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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Reichweite. Es war ein merkwürdiges Gefühl, sie im Hotel zu lassen, aber Delaroche würde sich an die Vorgaben halten. Er zog einen Pullover an, schloß die Pistole in dem kleinen Wandsafe ein und ging nach unten.
    Er frühstückte im Hotelrestaurant, einem behaglichen Raum, dessen Fenster auf die Rue de Rivoli hinausgingen, und las in aller Ruhe die Morgenzeitungen. Er verließ den Speisesaal als letzter Gast.
    An der Rezeption nahm er einen Pariser Stadtplan und einen Kurzführer mit. Die junge Hotelangestellte fragte, ob er den Zimmerschlüssel nicht dalassen wolle. Delaroche schüttelte den Kopf und trat aus der Hotelhalle auf die Straße hinaus.
    Er fuhr mit einem Taxi in die Rue de Tournefort und stieg vor dem Bistro aus, in dem er am Vorabend gegessen hatte. Der Nieselregen hatte aufgehört, deshalb setzte er sich an einen der Tische auf dem Gehsteig. Trotz des bewölkten Himmels trug er eine Ray-Ban mit dicker schwarzer Fassung.
    Es war Viertel vor neun. Er bestellte Milchkaffee und eine Brioche und beobachtete die Fenster des Apartments im zweiten Stock. Der Mann mit der Ringerfigur ließ sich zweimal hinter den Fenstern sehen. Beim erstenmal trug er einen Bademantel und hielt einen Kaffeebecher umklammert, als sei er verkatert.
    Fünf Minuten später trug er einen dunklen Anzug, und sein schütteres blondes Haar war ordentlich gekämmt.
    Delaroche suchte die Straße ab. Auf den Gehsteigen drängten sich die Fußgänger. Auf der Rue de Tournefort hatten zwei städtische Arbeiter einen Kanaldeckel geöffnet und kletterten die Eisenleiter hinunter. Ein Straßenkehrer sammelte Hundekot ein. Das Bistro hatte sich nach und nach gefüllt. Ohne es zu wissen, konnte Delaroche auf allen Seiten von Beschattern umgeben sein.

    Um zehn Uhr legte er etwas Geld auf den Tisch und ging über die Straße. Nachdem er geklingelt hatte, kehrte er der Überwachungskamera den Rücken zu. Als der Türöffner summte, stieß er die Tür auf und betrat den Hausflur.
    Es gab keinen Aufzug, nur eine breite Treppe. Delaroche ging rasch nach oben. Im Haus war es still; aus den anderen Wohnungen drang kein Laut. Er erreichte den zweiten Stock, ohne gesehen zu werden. Arbatow hatte ihn angewiesen, nicht zu klingeln. Die Tür wurde sofort geöffnet, und der Ringer forderte Delaroche mit einer Bewegung seiner dicken Pranke zum Eintreten auf.
    Delaroche musterte die Umgebung, während der andere Mann ihn langsam und methodisch nach Waffen absuchte, erst mit den Händen, dann mit einem Magnetometer. Die Einrichtung war maskulin nüchtern: eine bequeme schwarze Ledersitzgruppe um einen Couchtisch mit Glasplatte, Bücherregale aus Teakholz mit Sachbüchern, Biographien und Kriminalromanen von englischen und amerikanischen Autoren. Die freien Wände waren kahl, aber schwache Umrisse ließen erkennen, wo früher gerahmte Bilder gehangen hatten. Die Bücher in den Regalen waren der einzige persönliche Besitz; Delaroche sah keine Fotos von Angehörigen oder Freunden, keine Post, keinen Notizblock neben dem Telefon.
    »Kaffee?« fragte der Ringer, als er fertig war.
    Delaroche hatte richtig vermutet. Er war Amerikaner, seiner Aussprache nach aus dem Süden.
    Delaroche nickte. Er nahm seine Sonnenbrille ab, während der Amerikaner in die schwarz eingerichtete Küche ging, um Kaffee zu machen. Delaroche setzte sich. Neben der Küche befand sich ein kleiner Eßplatz, hinter dem ein kurzer Gang ins Schlafzimmer führte. Auf dem Eßtisch stand ein schwarzer Laptop.
    Der Amerikaner kam mit zwei Bechern Kaffee zurück, wovon er einen Delaroche gab.
    »Der Job besteht aus fünf Morden«, begann er ohne weitere Vorrede, »die bis Ende Januar zu erledigen sind. Sie bekommen eine Million Dollar Vorschuß. Für jeden durchgeführten Mord erhalten Sie sofort eine weitere Million Dollar. Wenn ich richtig gerechnet habe, sind das insgesamt sechs Millionen Dollar.«
    »Wer sind Ihre Auftraggeber?«
    Der Amerikaner schüttelte den Kopf. »Ich darf nur sagen, daß es sich um dieselben Leute handelt, die Sie für die Sache mit dem Verkehrsflugzeug angeheuert hatten. Sie wissen bereits, daß diese Leute professionell arbeiten und auf ihr Wort Verlaß ist.«
    Delaroche zündete sich eine Zigarette an. »Sie haben die Dossiers der Zielpersonen?«
    Der Amerikaner zog eine CD-ROM aus der Innentasche seines Jacketts. »Hier ist alles drauf, aber ich darf sie Ihnen nur geben, wenn Sie den Auftrag annehmen. Sicherheitsgründe, Mr. Delaroche. Dafür hat ein Mann wie Sie

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