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Der Mann Aus St. Petersburg: Roman

Der Mann Aus St. Petersburg: Roman

Titel: Der Mann Aus St. Petersburg: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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genug rief, konnten sie den Park und die umliegenden Straßen absperren. Felix blickte in die Richtung der Admiralität. Nirgends war eine Straßensperre zu sehen.
    Jenseits des Torbogens wäre er im West End, dort würden sie ihn nicht mehr finden.
    Er begann, sich an das einhändige Fahren zu gewöhnen, und erhöhte die Geschwindigkeit.
    Kurz vor dem Torbogen überholte ihn ein Auto, und im gleichen Augenblick trat vor ihm ein Polizist auf die Straße. Felix hielt an, wollte abspringen und weglaufen -aber der Polizist hielt nur den Verkehr an, um einem Wagen, vermutlich dem eines hohen Würdenträgers, die Vorfahrt zu lassen. Der Polizist salutierte kurz und gab dann den Verkehr wieder frei.
    Felix radelte durch den Torbogen auf den Trafalgar Square.
    Nicht rasch genug, mein lieber Waiden, stellte er zufrieden fest.
    Es war Mitternacht, aber im West End brannten die Lichter, und die Straßen waren voller Menschen und Verkehr. Überall standen Polizisten, und Felix war weit und breit der einzige Radfahrer. Hier fiel er zu sehr auf. Sollte er das Rad irgendwo abstellen und zu Fuß nach Camden Town zurückgehen? Aber er war sich nicht sicher, ob er in seinem Zustand so weit gehen konnte, denn er schien sehr schnell müde zu werden.
    Also radelte er vom Trafalgar Square die St. Martin’s Lane hinauf, verließ dann die Hauptstraßen und bog in die Gassen des Theaterviertels ein. Helles Licht drang plötzlich in die dunkle Straße, als sich der Künstlereingang eines Theaters öffnete und eine Gruppe laut schwatzender und lachender Schauspieler heraustrat. Etwas weiter hörte er Stöhnen und Seufzen, als er an einer Torausfahrt vorbeifuhr, in der sich ein Paar stehend liebte.
    Er kam nach Bloomsbury. Hier war es stiller und dunkler. Er fuhr nach Norden die Gower Street hinauf, an der klassischen Fassade der menschenleeren Universität vorbei. Das Treten machte ihm entsetzliche Mühe, und er hatte Schmerzen am ganzen Körper. Nur noch ein oder zwei Meilen, redete er sich zu.
    Er stieg ab, um die verkehrsreiche Euston Road zu überqueren. Die Lichter blendeten ihn. Er sah nur noch verschwommen.
    Vor der Euston Station stieg er wieder aufs Rad und fuhr weiter. Plötzlich fühlte er sich schwindlig. Ein Straßenlicht blendete ihn. Das Vorderrad schwankte und stieß an den Bordstein. Felix stürzte. Er lag am Boden, benommen und schwach. Er öffnete die Augen, sah einen Polizisten auf sich zukommen und rappelte sich auf, kniete jetzt vor dem Polizisten.
    »Haben Sie getrunken?« fragte der Beamte.
    »Fühle mich schwach«, brachte Felix hervor.
    Der Polizist nahm ihn beim rechten Arm und half ihm auf die Beine. Der Schmerz in seiner verwundeten Schulter brachte Felix zu Bewußtsein zurück. Es gelang ihm, die blutende rechte Hand in der Tasche zu behalten.
    Der Polizist schnüffelte hörbar und sagte dann:
    »Hmm.« Seine Haltung wurde freundlicher, nachdem er festgestellt hatte, daß Felix nicht nach Alkohol roch. »Wird es wieder gehen?« »In einer Minute bin ich wieder wohlauf.«
    »Ausländer?«
    Der Polizist hatte seinen Akzent bemerkt. »Franzose«, sagte Felix. »Ich arbeite bei der Gesandtschaft.«
    Der Polizist wurde höflicher. »Soll ich Ihnen eine Droschke rufen?«
    »Nein, danke. Ich habe es nicht mehr weit.«
    Der Polizist hob das Fahrrad auf. »Ich würde es an Ihrer Stelle nach Hause schieben.«
    Felix nahm ihm das Rad ab. »Das werde ich tun.«
    »Sehr gut, Sir. Bong nuie.«
    » Bonne nuit, Herr Wachtmeister.« Felix brachte mit Mühe ein Lächeln hervor. Er faßte das Rad mit der linken Hand und ging weiter. Ich werde es in die nächste Gasse schieben und mich dort ein bißchen hinsetzen, beschloß er. Er blickte über seine Schulter zurück: Der Polizist stand immer noch da und beobachtete ihn. Er zwang sich, weiterzugehen, obgleich er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Die nächste Gasse, sagte er sich. Aber auch an der nächsten ging er vorbei, redete sich zu: Nicht diese, die nächste.
    Und so gelangte er nach Hause.
    Es schien ihm, als seien Stunden vergangen, als er vor dem hohen Haus in Camden Town stand. Er blickte wie durch einen Nebel auf die Nummer über der Tür, um ganz sicher zu sein, daß es das richtige Haus war.
    Um in sein Zimmer zu gelangen, mußte er eine Steintreppe ins Untergeschoß hinabsteigen. Er lehnte das Fahrrad an das Eisengitter und öffnete die kleine Pforte. Dann beging er den Fehler, das Rad die Stufen hinunterschieben zu wollen. Es glitt aus seiner Hand und fiel

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