Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
bekannten Terroristen unter solchen Bedingungen ab.
    Die Doktrin der Agency schreibt vor, daß wir jeden Treff kontrollieren können müssen, Ort, Zeit und äußere Voraussetzungen. Nachdem ich es gesagt habe, glaube ich, daß wir ernsthaft daran denken sollten, die Vorschriften in diesem Fall über Bord zu werfen.«
    »Was ist, wenn sie vorhaben, Sie zu ermorden?« fragte Clark besorgt.
    »Wollten sie mich tatsächlich beseitigen, müßten sie dafür nicht eine Begegnung auf der Fähre von Dover nach Calais arrangieren. Sie brauchten nur einen Killer nach Washington zu schicken, der mir vor der Zentrale auflauert, fürchte ich.«
    »Da haben Sie recht«, sagte der CIA-Direktor.
    »Ich glaube, daß sie wirklich mit uns reden wollen«, sagte Michael. »»Und ich glaube, daß wir schlecht beraten wären, uns nicht anzuhören, was sie zu sagen haben.«
    »Da bin ich anderer Meinung, Michael«, widersprach Carter.
    »Diese Leute gehören zu den brutalsten Terroristen, die wir kennen. Das beweisen sie täglich durch ihre Taten. Mir ist's ehrlich gesagt scheißegal, was sie zu sagen haben.« Er sah zu Beckwith hinüber und murmelte: »Entschuldigen Sie diesen Ausdruck, Mr. President.«
    »Ich habe Ihnen gesagt, daß er kein Umgang für feine Leute ist, Mr. President«, warf Michael ein.
    Sicherheitsberater William Bristol wartete, bis sich alle wieder beruhigt hatten, bevor er sagte: »Ich denke, daß ich in diesem Fall auf Michaels Seite stehe, Mr. President. Gewiß, Mohammed Awad ist ein gefährlicher Terrorist, mit dem man sich nicht treffen sollte, nur weil er das gerne möchte. Aber ich wüßte offengestanden gern, was er zu sagen hat. Diese Begegnung kann sich auszahlen. Jedenfalls dürfte sie der CIA wertvolle Hinweise auf Zusammensetzung und Einstellung der Gruppe liefern. Und ich stimme Michael in einem weiteren Punkt zu - wollte das Schwert von Gaza ihn beseitigen, ließe sich das einfacher arrangieren.«
    Der Präsident wandte sich an Vandenberg. »Was denken Sie, Paul?«
    »Ich widerspreche Ihnen ungern, Bill, denn Außenpolitik ist Ihr Fachgebiet, nicht meines, aber ich glaube, daß wir durch ein Treffen mit einem Führer einer blutrünstigen Mörderbande nichts zu gewinnen haben. Adrian hat recht: Das Schwert von Gaza handelt, es redet nicht. Mehr ist dabei nicht zu bedenken.
    Ich möchte dem amerikanischen Volk jedenfalls nicht erklären müssen, warum wir zu diesem Zeitpunkt mit Mohammed Awad zusammengetroffen sind. Sie haben die jüngste Krise beispielhaft gemeistert, Mr. President, und die Wählerschaft hat Sie dafür belohnt. Ich möchte nicht, daß Ihre ganze Popularität sich in Luft auflöst, nur weil ein Terrorist wie Mohammed Awad gerade Lust auf ein Schwätzchen hat.«
    Beckwith verfiel in langes, nachdenkliches Schweigen.
    Michael wußte, daß das kein gutes Zeichen war. Er hatte noch nie mit dem Präsidenten zu tun gehabt, aber er hatte Stories über Paul Vandenbergs Einfluß gehört. War Vandenberg gegen diese Begegnung, würde diese Begegnung wahrscheinlich nicht stattfinden.
    Schließlich hob Beckwith den Kopf, sah in die Kamera und sprach mehr mit Michael als mit seinen Beratern. »Michael, falls Sie zu diesem Treffen bereit sind, würde mich interessieren, was Mohammed Awad zu sagen hat.
    Ich weiß, daß es riskant ist, und ich weiß, daß Sie verheiratet sind.«
    »Ich mach's«, sagte Michael einfach.
    »Also gut«, sagte Beckwith. »Ich wünsche Ihnen alles Gute, und wir reden morgen miteinander.«
    Dann wurde das Bild aus Washington schwarz.

24
    LONDON

    Der Botschafter stellte Michael sein Büro zur Verfügung, damit er Elizabeth in Washington anrufen konnte. Er wählte ihre Privatnummer, aber dort meldete sich nur Max Lewis, ihr Sekretär. Max war erleichtert, seine Stimme zu hören, und teilte ihm mit, daß Elizabeth schon nach New York unterwegs und später im Apartment ihres Vaters in der Fifth Avenue zu erreichen sei. Michael war im ersten Augenblick verärgert - wie konnte sie ihr Büro verlassen, ohne vorher mit ihm telefoniert zu haben? -, aber dann kam er sich wie ein völliger Idiot vor. Sie war gegangen, weil morgen früh der Eingriff in der Klinik durchgeführt werden sollte.
    Das hatte Michael im Tumult des Überfalls auf dem Flughafen völlig vergessen. Und er hatte zugestimmt, sich mitten auf dem Ärmelkanal mit Mohammed Awad zu treffen, wodurch seine Rückkehr nach New York sich um weitere zwei Tage verzögern würde. Elizabeth würde vor Wut kochen, und das mit Recht.

Weitere Kostenlose Bücher