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Der Mann aus Israel (German Edition)

Der Mann aus Israel (German Edition)

Titel: Der Mann aus Israel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Jardas
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Gleichgültig hat er den Blick
auf Frau Albertz gerichtet. Sie hebt ihr Glas. „Wir danken Ihnen drei
großartige Begleiter. Sie sind ein wundervolles Team. Auf Ihr Wohl!“
    Ich muss der Gruppe jetzt sagen, dass ich sie morgen nicht
nach Deutschland zurückbegleiten werde, sondern in Israel bleibe. Du zählst
jetzt bis drei, weise ich mich energisch an, und dann redest Du.
    „Es ist bereits spät, meine lieben Herrschaften“, beginne
ich, „und wir sollten zum Essen gehen. Die Köche warten sicher auf uns!“ Ich
zupfe nervös an meiner Nase. Sie ist schon wieder von Schweißperlen übersät.
„Aber bevor wir aufbrechen, muss ich Ihnen noch rasch etwas gestehen.“ Mein
Herz pumpt und hämmert. Vor Kurzatmigkeit fällt mir das Sprechen schwer. „Ich
habe mich gar nicht auf diese Reise gefreut. Lieber wäre ich, ehrlich gesagt,
nach Syrien gefahren, weil dort eine Sonder-Ausstellung von neu entdeckten
phönizischen Texten läuft.“ Was lüge ich denn da zusammen? Warum sage ich denn
nicht die Wahrheit. „Texte von Ton-Tafeln, die ich noch nie zu Gesicht bekommen
habe. Das hätte mich natürlich sehr interessiert.“ Ich sehe in die lachenden
Gesichter meiner Mitreisenden. Sie fanden meine Leidenschaft für Altertümliches
immer sehr amüsant. „Aber dadurch, dass Sie eine so reizende und liebenswerte
Gruppe waren, uns das Leben leicht gemacht und viel Humor mitgebracht haben, habe
ich doch tatsächlich diese Ausstellung gänzlich vergessen. Und so danke ich
auch Ihnen für die schöne gemeinsame Reise.“ Du bist feig, Elisabeth, denke ich
voller Zorn, Du hast das Herz eines Hasen, Du bist ein verdammter Waschlappen.
„Und Dir, Raffi, danke ich natürlich auch.“ Mehr kann ich nicht herauspressen.
Aber er lacht mich ungezwungen an, ahnt nichts von dem Gefecht in meinem
Herzen, das ich soeben verloren habe.
    „Ich komme gleich nach.“ rufe ich und winke meine Gäste zur
Türe hinaus. Rasch laufe ich zum Telefon und wähle Jasons Nummer. „Es tut mir
so leid, aber ich kann nicht mitkommen nach Tel Aviv. Ihr müsst ohne mich zur
Friedenskundgebung fahren. Wir sind gerade erst vom Toten Meer zurückgekommen.“
Ich lüge schon wieder. „Ich bin vollkommen verschwitzt und müde, und es gibt so
viele Dinge, die ich heute Abend noch erledigen muss. Weißt Du, wir fliegen
morgen Vormittag.“
    Jason ist in Eile, die Freunde warten an der Türe. „Wir
müssen uns beeilen, Elisabeth, wir sind schon spät dran. Melde Dich, wenn Du
wieder im Lande bist. Schalom.“
    „Leb` wohl, Jason.“ Ich lege den Hörer auf. In einem der
Weingläser ist noch ein Rest. Ich schütte ihn hinunter, zünde mir eine Zigarette
an und gehe hinaus auf die Terrasse. Es ist dunkel geworden, die Sterne funkeln
über der heiligen Stadt, die mir in ihrer abgründigen Schönheit zu Füssen
liegt.
    Was will ich denn eigentlich, denke ich beklommen, weiß ich
das überhaupt noch? Warum gehe ich nicht einfach zurück in die behagliche
Langeweile der Schweiz und vergesse dieses schmerzhafte Abenteuer? Lucius würde
mich niemals so demütigen wie der Erzengel. Wie aus Stein gehauen fühle ich
mich, erstarrt und kalt.
    Ich kann nicht mehr, ich kann nicht noch mehr einstecken,
flüstere ich und spüre, wie mir die Tränen herunterlaufen. Was hat denn dieser
verdammte kotzige Typ nur an sich, dass mir allein der Gedanke, ihn morgen
zurückzulassen, eine solch unvorstellbare Angst einflößt, mir ein Zittern durch
den Körper jagt, als sei ich in Todesgefahr. Nein, nein, denke ich, lieber
springe ich vom Balkon, als dass ich auf ihn verzichte. Aber was finde ich denn
an ihm? Er ist unnachgiebig, arrogant, aggressiv. Er hat keinen Humor, dieser
Bastard. Und er hat mich nicht gefragt, ob ich bleibe. Ein Gefühl trostloser,
ohnmächtiger Wut durchsengt mein Herz. Ich ahne, dass er mich morgen ungerührt
ins Flugzeug steigen lassen wird, sich beim Anblick der abhebenden Maschine
leicht lächelnd der netten Stunden mit mir entsinnend. Er wird ein wenig an
seinen schmalen Fingern drehen, sich abwenden und in sein banales Leben
zurückkehren. Ich schlage mit den Fäusten auf die Balustrade. „Verdammt,
verdammt, verdammt!“ schreie ich in das nächtliche Jerusalem hinaus. „Dann geh`
doch zurück in Dein kleinkariertes Nest, das nach Babypisse stinkt und wo es
nur Sonderangebote aus den billigsten Supermärkten gibt. Ich will Dich
überhaupt nicht. Verdammte Schieße.“ Ich hämmere mit Gewalt auf die Brüstung,
schluchze und schreie aufgebracht.

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