Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
stank nach Rauch und Blut.
    Die Schreie der Opfer übertönten fast das Hämmern der Maschinenpistolen.
    Michael wünschte sich, er hätte eine Schußwaffe. Er sah nach rechts. Vier Uniformierte einer britischen Sondereinheit zur Terrorismusbekämpfung gingen hinter einem Ticketschalter in Stellung. Zwei standen auf, zielten kurz und schossen. Der Kopf eines Attentäters explodierte in einem rosa Schauer aus Blut und Gehirnmasse. Die beiden Überlebenden erwiderten das Feuer und trafen einen der Polizeibeamten. Die Uniformierten konzentrierten das Feuer auf den nächsten Terroristen, der von Kugeln durchsiebt zusammenbrach.
    Der letzt e Attentäter wollte den Kampf aufgeben. Er bewegte sich wild weiterschießend rückwärts zum Ausgang. Er krachte durch die automatische Tür, so daß es um ihn herum Glasscherben regnete.
    Michael sah den vierten Mann des Teams im Fluchtfahrzeug, einem schwarze n Audi, hinterm Steuer sitzen. Er sprang auf, verließ das Terminal durch einen Parallelausgang und rannte den Gehsteig entlang, wobei er über auf dem Boden liegende Reisende und Flughafenangestellte hinwegsprang.
    Der Terrorist am Steuer ließ nervös den Motor aufheulen. Ein halbes Dutzend Sicherheitsbeamter rannte mit schußbereiten Waffen durchs Terminal. Michael spurtete mit ausgestreckten Händen weiter.
    Der letzte Attentäter war zwanzig Meter von ihm entfernt und wollte gerade einsteigen. Der Fahrer hatte ihm die hintere Tür aufgestoßen. In dieser Sekunde blickte der Terrorist auf und sah Michael auf sich zustürmen. Er warf sich herum und wollte seine MP hochreißen.
    Michael senkte eine Schulter und rannte den Attentäter über den Haufen.
    Als er zu Boden ging, fiel ihm die MP aus den Händen.
    Michael packte den Mann an der Gurgel und traf sein Gesicht mit zwei brutalen Boxhieben. Der erste zerschmetterte ihm das Nasenbein. Nach dem zweiten, der ihm den Backenknochen brach, blieb er bewußtlos liegen.
    Der Terrorist am Steuer stieß die Fahrertür auf und stieg mit einer Pistole in der behandschuhten Hand aus. Michael griff nach der zu Boden gefallenen Maschinenpistole, riß sie hoch und schoß durch die Windschutzscheibe des Audis. Der Terrorist konnte noch zweimal abdrücken, ohne jemanden zu treffen, bevor er tot zusammenbrach.
    Michael, dessen Herz jagte, sah einen dunklen Schatten und etwas, das eine Waffe sein konnte. Er drehte sich auf einem Knie herum und richtete die erbeutete Maschinenpistole auf einen britische n Sicherheitsbeamten.
    »Weg mit der Waffe, ruhig und friedlich, Kumpel«, forderte der Polizeibeamte ihn gelassen auf. »Jetzt ist alles vorbei. Also weg mit der Waffe.«
    Wheaton, der Londoner CIA-Chef, holte Michael mit seinem Dienstwagen vom Flughafen ab und brachte ihn in die Stadt zurück. Michael legte seinen Kopf ans Fenster und schloß die Augen. Er war eine Stunde lang von einem hohen Polizeibeamten und zwei Männern von MI5 verhört worden.
    Anfangs war er bei seiner Legende geblieben: ein amerikanischer Geschäftsmann, der nach einem Termin in London nach New York zurückfliegen wollte. Schließlich war jemand von der Botschaft gekommen. Michael hatte gebeten, Wheaton zu verständigen, und Wheaton hatte mit der Polizei und dem MI5 telefoniert und ihnen die Wahrheit erzählt.
    Michael, der noch nie getötet hatte, war auf seine Reaktion nicht gefaßt. Gleich nach dem Kampf hatte er einen wilden Überschwang, einen an Blutrausch grenzenden Nervenkitzel empfunden. Die Terroristen waren Verbrecher, die Unschuldige ermordet hatten; sie hatten einen gewaltsamen schmerzhaften Tod verdient. Michael war froh, daß er den einen umgelegt und dem anderen das Gesicht zerschlagen hatte. In seiner ganzen bisherigen Laufbahn als Terroristenjäger hatte er immer nur seinen Verstand und seine Kombinationsgabe als Waffen benutzt. Diesmal hatte er sich seiner Fäuste und einer Maschinenpistole bedient, und das war ein befriedigendes Gefühl.

    Jetzt überwältigte ihn Erschöpfung. Sie lastete auf seiner Brust, preßte ihm den Kopf zusammen. Seine Hände zitterten nicht mehr; das Adrenalin hatte sich verflüchtigt. Ihm wurde immer wieder schwindlig. Er schloß die Augen, sah Blut spritzen und Köpfe explodieren, hörte Schreie und das Hämmern von Maschinenpistolen. Er sah den Fahrer des Fluchtwagens zurücktaumeln, spürte das Bocken der MP in seinen Händen. Er hatte einen Menschen getötet, einen schlechten Menschen, aber trotzdem einen Menschen. Jetzt fühlte er sich nicht mehr gut. Er fühlte sich

Weitere Kostenlose Bücher