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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Regentropfen aufs Oberlicht über ihnen klatschten. Beim zweiten Mal liebte sie ihn sehr langsam, umschlang seinen Leib mit ihren langen Armen und Beinen und berührte ihn, als sei er aus kostbarem Kristall.
    Astrid war gern oben. Astrid war gern Herrin der Lage. Astrid traute niemandem, vor allem ihren Liebhabern nicht.
    Sie lag endlos lange an ihn gepreßt, küßte ihn immer wieder, starrte in seine Augen. Dann richtete sie sich kniend auf, um ihn zu reiten, und schien Delaroche ab diesem Augenblick völlig zu vergessen. Sie spielte mit ihrem Haar, streichelte die aufgerichteten Spitzen ihrer kleinen Brüste. Dann schloß sie die Augen und ließ den Kopf zurücksinken. Sie bat ihn, in ihr zu kommen. Als er es tat, durchlief sie ein mehrfacher Schauer, und ihr schweißnasser Körper fiel nach vorn auf seine Brust.
    Im nächsten Augenblick wälzte sie sich auf den Rücken und beobachtete die übers Oberlicht laufenden Regentropfen.
    »Du mußt mir etwas versprechen, Jean-Paul Delaroche«, sagte sie. »Versprich mir, mich nicht umzubringen, wenn du mit mir fertig bist.«
    »Ich verspreche dir, dich nicht umzubringen.«
    Sie richtete sich auf einem Ellbogen auf, blickte ihm in die Augen und küßte ihn.
    »Hast du Arbatow in letzter Zeit wiedergesehen?«
    »Ja, vor ein paar Tagen in Roscoff.«
    »Wie geht's ihm?« fragte sie.
    »Wie immer«, sagte Delaroche.

18
    WASHINGTON, D.C.
     
    Elizabeth Osbourne wartete an der Ecke 34th Street/M Street, lief auf der Stelle und blies sich in der kalten Morgenluft in die Hände. Sie sah auf ihre Armbanduhr. Susanna hatte schon fünf Minuten Verspätung. Sie hatte viele Fehler, aber Unpünktlichkeit gehörte nicht dazu. Elizabeth trabte über die Straße zu einem Telefon und wählte Susannas Nummer. Ihr Anrufbeantworter meldete sich.
    »Susanna, hier ist Elizabeth. Nimm bitte ab, wenn du daheim bist. Ich warte an der Ecke auf dich. Ich gebe dir noch fünf Minuten, dann muß ich los. Ich versuch's auch in der Redaktion.«
    Sie wählte Susannas Nummer bei der Post. Eine Tonbandstimme forderte sie auf, eine Nachricht zu hinterlassen.
    Elizabeth hängte wortlos ein.
    Sie sah die 34th Street hinauf, aber von Susanna oder Carson war nichts zu sehen.
    Dann wählte sie ihre eigene Nummer, um zu hören, ob Susanna auf ihrem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen hatte. Das Gerät meldete, ein Anruf sei eingegangen. Sie gab ihren Zugangscode ein, aber der Anrufer war nur Max mit der Mitteilung, ihr Lunchtermin sei abgesagt worden.
    Verdammt, wo steckt sie bloß? fragte sie sich, als sie den Hörer einhängte.
    Elizabeth dachte an Susannas Anruf vom Vorabend. Sie war im Begriff, eine sensationelle Story über Mitchell Elliott und Samuel Braxton zu veröffentlichen. Vielleicht hing sie am Telefon, um weiteres Material zu sammeln. Vielleicht sprach sie mit ihrem Redakteur.
    Sie setzte sich in Bewegung, joggte die 34th Street hinauf.
    Am Volta Place bog sie nach rechts und dann wieder rechts auf den Pomander Walk ab. Sie lief die Stufen zu Susannas Haustür hinauf und klingelte Sturm.
    Im Haus rührte sich nichts.
    Sie hämmerte mit der Faust an die hölzerne Haustür. Aber die Tür wurde nicht geöffnet, und im Haus blieb es still. Carson war immer wachsam; er bellte meistens schon, bevor Elizabeth klingelte. Wäre der Hund drinnen gewesen, hätte er jetzt wie verrückt gekläfft.
    Als sie sich abwandte, sah sie, daß bei Harry Scanion Licht brannte. Sie ging hinüber und klingelte an seiner Haustür.
    Scanion machte ihr im Bademantel auf.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Harry, aber Susanna und ich wollten zusammen laufen, und sie hat mich versetzt. Das ist sonst nicht ihre Art. Ich mache mir Sorgen um sie. Haben Sie noch ihren Schlüssel?«
    »Ja. Warten Sie einen Moment.«
    Scanion verschwand im Haus und kam gleich darauf mit einem einzelnen Schlüssel wieder.
    »Ich komme mit«, sagte er.
    Sie gingen zu Susannas Haustür zurück. Scanion steckte den Schlüssel ins Schloß und stieß die Tür auf.
    »Susanna!« rief Elizabeth laut.
    Keine Antwort.
    Sie sah sich im Wohnzimmer und in der Küche um. Alles wirkte normal. Sie ging mit Scanion die Treppe hinauf und rief dabei wieder nach Susanna.
    Oben im Flur sah sie den Hund.
    »O Gott! Susanna! Susanna!«

    Sie stieg über den Hundekadaver und rannte die paar Schritte ins Arbeitszimmer.
    Als sie die Tür öffnete, erstarrte sie.
    Elizabeth saß mit einer Wolldecke um die Schultern auf den Treppenstufen vor Harry Scanions Haustür. Ein

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