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Der Mann auf dem blauen Fahrrad

Der Mann auf dem blauen Fahrrad

Titel: Der Mann auf dem blauen Fahrrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Gustafsson
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Verschiedene Bekannte und Fremde, die man ansprach, gaben jeweils verschiedene Auskünfte. Man konnte sich fragen, ob einer von ihnen wirklich je dort gewesen war. Auf dieser Seite des Kanals lag ja der Tomtebovägen, und der verlief über eine Brücke weit oben am Kraftwerk in Trångforsen vorbei. Aber sie hatte keine Ahnung, auf welche Weise diese Brücke zum Herrenhaus führte. Irene hatte eine schwache Erinnerung, dass der frühere Kraftwerksmaschinist, Herr Spångberg – von dem es hieß, er sei ein entfernter Verwandter von ihr –, einmal in der Werkstatt von einem Weg gesprochen hatte, der über ein paar Fußgängerbrücken führte. Aber dieser Weg war von einer abgeschlossenen Zauntür versperrt, was daran lag, dass nicht irgend jemand die Kraftstation betreten durfte. Irgendjemand könnte ja furchtbare Schäden anrichten und die Beleuchtung in der ganzen Gemeinde außer Betrieb setzen.
    Wie auch immer, die Sache mit Irgendjemand war freilich nur ein Gerücht, eine Legende, die nicht so leicht zu überprüfen war.
    – Man nimmt nur den üblichen Weg über den Kanal, aber dann biegt man rechts ab nach Forsby, ehe man die Hauptstraße erreicht hat, hatte der Klempner einmal erklärt. Den üblichen Weg zu nehmen bedeutete, dass man die Eisenbahnstrecke beim Übergang unten am Stationsvägen überqueren musste.
    Und gerade an diesem Tag war das nicht so einfach. Warum konnte der Schiffer dieses geheimnisvolle kleine Etui nicht selbst überreichen? Dass er das Schiff bewachen musste, konnte doch nichts anderes als ein Vorwand sein. Wer stahl mitten im Ort und zwischen den Schleusen Roheisen? Wie sollte das möglich sein? Genau genommen hatte Irene keine Lust, sich in weitere Abenteuer hineinziehen zu lassen. Jetzt, wo zudem der gewöhnliche Übergang ganz und gar von Wrackteilen blockiert war. Ein Zug war direkt in einen Lastwagen gefahren. So wie es der Stationsvorsteher vor einer halben Stunde beschrieben hatte.
    Der Bahnübergang war mit Zauntüren abgegrenzt, es gab aber keine Schranken. Und von dem Lastwagen war wirklich nicht mehr viel übrig. Ein paar Räder lagen lose im Straßengraben und überall verstreut die großen Zementrohre, hierhin und dorthin geschleudert. Es war offensichtlich, dass hier kein Zug durchkommen konnte. Aber die Lokomotive, die das ganze Elend verursacht hatte, hatte offenbar den Rückzug angetreten. Sie war nicht mehr zu sehen. Der Mann, der den Lastwagen gefahren hatte, saß bleich auf einem Stein und wirkte geistesabwesend. Sehr viele Menschen hatten sich an der Stelle versammelt. Es war schon Nachmittag, und etwas Interessanteres war an diesem Tag nicht geschehen.
    Irene und die Nichte schlichen sich heran, neugierig und erschrocken. Und fast gleichzeitig kam ein junger Mann von der anderen Seite. Er schlich nicht, er drängte sich durch die Zuschauermenge, in der Hand eine kleine schwarze Box (es war eine Kastenkamera vom Modell Brownie Nr. 2, aber das konnte man auf diese Entfernung nicht erkennen), die er hoch über dem Kopf trug.
    – Entschuldigung!, rief er nach rechts und links. Aber kaum jemand ließ ihn durch.
    – Warum sollten wir dir Platz machen?, rief ein korpulenter, rothaariger Typ mit karierter Sportmütze und Golfhosen.
    – Ich bin der Fotograf.
    – Zum Teufel auch, erwiderte der Fettwanst. Was für ein Fotograf?
    – Ich fotografiere für die Zeitung, antwortete der junge Mann mit der Kamera. Er schien jetzt völlig damit beschäftigt zu sein, den ganzen Umfang der Katastrophe in dem unscharfen winzigen Sucher einzufangen. Es war wirklich eine lächerlich kleine Kamera für eine so große Aufgabe, konnte man meinen.
    – Was für eine verdammte Zeitung – das wüsste man doch gern.
    – Du störst mich. Ich versuche, ein Bild zu machen.
    Der Fettwanst war anscheinend im Begriff, nach diesem Satz einen Angriff zu starten. Und die Situation schien alles andere als vielversprechend für den jungen Mann: Dieser Rothaarige war ja doppelt so umfangreich wie der magere Fotograf. Irgendwie wirkte der Fotograf verletzlich.
    War die Lage so, dass man sich einmischen sollte?, fragte sich Irene. Vielleicht sollte man das. Ein so großer, fetter Kerl sollte wirklich nicht einen feinen jungen Fotografen daran hindern, ein derart dramatisches Ereignis zu verewigen. Sie ging direkt auf die beiden zu. Die Männer schauten Irene an, als wären sie nicht sicher, ob das, was sie sahen, wirklich war oder nicht.
    – Sie stören ihn. Sie sehen doch, dass er versucht, ein Bild

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