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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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different name.
    «Nein danke.»
    «Warum nicht?»
    «Ich habe andere Pläne.»
    Das war gelogen. Genau wie sein plötzliches Interesse für den Sportteil. Torkel wusste es, aber er beschloss, nicht weiter nachzufragen. Er würde nur weitere Lügen zu hören bekommen. Torkel hatte genug für diesen Abend. Er nahm seinen Becher aus der Maschine, doch anstatt den Raum zu verlassen, wie Sebastian gehofft hatte, ging er zurück zum Tisch und setzte sich wieder. Sebastian warf ihm einen fragenden Blick zu, bevor er seine ungeteilte Aufmerksamkeit wieder der Zeitung schenkte.
    «Erzähl mir von deiner Frau.»
    Das hatte er nicht erwartet. Sebastian sah überrascht zu Torkel hinüber, der gerade mit einem so entspannten Gesichtsausdruck seinen randvollen Pappbecher zum Mund hob, als hätte er sich nach der Uhrzeit erkundigt.
    «Warum das denn?»
    «Warum nicht?»
    Torkel setzte seinen Becher ab und wischte sich die Mundwinkel mit dem Daumen und Zeigefinger der rechten Hand, fixierte Sebastian über den Tisch hinweg und wandte den Blick nicht mehr ab. Sebastian überlegte schnell, was seine Alternativen waren. Aufstehen und gehen. Zum vorgetäuschten Lesen zurückkehren. Torkel zum Teufel jagen. Oder …
    Tatsächlich von Lily zu erzählen. Instinktiv wollte er eine der ersten drei Möglichkeiten wählen. Andererseits, wenn er näher darüber nachdachte, was konnte es schon schaden, wenn Torkel etwas mehr wusste? Vermutlich fragte er aus einer Art Anteilnahme, nicht aus Neugier. Seine Frage war eine weitere ausgestreckte Hand. Ein Versuch, eine wenn nicht gestorbene, so doch sehr eingeschlafene Freundschaft neu zu beleben. Seine Hartnäckigkeit war bewundernswert. War es womöglich an der Zeit, dass Sebastian etwas zurückgab? Wie viel, konnte er ja selbst bestimmen. Besser so, als dass Torkel auf die Idee käme, im Netz nach ihm zu suchen, und mehr über ihn erfuhr, als Sebastian recht war.
    Sebastian legte die Zeitung beiseite.
    «Sie hieß Lily. Sie war Deutsche, wir lernten uns in Deutschland kennen, als ich dort arbeitete, und heirateten 1998. Leider gehöre ich nicht zu den Typen, die ein Foto mit sich im Portemonnaie herumtragen.»
    «In welchem Bereich arbeitete sie?»
    «Sie war Soziologin. An der Uni Köln. Dort wohnten wir.»
    «Älter als du? Jünger? Gleich alt?»
    «Fünf Jahre jünger.»
    Torkel nickte. Drei schnelle Fragen, drei offenbar ehrliche Antworten. Jetzt wurde es kniffliger.
    «Wann starb sie?»
    Sebastian erstarrte. Okay, jetzt reichte es. Die Fragestunde war damit offiziell beendet. Hier verlief die Grenze.
    «Vor mehreren Jahren. Ich möchte nicht darüber reden.»
    «Warum nicht?»
    «Weil es eine private Angelegenheit ist und du nicht mein Therapeut bist.»
    Torkel nickte. Das stimmte, trotzdem hatte es eine Zeit gegeben, in der sie fast alles voneinander gewusst hatten. Es wäre wohl übertrieben zu behaupten, dass Torkel diese Zeit vermisste. Er hatte Sebastian jahrelang höchstens einen flüchtigen Gedanken geschenkt. Aber jetzt, wo er wieder zurück war und Torkel ihn bei der Arbeit beobachtete, begriff er, dass seine Arbeit, und vielleicht auch sein Leben in all den Jahren, in denen Sebastian weg gewesen war, ein wenig trister ausgesehen hatte. Das hatte natürlich nicht an Sebastians Abwesenheit gelegen, trotzdem wurde Torkel das Gefühl nicht los, dass er seinen alten Kollegen, seinen alten Freund, im Grunde doch vermisst hatte. Mehr, als er geglaubt hatte. Torkel machte sich keinerlei Hoffnungen, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte, aber er konnte wenigstens versuchen, mit ihm zu reden.
    «Wir waren doch mal Freunde. Wie oft warst du gezwungen, dir meine Probleme anzuhören, über Monica und die Kinder und den ganzen Mist.» Torkel sah seinen Kollegen über den Tisch hinweg aufrichtig an. «Ich höre gern zu.»
    «Bei was?»
    «Was du willst. Falls es etwas gibt, das du erzählen möchtest.»
    «Dem ist nicht so.»
    Torkel nickte. Er hatte auch nicht erwartet, dass es so einfach werden würde. Immerhin sprach er mit Sebastian Bergman.
    «Wolltest du mich deshalb zum Essen einladen? Um mir die Beichte abzunehmen?»
    Torkel hob erneut seinen Kaffeebecher. Wollte etwas Zeit schinden, bevor er antwortete.
    «Ich habe nur das Gefühl, dass es dir nicht so gut geht.»
    Sebastian antwortete nicht. Vermutlich würde noch mehr kommen.
    «Ich habe Vanja gefragt, wie es heute lief. Davon abgesehen, dass sie dich furchtbar anstrengend findet, sagte sie, sie hätte den Eindruck, dass du

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