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Der Mann aus Israel (German Edition)

Der Mann aus Israel (German Edition)

Titel: Der Mann aus Israel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Jardas
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aufrecht gehen. Aber heute ist
es gut. Lassen wir also das Thema.“ Er schenkt Wein nach und schaut dann seinen
Sohn an. „Und Du? Wie geht es Dir und den Möpsen?“ Wen meint er denn mit
„Möpsen“, denke ich. Ich habe nur einen alten Schäferhund im Garten liegen
sehen. „Yuval hatte gerade Scharlach.“ antwortet Raffael. „Aber sonst sind alle
gesund.“ Das gibt es nicht! Er meint seine Enkelkinder, wenn er „Möpse“ sagt.
Mag er Kinder nicht? Ob er bisweilen in die Westbank fährt, um die „Möpse“ auf
dem Schoss zu wiegen?
    „Sehen Sie denn Ihre Enkelkinder manchmal?“ frage ich und
ernte dafür einen schnellen, scharfen Blick von Raffael. „Ich betrete die
besetzten Gebiete nicht, um einen Juden zu besuchen, der meint, er müsse dort
wohnen. Die besetzten Gebiete gehören uns nicht.“ Ich spüre, dass er weiterreden
möchte, aber Raffael lässt es nicht zu. „Wir sollten jetzt langsam gehen,
Elisabeth. Mein letzter Bus geht bald, und ich möchte Dich vorher noch ins
Hotel bringen.“ Ganz offensichtlich will er eine Auseinandersetzung vermeiden.
Wen will er schützen? Mich etwa? Ich hätte nichts gegen eine kontroverse
Diskussion.
    „Was macht Sie denn zur Reiseleiterin?“ will Otto Guttmann
plötzlich von mir wissen und betont das Sie . Er geht gar nicht auf
Raffaels Aufforderung zum Aufbruch ein, wechselt einfach nur das Thema. Er hat
etwas gegen den Beruf des Reiseleiters, denke ich. „Ach, wissen Sie, ich wohne
am Rande des Schwarzwaldes. Da kann es schon manchmal langweilig werden.“ Ich
versuche, nicht weiter auf seine Frage einzugehen, aber er lässt nicht locker.
„Ja, und? Wo ist der Zusammenhang?“ er gibt sich nicht zufrieden mit meiner
ausweichenden Antwort. Ich werfe einen hilfesuchenden Blick auf Raffael. Er
lächelt mich an und zwinkert mit den Augen. „Gib` dem Onkel Doktor brav
Auskunft, sonst wird er böse!“
    Ich will nicht über mich selbst reden und schon gleich gar
nicht über das, was mich mit Zuhause verbindet. Es ist so weit weg und spielt
überhaupt keine Rolle für mich. Hier. Jetzt. Ich tausche nicht die Welten, um
dann ständig doch über das zu reden, womit ich mich beschäftige, wenn ich in
meinen vier Wänden sitze.  „Ich bin Archäologin. Werdegang auch gefällig?“
frage ich etwas spitz. Dr. Guttmann nickt. Raffael schaut mich sehr aufmerksam
an. „Anfangs habe ich in Frankfurt studiert. Dann bekam ich ein Stipendium für
ein Jahr Jerusalem. Diese Zeit habe ich hauptsächlich in der Keramik-Abteilung
des Israel-Museums verbracht. Danach forderte mich mein Professor auf, sechs
Monate mit ihm am Euphrat eine frühchristliche Kirche auszugraben. Die
Ergebnisse  sollte ich wissenschaftlich auswerten und zu meiner Magisterarbeit
zusammenfassen, vermutlich hätten die Resultate auch noch eine Promotion
hergegeben. Wir haben so viel Neues damals ausgegraben. In der Zwischenzeit
lernte ich aber meinen Mann kennen und habe geheiratet. Das Studium musste
warten. Ich habe es dann in Basel beendet, promoviert habe ich über
frühchristlichen Kirchenbau in Nordsyrien. Seit fünf Jahren betreue ich die
Sammlung Samuel Hüssy, eine bedeutende Kollektion früher Keramik und
Schrifttafeln. Meine Arbeit besteht darin, Scherben zu ordnen, sie in ihren
historischen Kontext zu bringen, sie zu katalogisieren und Aufsätze über die
Resultate zu veröffentlichen.“ sage ich knapp. Mehr wird er aus mir nicht
herausquetschen.
    „Sie klingen plötzlich so streng, Frau Elisabeth.“ Otto
Guttmann amüsiert sich über mich. „Fehlt nur noch die Brille, dann sind Sie ein
richtiger Blaustrumpf.“
    Jetzt muss ich doch grinsen. „Ja, sehen Sie, und das ist
auch genau der Grund, weshalb ich manchmal unbedingt aus meinem Studierzimmer
heraus muss. Bevor ich vertrockne!“ Ich lache ihn selbstsicher an, weil ich
genau weiß, dass ich einer verdorrten Wissenschaftlerin nicht im Entferntesten
ähnle. „Irgendwann bekam ich das Angebot als Reiseleiterin zu arbeiten. Und
zwar in den Ländern, mit denen ich durch antike Scherben so sehr verbunden bin.
Und das mache ich nun von Zeit zu Zeit. Zufrieden?“ Der alte Herr nickt
erfreut. „Ich habe intelligente Frauen immer geschätzt.“ Er schaut dabei
Raffael an, als wolle er damit sagen, ganz im Gegenteil zu Dir, mein Junge.
    „Und ich würde mich gerne einmal im Schwarzwald langweilen.“
sagt Raffael. „Möglichst lange.“
    „Am liebsten würde ich überhaupt nicht mehr von hier
weggehen. Es ist so schön in Ihrem

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