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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Bankverbindung, ihre Lieblingsfilme, ihre liebsten Bücher. Das alles gab er vorwärts, rückwärts und seitwärts ein, aber nichts funktionierte.
    »Wie hat ihr Hund gleich wieder geheißen?«
    »Carson.«
    »Wieso Carson?«
    Elizabeth lächelte. »Weil sie an Schlaflosigkeit gelitten und die Tonight Show geliebt hat.«
    Michael gab CARSON ein. Nichts. Er versuchte es mit JOHNNY. Nichts. Er probierte DOC und ED aus. Nichts.
    »Sie hatte die beiden letzten Shows aufgenommen. Die hat sie sich bestimmt hundertmal angesehen.«
    »Wer ist in seiner letzten Show aufgetreten?«
    »Nur Johnny. Er hat sich einfach mit seinem Publikum unterhalten.«
    »Und in der vorletzten?«
    »Bette Midler. Jesus, von Bette Midler ist sie geradezu besessen gewesen.«
    Michael gab BETTE ein. Nichts. MIDLER. Nichts. Er gab beide Namen rückwärts ein. Nichts.
    Er schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch.
    »Laß mich mal«, verlangte Elizabeth.
    Sie beugte sich über Michaels Schulter, tippte THE ROSE und drückte auf die Eingabetaste. Der Computer zögerte einige Sekunden lang, dann erschien die letzte Story, die Susanna Dayton in ihrem Leben geschrieben hatte, auf dem Bildschirm.

19
    AMSTERDAM

    Das Hausboot auf der Prinsengracht hatte das Aussehen eines Gefechtsstands angenommen. Delaroche hatte mit dem Gedanken gespielt, nach Breies zurückzukehren, aber wie in jedem Dorf wurde dort getratscht, und er wußte, daß die Anwesenheit einer großen blonden Frau bei Didier und seinen Kumpanen Aufmerksamkeit erregen würde. Außerdem herrschte auf der Krista eine entspannte, diskrete Atmosphäre, in der er die Anschläge in aller Ruhe planen konnte. An den Wänden des Salons hingen große Stadtpläne von London, Kairo und Washington. Er stand jeden Morgen früh auf und arbeitete, während Astrid noch schlief. Dann sprachen sie zwei Stunden seine Planung durch, bevor sie kurz vor zehn Uhr in die Buchhandlung fuhr.
    Konnte er nachmittags das Gefühl, eingesperrt zu sein, nicht mehr ertragen, lieh er sich Astrids klappriges Zweitrad und fuhr durch die schmalen Straßen der mittleren und westlichen Kanalringe. Er fand ein Geschäft für Künstlerbedarf, kaufte sich einen kleinen Aquarellkasten und malte mehrere hübsche Aquarelle mit Brücken, Booten und spitzgiebligen Häusern an den Kanälen. Am vierten Tag brach eine Kaltfront von der Nordsee herein, und die Prinsengracht fror ganz zu. Danach war die Krista zwei Tage lang von dem fröhlichen Lärmen von Hunderten von Schlittschuhläufern erfüllt, die sich auf dem Eis vergnügten.
    Er holte Astrid jeden Abend von der Arbeit ab und ging mit ihr in ein anderes Restaurant. Danach schlenderten sie die windigen Grachten entlang und tranken De-Koninck-Bier in den nach Cannabis duftenden Bars am Leidseplein. Sie liebte ihn in zwei aufeinanderfolgenden Nächten und kehrte ihm dann in den nächsten beiden den Rücken zu. Sie schlief unruhig, von Alpträumen geplagt. In der Nacht vor ihrer Abreise schreckte sie schweißgebadet hoch und griff nach der kleinen Browning, die sie immer auf dem Boden neben dem Bett liegen hatte. Sie hätte Delaroche vielleicht erschossen, hätte er ihr die Waffe nicht gewaltsam entwunden, bevor Astrid sie entsichern konnte. Sie liebte ihn mit verzweifelter Inbrunst und flehte ihn an, sie niemals zu verlassen.
    Der Morgen brach kalt und grau an. Sie packten schweigend und sicherten die Türen der Krista mit Vorhängeschlössern.
    Delaroche vernichtete seine Aquarelle. Astrid rief ihren Chef an und sagte, sie müsse wegen eines Notfalls in der Familie ein paar Tage freinehmen. Sie versprach, sich bald wieder zu melden.
    Sie fuhren mit einem Taxi zur Centraal Station und na hmen den Frühzug nach Hoek van Holland. Dort fuhren sie mit einem Taxi zum Fährhafen und frühstückten ausgiebig in einem kleinen Café. Eine Stunde später gingen sie an Bord der Autofähre nach Harwich, das jenseits der Nordsee in England lag.
    Bei gutem Wetter dauerte die Überfahrt sechs Stunden, bei Sturm acht und mehr. An diesem Tag heulte ein eisiger Wintersturm vom Nordmeer her. Astrid, die leicht seekrank wurde, verbrachte den größten Teil der Überfahrt auf der Toilette, mußte sich immer wieder übergeben und verfluchte Delaroches Namen. Delaroche blieb in der nach Gletschereis riechenden Luft auf dem Oberdeck und beobachtete, wie die vom Sturm herangetriebenen Wogen über den Bug der Fähre hereinbrachen.
    Kurz bevor sie anlegten, veränderte Astrid ihr Aussehen. Sie steckte ihr

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