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Der Mann aus Israel (German Edition)

Der Mann aus Israel (German Edition)

Titel: Der Mann aus Israel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Jardas
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„Also gut“, brülle ich die Nacht an. „dann
werde ich morgen in das Flugzeug steigen und Dich fetten Zuhälter einfach
vergessen. Einfach so.“ Meine Stimme ist verzerrt und misstönend schrill wie
ein falsch gestimmtes Instrument. „Was hast Du denn schon besonderes an Dir, Du
überheblicher aufgedunsener Hausierer, Du fantasieloses Stück Kameldreck. Du
warst für mich auch nur ein Objekt. Was bildest Du Dir denn ein? Nur Spaß
wollte ich mit Dir haben. Sonst nichts. Ich habe mich bedient an Dir. Nicht Du
Dich an mir. Oh nein, bilde Dir das nur nicht ein. Und jetzt kannst Du gehen.
Ich will Dich nicht mehr.“ Ich kreische so laut, dass der Widerhall meiner
Stimme an der Terrassenwand schallt. Zitternd schmettere ich das Weinglas an
die Wand. Die winzigen Scherben glitzern für einen Moment wie Wunderkerzen,
dann fallen sie klirrend auf den Boden. Dieses Geräusch bringt mich zur
Besinnung. Beschämt von meinen abnormen Ausbruch sammle ich die Glassplitter
vom Boden auf.    
     Als ich mit großer Verspätung bei Tisch erscheine, ist die
Gruppe bereits bei der Hauptspeise angelangt. Ich murmle eine Entschuldigung
und setze mich auf den einzigen freien Stuhl.
    „Nein, nein, die Erbsensuppe in Amman war bedeutend
schmackhafter als die hier.“ höre ich Frau Albertz auf Frau Matthäus einreden.
Beide löffeln eine luftige Schokoladencreme mit viel Schlagsahne, stecken
Mandelbiscuits mit Nougatfüllung in den Mund und sprechen über Erbsensuppen.
    „Also ich fand die Erbsensuppe heute Abend viel besser.“
antwortet Frau Matthäus energisch. Ihre Stimme klingt ein wenig beleidigt.
    „Nein, nein, die Erbsensuppe in Amman war bedeutend
cremiger, robuster in der Konsistenz.“ sagt Frau Albertz trotzig. Es klingt,
als wolle sie Frau Matthäus klarmachen, dass sie nun aber wirklich gar nichts
von Erbsensuppen verstünde.
    Oh Gott, denke ich, zuerst fabriziert sie ein Gedicht für
Stotterer und dann mutet sie uns ihre Erbsensuppen-Philosophie zu. Ich schwöre
mir, niemals würde ich anfangen pausenlos vom Essen zu reden, wie anscheinend
besonders gerne die tun, die zu viel davon haben. Sicher mehr als die, denen es
daran fehlt. Warum schwatzen diese Leute überhaupt ständig? Wie wenn sie Geld
dafür bekämen. Können sie Schweigen nicht ertragen?
    „Morgen früh lege ich Ihnen meine Mängelliste vor.“ bemerkt
Herr Dr. Nerwenka und deutet mit dem Zeigefinger auf mich. „Die werden Sie dann
unterzeichnen.“
    Ganz sicher werde ich das nicht tun, denke ich und schenke
ihm ein falsches Lächeln. An mir kannst Du Dir die Zähne ausbeißen, Du
Bluthund.
    „Ach wissen Sie, meine liebe Frau Tobler“, das ist Frau
Rütimeier, „der Hausmeister der Schule, an der meine Freundin Lehrerin ist, war
letztes Jahr auch in Israel. Und er hat mir erzählt, dass ihn Jerusalem an
diese Stadt, wie heißt noch mal, diese Stadt in Italien, Sie wissen schon,
gell. Also, dass ihn Jerusalem so sehr an diese Stadt, ich glaube, sie ist in
der Toskana. Ach, wie heißt sie nur, also, dass ihn Jerusalem so sehr an diese
Stadt erinnert. Finden Sie das nicht auch?“
    Morgen habe ich sie los, denke ich und trommle mit den
Fingern auf dem Tisch. Also jetzt nimmst Du Dich noch ein paar Minuten
zusammen, befehle ich mir. Ich reibe mir die Stirn, einer leichter Kopfschmerz 
sitzt dahinter.
    „Ja, der Khalil der war schon nett.“ meldet sich Frau Vogel.
„Aber wissen's, wenn ich den am Bahnhof in Rosenheim sehen würde, hätte ich
schon Angst. Da würde ich sofort davonlaufen. A so ein schwarzer Teufel.“
    „Am schönsten fand ich eigentlich die Via Dolores. “
sagt Herr Vogel da und wiegt nachdenklich mit dem Kopf. „Jetzt kann man sich
doch vorstellen, wie das war mit dem Jesus und dem Kreuz und so.“
    „Wissen Sie, aber diese Kopfkissen sind ja furchtbar hier in
Israel. Viel zu groß und zu dick. Ich habe keine Nacht richtig schlafen
können.“ Herr Rütimeier gießt sich einen großen Schluck aus der Karaffe mit
stark chloriertem Leitungswasser ins Glas. Es schmeckt abscheulich, ist aber
gratis. „Also ich mache bei dieser Touristen-Abzockerei nicht mit.“ Er winkt
dem Kellner. „So viel Geld für ein Bier zu verlangen. Das grenzt an
Unverschämtheit. Als müssten wir in Deutschland nicht hart arbeiten für unser
Geld.“ Er drückt dem Kellner die leere Karaffe in die Hand. „Mach` sie noch
einmal voll. Aber ein bisschen dalli, wenn möglich.“ Er duzt ihn
selbstverständlich.
    „ It ist my pleasure .“ antwortet

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