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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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schmutzig.
    Michael rieb sich die rechte Hand. »Vielleicht sollten Sie das mal dem Arzt zeigen«, meinte Wheaton, als habe Michael über einen wiederholt auftretenden Tennisarm geklagt.
    Michael ignorierte ihn. »Wie viele Opfer hat's gegeben?«
    »Sechsunddreißig Tote, über fünfzig Verletzte, einige davon schwer. Die Briten rechnen damit, daß die Zahl der Toten sich noch erhöht.«
    »Amerikaner?«
    »Mindestens zwanzig Tote sind Amerikaner. Die meisten Leute vor dem Schalter wollten nach New York. Die übrigen Toten sind Engländer. Wir haben Ihre Frau schon benachrichtigt. Sie weiß, daß Ihnen nichts passiert ist.«
    Michael dachte an das letzte Telefonat mit ihr. Gerade hatten sie noch miteinander geredet; im nächsten Augenblick hatte er den Hörer fallen lassen und losgebrüllt. Wieviel Elizabeth wohl mitbekommen hatte? Hatte sie alles gehört - die Detonationen, die Schüsse, die Schreie -, oder war die Verbindung barmherzigerweise abgerissen? Er stellte sich vor, wie sie in ihrem Büro saß und sich schreckliche Sorgen machte, und hatte ein schlechtes Gewissen. Er wollte dringend mit ihr reden, aber nicht vor Wheaton.
    Sie fuhren auf der Cromwell Road nach Osten. »Die kläffende Medienmeute will Sie natürlich unbedingt interviewen«, sagte Wheaton. »Augenzeugen haben Reportern geschildert, daß ein Held im dunklen Anzug einen Terroristen erschossen und den anderen außer Gefecht gesetzt hat. Die Polizei behauptet, der Mann wolle aus Angst vor einem Racheakt des Schwerts von Gaza anonym bleiben. Das glauben die Medien bisher, aber kein Mensch weiß, wie viele Polizeibeamte die Wahrheit wissen.
    Wenn nur einer nicht dichthält, bekommen wir ein echtes Problem.«
    »Hat das Schwert von Gaza schon die Verantwortung für diesen Anschlag übernommen?«
    »Ihr Fax ist vor wenigen Minuten bei der Times eingegangen.
    Die Briten sind noch dabei, es zu analysieren, und wir haben es an die Zentrale weitergeleitet. Scheint authentisch zu sein.
    Müßte bald zur Veröffentlichung freigegeben werden.«
    »Vergeltung für die Luftangriffe auf die Ausbildungslager?«
    »Aber natürlich!«
    Sie fuhren auf der Park Lane nach Mayfair zum Grosvenor Square. Die Limousine benutzte die Haupteinfahrt. Michael wünschte, sie wären durch die Tiefgarage hereingekommen, aber das spielte jetzt vermutlich keine große Rolle mehr. Er stieg aus dem Wagen. Er fühlte sich schwindlig, und sein linkes Knie tat verdammt weh. Er mußte es sich im Kampf verletzt haben, aber das Adrenalin hatte ihn bisher keinen Schmerz spüren lassen.
    Die wachhabenden Marineinfanteristen salutierten zackig, als Michael von Wheaton gefolgt das Botschaftsgebäude betrat. Der Botschafter und seine engsten Mitarbeiter erwarteten ihn, das restliche Botschaftspersonal hatte sich hinter ihnen aufgestellt.
    Der Botschafter begann spontan zu applaudieren, und die anderen folgten seinem Beispiel. Michael hatte sein ganzes Berufsleben lang im Unt ergrund gearbeitet. Seine Auszeichnungen waren ihm unter Ausschluß der Öffentlichkeit verliehen worden. Von seinen beruflichen Erfolgen durfte er keinem Menschen erzählen, nicht einmal Elizabeth. Nun brandete der Applaus des Botschaftspersonals über ihn hinweg, und ein kalter Schauder lief ihm über den Rücken.
    Der Botschafter trat vor und legte Michael eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, daß Ihnen jetzt vermutlich nicht nach Feiern zumute ist, aber Sie sollen wissen, wie stolz wir alle auf Sie sind.«
    »Danke, Mr. Ambassador. Das bedeutet mir sehr viel.«
    »Außer mir möchte noch jemand mit Ihnen sprechen. Kommen Sie bitte mit.«
    Als Michael von Wheaton und dem Botschafter begleitet die Nachrichtenzentrale betrat, war auf dem großen Bildschirm das Wappen des amerikanischen Präsidenten zu sehen. Der Botschafter nahm einen Telefonhörer ab, murmelte ein paar Worte hinein und legte wieder auf. Kurz darauf verschwand das Wappen, und auf dem Bildschirm erschien James Beckwith, der zu einem weißen Hemd mit offenem Kragen eine Strickjacke trug und im Oval Office in einem Sessel am Kamin saß.
    »Michael, mit Worten läßt sich nicht ausdrücken, wie dankbar und wie stolz wir sind«, begann der Präsident. »Stolz auf Sie! Sie haben Ihr Leben riskiert, um einen Terroristen zu überwältigen und einen weiteren zu erschießen. Ihr Eingreifen hat vermutlich zahlreichen Menschen das Leben gerettet und dieser Bande skrupelloser Feiglinge einen schweren Schlag versetzt. Ich werde darauf bestehen, daß Sie dafür

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