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Der Mann aus dem Dschungel

Der Mann aus dem Dschungel

Titel: Der Mann aus dem Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Wissenschaftler machten sich nicht mit ihren Objekten gemein. Aber dieses Objekt war ein Mensch. Ein lebendiger, atmender Mensch, der von einem verrückten Milliardär, einem freundlichen Idioten und einem Sadisten gefangen gehalten wurde. Niemand außer ihr konnte ihm helfen.
    "Sind Sie in Ordnung, Miss?" Mick sah von seinen Karten auf, als sie den Kontrollraum betrat.
    "Alles okay", gab sie zurück und verbarg ihr lädiertes Handgelenk. "Ich gehe in mein Zimmer und lese die Aufzeichnungen von Dr. McDonough. Später komme ich
    zurück."
    "Nicht zu spät, Doc", warf Alf ein. "Letzte Nacht wollte ich Ihnen einen Gefallen tun und habe das Gelände für Sie geöffnet. Zur Begrüßung gewissermaßen. Ab heute geht das Licht für Tarzan um sechs Uhr abends aus. Mick und ich haben auch ein Privatleben."
    Sie wollte nicht mit ihm streiten. Wenn sie den
    Kontrollraum früher-verließen, konnte sie John wenigstens ohne unliebsames Publikum beobachten. Vielleicht würde sie dann herausbekommen, ob er wirklich so bewusstlos war, wie es schien. Sie konnte herausfinden, ob sie sich mit ihm verständigen konnte, wenn Alf sie nicht mit aufgesperrten Augen und Ohren kontrollierte.
    Sie würde vielleicht eine Antwort auf die tausend Fragen finden, die ihr durch den Kopf schossen. Wer war er? Was hatte er auf einer entlegenen Insel vor der australischen Küste zu suchen?
    Und warum hatte sie beschlossen, ihm zu helfen?

5. KAPITEL
    Als Erstes schüttete Libby Eiswürfel in ein Tuch und bandagierte damit ihr Handgelenk. Die wohltuende Kühlung ließ sie aufseufzen. Dann streifte sie die Schuhe von den Füßen und legte sich aufs Bett. Die Matratze war besser als ihre eigene in Chicago. Eigentlich wollte sie sich ohnehin eine neue kaufen.
    Sie dachte nach. Es musste ihr gelingen, John allein zu begegnen. Dann würde sie wissen, ob er sich mit ihr verständigen konnte. Wenn sie einen ausreichenden
    Sicherheitsabstand einhielt, konnte ihr nichts passieren. Sie musste nur auf seine Hände achten.
    Wenn er doch nur seine Augen öffnen würde. Das war es.
    Wenn sie ihm in die Augen sehen könnte, dann könnte sie genau beurteilen, ob er Mensch oder Tier war. Und ob sie sich miteinander verständigen konnten.
    Keinesfalls durfte eine weitere Nacht verstreichen, ohne dass sie hinter das Geheimnis des unbeweglichen Gesichts jener Kreatur gekommen war, die regungslos auf der Liege festgeschnallt war. Aber sie war zu müde, um sich zu bewegen. Nur noch ein paar Minuten, dachte sie, dann stelle ich den Wecker…
    Als sie aufwachte, wurde es gerade hell. Halb sechs.
    Morgens, nicht abends. Die Eiswürfel waren längst
    geschmolzen. Sie zog die nassen Sachen aus, schlüpfte in Shorts und T-Shirt, streifte sich ihre Sandalen über und machte sich auf den Weg.
    Die Lichter im Kontrollraum leuchteten nur schwach, als sie eintrat. Sie starrte auf den Bildschirm, konnte im Halbdunkel aber nichts erkennen. Wenn die Sonne schon aufgegangen war, dann reichten ihre Strahlen noch nicht bis auf den Grund des nahezu undurchdringlichen Laubwerks. Libby hatte keine Ahnung, wie man die Beleuchtung des Freigeländes regulierte.
    Also betrat sie das Areal und hoffte, dass das Licht automatisch anging.
    Diesmal irrte sie sich leider. Der Wald blieb dunkel. Sie musste sich mit dem schwachen Lichtschein aus dem
    Kontrollraum und den spärlichen Strahlen der aufgehenden Sonne zufrieden geben, die das dichte Grün zu durchbrechen versuchten.
    Vorsichtig bewegte sie sich in die Richtung der Liege. Auf keinen Fall wollte sie in ihn hineinstolpern und John dadurch die Gelegenheit verschaffen, mit seinem eisernen Griff wieder ihre Handgelenke zu umklammern. Sie machte einen Schritt nach vorn. Langsam gewöhnten ihre Augen sich an das schwache Licht. Der schattige Umriss der Liege schien ganz in der Nähe. Zwei, drei Schritte, und sie war angekommen.
    Schockiert blieb sie stehen.
    Die Liege war leer.
    Sie durchmaß das ausgedehnte Areal mit den Augen und bemühte sich, im schlechten Licht etwas zu erkennen. Ein seltsames Prickeln lief über ihre Haut. Jemand oder etwas beobachtete sie.
    Beruhige dich, sagte sie zu sich selbst. Es musste nicht unbedingt John sein. Alf und Mick haben ihn für die Nacht vielleicht woanders untergebracht. Kein Grund zur Sorge.
    Nur, sie sollte zusehen, dass sie den Wald so schnell wie möglich verließ.
    Sie machte einen Schritt rückwärts. Dann noch einen. Der Boden unter ihren Füßen war rau, aber sie nahm sich nicht die Zeit, ihn näher zu

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