wies den Computer an, die Festplatte zu durchsuchen.
    Nach zehn Sekunden stand die Antwort auf seinem Bildschirm.
    DATEI GESPERRT. KEINE ZUGANGSBERECHTIGUNG.
    »Scheiße, was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
    Carter war stinksauer. Er saß am Schreibtisch und klopfte mit seinem dicken Füller auf die lederne Schreibunterlage. Sein normalerweise blasses Gesicht war zorngerötet. McManus saß schweigend hinter ihm, als warte er nur darauf, sich den Verdächtigen, der nicht auspacken wollte, vorzunehmen.
    »Ich hab' bloß so 'ne Ahnung gehabt«, antwortete Michael verlegen und bedauerte seine Äußerung sofort, weil Carters Reaktion ihm zeigte, daß er dadurch alles nur noch schlimmer gemacht hatte.
    »Eine Ahnung? Du hast eine Ahnung gehabt, deshalb hast du beschlossen, den Namen des Stabschefs des Weißen Hauses zur Überprüfung in unseren Computer einzugeben? Michael, du bist für Terrorismusbekämpfung zuständig. Was hast du geglaubt, daß Vandenberg tun würde? Das Weiße Haus in die Luft jagen?
    Seinen Boß erschießen? Oder die Air Force One entführen?«
    »Nein.«
    »Ich warte.«
    Michael überlegte, was ihn hierhergebracht hatte. Die Widerlinge unten im Computerraum mußten ihn verpfiffen haben. Entweder überwachte jemand seine Arbeit am Computer, oder die Akte Vandenberg war mit einem Stolperdraht versehen.
    Als er sie zu lesen versucht hatte, war irgendwo im System Alarm ausgelöst worden. Das Ganze roch nach einer Monica-Tyler-Produktion. Michael sah nur noch eine Möglichkeit: Er mußte einen Teil der Wahrheit gestehen und darauf hoffen, daß seine Freundschaft mit Carter weiteres Blutvergießen verhindern würde.
    »Ich habe aus vertrauenswürdiger Quelle gehört, daß er bei der Agency gewesen ist, und wollte das überprüfen. Das ist ein Fehler gewesen, Adrian. Tut mir leid.«
    »Du hast gottverdammt recht, daß das ein Fehler gewesen ist, Michael. Laß dir etwas klipp und klar sagen. Die Unterlagen der Agency sind nicht zu deinem Lesevergnügen da. Sie sind nicht dazu da, daß du darin surfst. Sie sind nicht dazu da, daß du darin herumschnüffelst. Drücke ich mich klar genug aus, Michael?«
    »Kristallklar.«
    »Du bist nicht mehr im Außendienst, wo jeder nach eigenen Regeln operieren kann. Du arbeitest in der Zentrale und hältst dich an die Vorschriften.«
    »Verstanden.«
    Carter sah zu McManus hinüber. McManus stand auf und schloß die Tür.
    »Jetzt mal zwischen uns Girls: Ich weiß, daß du ein verdammt guter Offizier bist und nicht versucht hättest, diese Akte zu lesen, ohne einen wichtigen Grund dafür zu haben. Gibt's irgend etwas, das du uns erzähle n möchtest?«
    »Noch nicht, Adrian.«
    »Also gut. Mach, daß du rauskommst!«

15
    PARIS

    Delaroche fuhr nach Brest und nahm den Nachmittagszug nach Paris. Er reiste mit zwei Gepäckstücken: einer Reisetasche mit Kleidung, Wäsche und Toilettensachen und einer großen Zeichenmappe, in der ein Dutzend Aquarelle lagen. Seine Arbeiten wurden in einer diskreten Pariser Galerie verkauft und brachten ihm eben genug ein, um seinen unprätentiösen Lebensstil in Breies zu rechtfertigen.
    Am Bahnhof nahm er ein Taxi zu einem bescheidenen Hotel in der Rue de Rivoli, wo er sich als Niederländer Karel van der Stadt eintrug - Holländisch war eine seiner Sprachen, und er besaß drei ausgezeichnete niederländische Reisepässe. Sein Zimmer hatte einen kleinen Balkon mit Blick auf die Tuilerien und den Louvre. Die Nacht war kalt und sehr klar. Rechts konnte er den strahlend hell beleuchteten Eiffelturm sehen, während links Notre-Dame über die schwarzglänzende Seine zu wachen schien. Es war schon spät, aber er hatte zu arbeiten, deshalb zog er einen Pullover und eine Lederjacke an und verließ das Hotel. Der Portier fragte ihn, ob er seinen Zimmerschlüssel

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