Der Mann, der den Regen träumt
danach entscheiden, den Wünschen seiner Dienstherrn Folge zu leisten und seine Arbeit wiederaufzunehmen, nun, dann werden wir die Angelegenheit sicher gern noch einmal überdenken.«
Irgendjemand im hinteren Teil der Menge klatschte Beifall. Ein anderer bekreuzigte sich und starrte Daniel Fossiter an, als wäre er soeben der Hexerei überführt worden.
Daniel warf einen Blick auf das tote Wasserpferd, aus dessen Haut nun die letzten Tropfen Flüssigkeit quollen, und suchte in seinem Inneren nach dem Hochgefühl, das er vor einer Minute noch verspürt hatte. Doch statt frei und unbeschwert, wie zuvor, fühlte er sich nur noch verloren.
* * *
Als er, aufgewühlt und nachdenklich, zu Hause ankam, lag Mole tot unter dem Tisch. Er kniete sich neben sie und streichelte ihr den Rücken, aber in ihrem Körper war keine Wärme mehr. Er hob sie auf seine Arme und trug sie nach draußen, wo er sie sanft ins Gras legte. Knapp dreißig Meter vom Haus entfernt warf ein lebloser, gekrümmter Baum seinen Schatten auf eine Reihe kleiner Grabsteine. Daniel holte seine Schaufel, stapfte zu dem Miniaturfriedhof hinüber und las die Namen all der Hunde, die dort begraben lagen. Flint, Hunter, Sharpeye und so weiter. Dann Esme und Prosper, die Hunde seines Vaters. Ganz am Ende lag der grüne Grasfleck, den er immer gut gewässert hatte, damit er an diesem Tag weich genug war, um darin zu graben.
Er warf einen Blick über die Schulter zu dem kleinen schwarzen Bündel, das beim Haus lag. »Steh auf«, flüsterte er und versuchte, seine Worte durch schiere Willenskraft wahr werden zu lassen. Das Gras wiegte sich im Wind. Ein Wolkenfetzen zog über den Himmel. Daniel legte die Schaufel hin. »Keine Sorge, Mole, du musst nicht bei denen hier ruhen.«
Er ging in die Werkstatt und holte seine Axt. Dann trat er neben den alten Friedhofsbaum und begann, die unteren, vertrockneten Äste abzuhacken. Als er einen Haufen davon zusammenhatte, schlug er sie in Scheite und trug sie einen Armvoll nach dem anderen zu einem flachen Stück Erde, wo er sie sorgfältig aufstapelte.
Nachdem er das Holz um Mole in Brand gesetzt hatte, hockte er sich in ein paar Metern Entfernung hin und presste seinen Ärmel auf Mund und Nase. Schwarzer Qualm stieg von den Flammen auf, kringelte sich und tanzte, bevor er sich als dichte Rauchsäule in den Himmel schraubte. Daniel dachte an die Tage, als Mole und Betty zusammen durch diesen Garten getollt waren, wie sie sich lachend und kläffend im Gras gewälzt hatten, und er wünschte sich mehr denn je, er könnte die Zeit zurückdrehen und sich neben sie ins grüne Gras fallen lassen.
Der folgende Arbeitstag, an dem Elsa die Kopien abheftete, die sie während ihrer vorangegangenen Schichten gemacht hatte, schien sich endlos hinzuziehen. In der Mittagspause hörte sie, wie ihre Vorgesetzte Lily mit einer anderen Kollegin aus dem Büro über sie lästerte. Lily erzählte, was Elsa an ihrem ersten Arbeitstag zu ihr gesagt hatte – dass sie nach Thunderstown gekommen sei, um sich selbst zu finden. Beide kicherten höhnisch. »Sie hält das hier wohl für eine ganz andere Welt«, schnaubte Lily. »Und dafür ist sie aus New York weggezogen. Kannst du dir das vorstellen? New York!«
Elsa verbrachte den Tag mit dem Klicken des Lochers, dem schneeartigen Konfetti aus seinem Auffangbehälter und dem Auf- und Zuschnappen der Ringbindungen. Abends aß sie zusammen mit Kenneth einen Schmortopf, den er mit so vielen Chilischoten gewürzt hatte, dass Elsa nach dem letzten Löffel erschöpft in ihrem Stuhl zusammensackte und nur noch ins Bett wollte. In ihrem Zimmer war es heiß und sie schlief ohne Decke. Irgendwann in den frühen Morgenstunden wurde sie von der Hitze wach und öffnete die beiden Fenster. Kühler wurde es dadurch nicht, aber wenigstens wehte ein Luftzug herein, der den Duft von Heideblüten mit sich trug.
Kurz vor Tagesanbruch wurde sie durch ein Rumpeln über ihr wach. Sie stemmte sich auf die Ellbogen hoch und lauschte. Wieder ein Rumpeln, und noch eins, es klang, als bewegte sich etwas über das Hausdach. Eine kaum merkliche Brise drang durch die offenen Fenster. Der Himmel war dunkelblau und über dem Gipfel des Drum Head mit bleichem Wolkenflaum verhangen.
Mit einem Mal rauschte ein Windstoß zum Fenster herein und prallte gegen die Wand ihres Zimmers. Elsas Haar flatterte, das Buch auf ihrem Nachttisch klappte auf, und die Bö schien raschelnd hindurchzublättern. Eine Papiergans, die Finn für sie
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