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Der Mann auf dem blauen Fahrrad

Der Mann auf dem blauen Fahrrad

Titel: Der Mann auf dem blauen Fahrrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Gustafsson
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diskretes, aber ganz deutliches Lachen. Ohnehin schon ein wenig erschrocken, zuckte er zusammen, als hätte man ihn bei etwas Verbotenem ertappt.
    – Herrn Friberg geht es jetzt etwas besser, wie ich sehe.
    Er drehte sich rasch um und stellte fest, dass er direkt in die Augen der Dame blickte. Sie strahlten eine kühle, aber unverhohlene Neugier aus, die er zuvor nicht bemerkt hatte, und etwas, das möglicherweise Ironie war. Irgendetwas wollten diese Augen von ihm. Aber es war nicht ganz leicht zu erkennen, was.
    – Sieh mal an, dass ich erst vor ein paar Wochen eine so sonderbare Idee hatte! Den Flügel stimmen zu lassen. Ist das nicht eigentümlich, Herr Friberg? Man könnte ja meinen, ich erwarte Besuch? Nicht wahr?
    – Entschuldigung, gnädige Frau. Ich bin nicht sicher, ob ich den Namen richtig verstanden habe, Frau Grane?
    – Irene Grane. Freiherrin Irene Grane. Aber ich lege keinen Wert auf Adelstitel. Zumal ich in den Titel eingeheiratet habe. Doch das ist jetzt lange her. Wenn ich es mir recht überlege, reicht Frau Grane völlig aus. Und Sie haben sich nicht zu sehr gelangweilt in diesem Zimmer, Herr Friberg?
    – Überhaupt nicht. Ich habe ein wenig in Oswald Granes Gedichtbüchern geblättert. Sehr schön! Und ergreifend! Wie schade, dass er so früh von Ihnen gegangen ist.
    – Ja. Von uns gegangen. Oder verschwunden. Wie man es nun sehen will. Sie haben vielleicht davon gehört? Aber es ist wirklich erfreulich, dass Sie an ihm interessiert sind. Ich bin fast etwas überrascht.
    Ach, Sie wollten doch den Flügel stimmen, Herr Friberg?
    – Nein. Wie ich vielleicht erwähnt habe, als wir uns das letzte Mal sprachen, bin ich weder blind noch Klavierstimmer. Ich habe absolut nichts gegen Mitmenschen, die eine dieser Eigenschaften haben – oder vielleicht beide vereinen. Aber ich habe keine davon. Ich bin Vertreter, und ich fahre hier in der Gegend herum, um ein neues Haushaltsgerät zu demonstrieren. Heute ist mir ein Missgeschick …
    – Ja natürlich, jetzt erinnere ich mich! Entschuldigen Sie vielmals! Herr Friman, Sie müssen verstehen, dass ich in den letzten vierundzwanzig Stunden so viel zu bedenken hatte. Eine Sterbende im Haus zu haben stellt alles auf den Kopf. Praktisch alles. Sie haben vielleicht schon etwas Ähnliches erlebt, Herr Friman?
    – Nein, wirklich nicht. Nicht so. Und übrigens – Friberg ist der Name. Nicht Friman, sondern Friberg.
    – Ach ja, natürlich. Entschuldigung. Ehrlich gesagt sind wir alle im Haus dieser Sache etwas überdrüssig, dass hier eine Berühmtheit gewohnt hat. Können Sie sich vorstellen – im Sommer kommen sogar Neugierige hierher. Die ziemlich frech sind. Sie fotografieren – sie auch – und sie wollen gern hereinkommen und alles anschauen. Sie wollen Oswald Granes Arbeitszimmer sehen.
    – Gibt es das so noch?
    – Nein. Mein Vater wollte das nicht. Er wollte nicht an seinen Bruder erinnert werden. Nicht so intensiv an ihn erinnert werden.
    Es weiß ja niemand genau, wo mein Onkel abgeblieben ist. Es ist ihm zuvor doch gut ergangen. In diesen Jahren. Er wurde in »Die Gesellschaft der Neun« gewählt, was natürlich nicht so fein ist wie die Schwedische Akademie, aber doch ziemlich fein. Seine zweite Gedichtsammlung, Das vergessene Haus , wurde so etwas wie ein Erfolg. Seine dritte Gedichtsammlung stieß hier und da auf zögerliche Vorbehalte. Einige seiner sehr zuverlässigen Bewunderer fanden, der feine, spröde und gleichsam taufrische Ton, in dem er von der Liebe zur Natur und zur Heimat schrieb, sei im Begriff, sich zu verändern. Aber in »Die Gesellschaft der Neun« wurde er aufgenommen. Sozusagen dank seiner früheren Verdienste. Doch ich vermute, dass sie ihn dort nicht oft sahen. Er fuhr zum Bahnhof von Stockholm, und nicht selten blieb er da. Im Bierlokal am Hauptbahnhof. Für Reisende der dritten Klasse natürlich. Bis es schloss und es Zeit wurde, den letzten Zug nach Hause zum Bahnhof von Kolbäck zu nehmen.
    Das, was sich in seine Poesie einzuschleichen begann, war ganz einfach ein anderer Ton. Für den man nicht so leicht Worte finden kann. Es war wie eine Art Tonartwechsel. Vielleicht lag es an einem Gefühl von großer Dunkelheit – einer Sinnlosigkeit. Von D-Dur zu c-Moll.
    – Er hörte auf, ein Optimist zu sein? Ich würde dasselbe von mir behaupten. Gerade heute habe ich angefangen, mich zu fragen, ob es etwas gibt …
    – Entschuldigen Sie, Herr Friberg. Mir fällt es etwas schwer, heute Abend die Gedanken

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