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Der Mann aus Israel (German Edition)

Der Mann aus Israel (German Edition)

Titel: Der Mann aus Israel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Jardas
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was?“
    Arzt, Arzt, denke ich. Der Vater ist Arzt, der Sohn ist
Reiseleiter. Wieso? Mir wird das Ganze immer schleierhafter. Was ist denn da bloß
schiefgelaufen?
    „Hast Du denn nicht studiert?“ platze ich raus. „Doch.“
antwortet. Und dann ist Funkstille. Mehr sagt er nicht, bis wir, am Ticho
House vorbei, hinauf zur Äthiopierstraße kommen, abbiegen und die nächste Querstraße
nach rechts gehen. Bnei Brit Straße entziffere ich schnell im
Vorbeigehen. Es ist sehr dunkel, die kleine Gasse ist nicht beleuchtet, der
Mond muss erst die jordanischen Berge übersteigen, bevor er Jerusalem
beleuchten kann. Wir bleiben vor einem Haus stehen, ich kann nichts erkennen, außer
einer kleinen Lampe, die ein Namensschild beleuchtet. Raffael drückt auf den
Klingelknopf. Guttmann steht darauf. Dreimal. Einmal in Hebräisch,
einmal in lateinisch und einmal in Arabisch. Hoho, denke ich, der alte Herr
scheint eine andere Gesinnung zu haben als sein Sohn, der Siedler. Aber wieso Guttmann? denke ich. Das ist er ja gar nicht. Die beiden heißen doch Kidon. Wohnt er
etwa zur Untermiete? Die grüne Tür öffnet sich und von oben ruft eine Stimme auf
Deutsch. „Komm` rauf, mein Sohn.“ Mir wird ganz mulmig. Gleich wird er sehen,
dass sein Sohn nicht alleine gekommen ist, dass er eine Deutsche mitgebracht
hat. Wenn er ablehnend ist, werde ich ihm das nicht verübeln, nehme ich mir
vor. Dann werde ich mich stillhalten und warten, bis wir wieder gehen. Ich
fahre mir schnell durch die Haare, streife mit den Händen über den Hals.
Raffael schaut mich von der Seite an.
    „Wovor hast Du Angst? So kenne ich dich ja gar nicht, so
kleinlaut.“ stellt er fest. „Meinst Du, er wird Dich für den Holocaust
verantwortlich machen?“
    Ja, für einen Moment habe ich das befürchtet. Wie blöde von
mir. Natürlich wird er das nicht tun. Kein Mensch hier in Israel hat das jemals
mir gegenüber getan. Trotzdem habe ich ein flaues Gefühl im Magen vor dieser
Begegnung. Durch das Haus dringt klassische Musik. Gehört habe ich sie schon
vorher, aber ich kann sie nicht einordnen. Wir steigen ein enges Treppenhaus
hinauf. Die Wände sind behängt mit Bildern ungegenständlicher Malerei. Der
Vater scheint sich nicht mit Drucken zufriedenzugeben, es sind alles Originale.
Oben angekommen, gehen wir wieder durch eine Tür. Die Musik erfüllt das ganze
Haus, es klingt, als käme sie von den Decken herunter. Ob er die
Lautstärker-Boxen an die Decken genagelt hat? Schön klingt das, denke ich, ich
muss das dem alten Herrn sagen.
    „Ich komme gleich! Setz` Dich schon mal hin.“ ruft dieselbe
Stimme.
    Wir kommen aus dem dunklen Vorzimmer in einen großen, hohen
Raum, die dicken Holzbalken der Decke sind mit bunten Ornamenten bemalt. Hinter
dunkelroten Vorhängen sehe ich spitzbogige Fenster, deren Maßwerk mit bunten
Scheiben gefüllt ist. Das farbige Glas ist von hinten beleuchtet und wirft ein
glitzernd-buntes Farbspiel durch das Zimmer. Die einzige Tür ist die, durch die
wir gerade eintraten, sonst gibt es nur hohe Bögen in Holz gerahmt, beinahe bis
an die Decke reichend, die anscheinend in andere Zimmer führen. Die eine Seite
des Raumes ist die gesamte Höhe der Wand mit Büchern vollgestopft, deren
goldene Rücken glänzen. Eine Leiter und ein kleiner Fuß-Schemel stehen bereit,
um dem Leser behilflich zu sein, in die oberen Abteilungen dieser Bücherwelt zu
gelangen. Ein riesengroßer Schreibtisch, auf dem sich Bücher, Kataloge,
Notizhefte stapeln, ist mitten in den Raum platziert. Neben den bunten
Glasfenstern stehen sich mehrere Sofas gegenüber, in dem gleichen dunklen Rot
gehalten wie die Vorhänge. Das ganze Zimmer wird von einer unsichtbaren
Lichtquelle milde gespeist und gibt diesem ungewöhnlichen Ensemble etwas
verwunschen Märchenhaftes. Ich habe das Gefühl, in einem
venezianisch-orientalischen Serail zu stehen. Ich schaue auf den Fußboden und
sehe, es ist in byzantinischen Mustern und Farben gelegter Marmor. Ein
Wahnsinn, denke ich.
    Ein kleiner, zierlicher alter Herr tritt aus dem Dunkel des
Nebenzimmers. Er trägt eine weinrote Fliege und ein beiges Hemd, hat weißes,
kurzgeschnittenes Haar, ein rosiges Gesicht und leuchtend grüne Augen. Die
gleichen wie Raffi, stelle ich erstaunt fest, nur scheinen seine fröhlich und
offen in die Welt zu schauen.
    Als er mich sieht, hebt er die Arme ganz hoch und breitet
sie zu einer Willkommensgeste aus. „Ja, wen hast Du denn da mitgebracht! Eine
schöne Frau! Ist das eine herrliche

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