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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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fragte nicht, wer sie waren; er wußte, daß es sich um die Männer handelte, die ihn für den Flugzeugabschuß angeheuert hatten.
    »Für welchen Auftrag?«
    »Sie haben nur gesagt, daß die Sache extrem wichtig ist und sie deshalb den Besten wollen.«
    Auf Schmeichelei konnte Delaroche verzichten. »Wieviel?«
    »Das haben sie nicht gesagt; sie haben nur davon gesprochen, daß das Honorar diesmal höher als beim letzten Auftrag sein soll.« Arbatow drückte seine Gauloise mit dem deformierten Nagel seines dicken Daumens aus. »Erheblich höher, haben sie gesagt.«
    Delaroche gab dem Kellner ein Zeichen. Er bestellte noch einen Kaffee und zündete sich eine Zigarette an.
    »Du hast überhaupt keinen Hinweis auf die Art des Auftrags bekommen?«
    »Nur einen. Es geht um mehrere Zielpersonen, die alle Profis sind.«
    Delaroches Interesse war plötzlich geweckt. Im allgemeinen fand er seine Arbeit langweilig. Für die meisten Aufträge brauchte man weit weniger Fähigkeiten, als er besaß. Sie erforderten nicht allzuviel Vorbereitung und noch weniger Kreativität. Aber Profis zu liquidieren war etwas anderes.
    »Sie wollen sich morgen mit dir treffen«, sagte Arbatow. »In Paris.«
    »In wessen Revier?«
    »In ihrem, versteht sich.« Er griff in seine Jackentasche und zog einen durchweichten Zettel heraus. Die Tinte war verlaufen, aber die Adresse war noch lesbar. »Sie wollen persönlich mit dir reden.«
    »Ich rede mit niemandem persönlich, Michail. Das müßtest du am besten wissen.«
    Delaroche schützte seine Identität mit an Verfolgungswahn grenzender Sorgfalt. Die meisten Männer in seiner Branche lösten dieses Problem dadurch, daß sie sich alle paar Jahre durch plastische Chirurgie ein neues Gesicht machen ließen.
    Delaroche löste es auf andere Weise: Er gestattete selten jemandem, der seinen wahren Beruf kannte, sein Gesicht zu sehen. Er hatte sich noch nie fotografieren lassen, und er arbeitete immer allein. Er hatte nur eine einzige Ausnahme gemacht - mit dem jungen Araber bei dem Flugzeugunternehmen -, aber dafür hatte er ein exorbitant hohes Honorar bekommen und den Jungen liquidiert, nachdem er seinen Auftrag ausgeführt hatte. Das Bergungsteam in dem Hubschrauber hatte sein Gesicht nicht gesehen, weil er eine schwarze Sturmhaube getragen hatte.
    »Sei doch vernünftig, mein Lieber«, sagte Arbatow väterlich mahnend. »Wir leben in einer schönen neuen Welt.«
    »Ich lebe noch, weil ich vorsichtig bin.«
    »Das weiß ich. Und ich möchte, daß du am Leben bleibst, damit ich weiterverdienen kann. Glaub mir, Jean-Paul, ich würde dich nie in eine Situation bringen, in der du meiner Ansicht nach Schaden nehmen könntest. Du bezahlst mich dafür, daß ich Angebote prüfe und dir vernünftige Ratschläge gebe. Ich empfehle dir anzuhören, was diese Leute zu sagen haben, zu ihren Bedingungen.«
    Delaroche schaute ihn prüfend an. War er noch ganz auf der Höhe? Trübte die Aussicht auf das viele Geld sein Urteilsvermögen?
    »Wie viele Leute kommen zu diesem Treff?«
    »Nur einer, soviel ich weiß.«
    »Waffen?«
    Arbatow schüttelte den Kopf. »Du wirst durchsucht, bevor du das Apartment betrittst.«
    »Waffen gibt's in verschiedenen Formen und Größen , Michail.«

    »Du gehst also hin?«
    »Ich werd's mir überlegen.«
    Delaroche gab dem Kellner ein Zeichen.
    »C'est tout.«

14
    CIA-ZENTRALE, LANGLEY, VIRGINIA
     
    Michael ging sehr früh aus dem Haus und fuhr im grauen Licht des heraufdämmernden Tages auf dem noch fast leeren Parkway in die Zentrale. Im »Schweinetrog« nahm er Kaffee und ein altbackenes Bagel mit und ging dann in die »Baracke«
    hinauf. Die letzten Kollegen der Nachtschicht waren noch da: mit rotgeränderten Augen vor Monitoren und über alten Akten brütend wie mittelalterliche Mönche, die in der falschen Zeit gefangen waren. Eurotrash las die Morgennachrichten aus Europa. Blaze zeigte Cynthia, wie man mit einem Stück Papier töten kann. Michael setzte sich an seinen Schreibtisch und schaltete den Computer ein.
    Die belgische Polizei meldete, zwei mutmaßliche Aktivisten des Schwerts von Gaza seien in einem Zug in die Niederlande gesehen worden. Der britische Sicherheitsdienst MI5 hatte ein Telefongespräch eines in London lebenden islamischen Intellektuellen abgehört, das auf einen bald bevorstehenden Vergeltungsschlag irgendwo in Europa schließen ließ. Neue Satellitenaufnahmen des im Iran zerstörten Ausbildungslagers zeigten seinen hastigen Wiederaufbau. Aber die

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