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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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mit dem höchstmöglichen Orden ausgezeichnet werden. Ich wünschte nur, ich könnte Ihnen diese Auszeichnung vor den Augen der gesamten Nation persönlich anheften, denn ich weiß, daß Ihr Land heute sehr stolz auf Sie wäre.«
    Michael brachte ein Lächeln zustande. »Ich bin es gewöhnt, verdeckt zu arbeiten, Mr. President, und würde es gern dabei belassen, wenn's Ihnen recht ist.«
    Beckwith lächelte zustimmend. »Ich habe mir gedacht, daß Sie das sagen würden. Außerdem sind Sie zu wertvoll, als daß wir Sie durch einen Fototermin enttarnen dürften.«
    Die Kameraeinstellung veränderte sich und zeigte nun auch die übrigen Männer, die mit dem Präsidenten im Oval Office saßen: Stabschef Vandenberg, CIA-Direktor Clark, Sicherheitsberater Bristol. Ganz außen am Bildschirmrand saß ein kleiner Mann, der einen schlechtsitzenden Designeranzug trug, die Hände im Schoß gefaltet hatte und sein Gesicht als guter Spion von der Kamera wegdrehte. Michael wußte sofort, daß das Adrian Carter war.
    »Entschuldigen Sie, Mr. President«, sagte Michael. »Könnte die Kamera etwas weiter nach links schwenken? Ich kann den kleinen Mann auf dem Sofa nicht richtig erkennen.«
    Die Kamera schwenkte und zeigte nun Carters Gesicht. Wie üblich wirkte er schläfrig und leicht gelangweilt.
    »Na, na, wie kommt so ein ungehobelter Bursche wie Adrian Carter denn ins Oval Office?« fragte Michael. »Nehmen Sie sich vor dem in acht, Mr. President. Er klaut Hotelhandtücher und Aschenbecher. An Ihrer Stelle würde ich ihn im Weißen Haus vom Secret Service überwachen lassen.«
    »Er hat schon ein halbes Dutzend M&M-Packungen mit dem Präsidentenwappen eingesteckt«, sagte Beckwith sichtlich amüsiert.
    Carter lächelte schließlich auch. »Wenn du anfängst, dich wie ein großer amerikanischer Held aufzuführen, wird mir übel.
    Vergiß nicht, daß ich dich schon lange kenne, Michael. Ich weiß genau, wo du deine Leichen vergraben hast. An deiner Stelle wäre ich etwas vorsichtiger.«
    Als das Lachen verklungen war, ergriff Beckwith wieder das Wort: »Michael, wir müssen noch etwas anderes mit Ihnen besprechen. Adrian und Direktor Clark werden Sie jetzt über die Einzelheiten informieren.«
    »Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden«, begann Clark. Der CIA-Direktor war ein Politiker, ein ehemaliger Senator aus New Hampshire, der stolz darauf war, wie der Mann von der Straße zu sprechen. Deshalb war ihm der Wortschatz der Geheimdienstarbeit immer ein Buch mit sieben Siegeln geblieben. Clark war groß und hager, hatte schwer zu bändigende graue Locken und trug stets eine Fliege. Er hätte besser als Inhaber eines großzügig ausgestatteten Lehrstuhls nach Dartmouth als ins Chefbüro in Langley gepaßt.
    »Es mag verrückt klingen, aber das Schwert von Gaza möchte sich mit uns treffen.« Clark räusperte sich. »Ich muß mich genauer ausdrücken, Michael. Das Schwert von Gaza will sich nicht mit uns treffen, es will sich ausdrücklich mit Ihnen treffen.«
    »Wie hat es diesen Wunsch übermittelt?«
    »Durch unsere Botschaft in Damaskus. Vor ungefähr einer Stunde.«
    »Wieso mit mir?«
    »Diese Leute scheinen genau zu wissen, wer Sie sind und was Sie tun. Sie wollen sich mit dem Mann treffen, der am meisten über ihre Gruppe weiß, und sie wissen offenbar, daß Sie das sind.«
    »Wann soll das Treffen stattfinden?«
    »Morgen früh auf der ersten Fähre von Dover nach Calais. Sie sollen mittschiffs auf dem Backborddeck warten, bis der Mann Sie anspricht. Keine Beobachter, keine Tonbandgeräte, keine Kameras. Sehen sie irgendwas, das ihnen nicht gefällt, ist das Treffen geplatzt.«
    »Wen wollen sie hinschicken?«
    »Mohammed Awad.«
    »Awad ist der zweithöchste Mann in der Führungsspitze dieser Organisation. Daß er eine Fähre benutzen will, um mit einem CIA-Offizier zu sprechen, ist bemerkenswert.«

    »Deshalb ist diese Sache vermutlich zu schön, um wahr zu sein«, warf Carter ein. Ein Kameraschwenk brachte ihn ins Bild.
    »Sie gefällt mir nicht. Sie verstößt gegen alle Regeln für solche Begegnungen. Wir kontrollieren den Treffpunkt. Wir legen die Bedingungen fest. Wir lassen uns nie auf Bedingungen der anderen Seite ein. Das müßtest du eigentlich am besten wissen.«
    »Du bist also gegen diesen Treff?« fragte Michael.
    »Hundertzehnprozentig.«
    »Mich würde interessieren, was Sie davon halten, Michael«, sagte Beckwith.
    »Adrian hat recht, Mr. President. Im allgemeinen lehnen wir Treffs mit

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