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Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Titel: Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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er zu uns herübergeschaut und mich gesehen hat?“
    „Ja, kann sein.“
    Ich drehte mich um. Es saßen zwei Männer vorne in dem Auto, vie lleicht noch ein dritter auf dem Rücksitz.
    „Das ist doch ein viel stärkerer Wagen als unserer.“
    „Aber wenn Leute von Honkes, warum sollten nicht gleich gestoppt haben uns?“
    „Vielleicht, weil sie die Dunkelheit abwarten wollen. Kommt da demnächst mal eine Siedlung vor uns? Oder wird es bald mehr Ve rkehr geben?“
    „Ich denke, nicht das eine noch das andere.“
    „Dann halte hier einfach mal an.“
    „Was, jetzt, hier, aber wenn...“
    „Wenn, dann ist der Platz hier so gut oder schlecht wie jeder andere. Außerdem muss ich sowieso mal in die nicht vorhandenen Büsche.“
    Jakob bremste langsam ab und fuhr an die Seite. Der Wagen fuhr an uns vorbei. Es waren zwei Männer darin. Sie schauten zu uns he rüber, überholten und verschwanden hinter der nächsten Kurve. Wir atmeten beide hörbar auf, schauten uns an dabei und lachten.
    „Und was hätten gemacht, wenn die angehalten?“
    Ich deutete mit dem Kopf nach links. Zwei Meter neben der Straße ging es einen Geröllhang hinab, und darunter lag, tiefblau bis zum Horizont, der Balchaschsee.
    „Dann wären wir ihnen davongeschwommen.“
    „Du spinnst, Wasser eiskalt.“
    „Oder davongeklettert.“
    Rechts der Straße ging es einen Geröllhang hinauf. Dahinter erhob sich ein kahler, brauner Berg.
    „Okay, dann gehe ich hier gleich mal pinkeln.“
    Auch Jakob stieg aus. Wir streckten uns. Die Luft schmeckte gut hier, nach See und Bergen, bildete ich mir ein. Ich ging ums Auto herum, hörte ein Geräusch, ein Knirschen, Reifen auf steiniger Straße, und da sah ich den Skoda zurückkommen. Die beiden Männer starrten uns finster an. Sie hielten auf Zentimeter Schnauze an Schnauze mit unserem Lada. Jakob warf einen ängstlichen Blick zu mir herüber. Die Kerle stiegen aus.
    „Keine Angst“, rief uns der Fahrer zu, „wir wollen nur das Geld.“
    „Welches Geld?“, fragte ich, aber Jakob hatte schon bereitwillig sein Dollar-Bündel aus der Tasche gezogen und hielt es ihnen entgegen. Der Beifahrer, ein Durchschnittstyp mit blonden kurzen Haaren, Schnurrbart und Jeansanzug, nahm das Bündel entgegen, zählte die Scheine rasch durch und rief mir zu:
    „Nicht mal 1.000. Hast du den Rest?“
    „Es gibt keinen Rest“, antwortete ich ruhig.
    Jakob sah ängstlich zu mir herüber, aber schwieg. Der Fahrer, ein kleiner, breiter Mann, noch jung, aber schon kahl bis auf e inen Haarkranz, kam entschlossen auf mich zu.
    „Ich habe keine Probleme damit, dich abzustechen wie ein Schwein und mir das Geld zu nehmen. Du kannst es mir aber auch freiwillig geben.“
    Er zog ein Taschenmesser aus der Hosentasche, das klein und harmlos aussah, aber ekelhaft gefährlich, als er es ausklappte. Zwei Arme und ein Messer gegen eine linke Hand ohne Waffen. Ich gab ihm das Geldbündel. Er zählte nach, nickte seinem Kumpel zu, steckte die Scheine in seine Jackentasche und klappte das Messer zusammen.
    „Und nun auf den Rücksitz mit euch.“
    Er deutete mit dem Daumen auf seinen Skoda. Ich schüttelte den Kopf.
    „Nein. Ihr habt das Geld, lasst uns in Ruhe.“
    „Soll ich das Messer wieder auspacken?“
    Sein Kumpel war mit einem schnellen Schritt bei Jakob, packte zu und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Ich ging zwei Schritte z urück, mein Gegner folgte mir.
    „Komm schon, du Krüppel, willst du kämpfen? Hast doch sowieso keine Chance.“
    Er grinste mich an, und dieses herablassende Grinsen ließ mich explodieren. Vor ein paar Monaten noch hätte ich diesen Zwerg in die Tasche gesteckt. Ich war kräftig und ausdauernd gewesen, aber dann waren Leute von seinem Schlag gekommen, von seiner Bande, hatten mir meinen rechten Arm genommen, und jetzt verspottete er mich noch als Krüppel und traute mir nichts mehr zu. Ich wusste, er hatte eine Pistole, aber einen Krüppel wie mich verpackt man ja locker mit bloßen Händen.
    Ich stürmte auf ihn los, wollte ihn an der Kehle packen, aber er fing meinen Arm mit sich erem Griff ab, umfasste mit der Linken mein Handgelenk und drückte mir mit brutaler Gewalt meine Hand nach unten, um mich in den Polizeigriff zu zwingen. Ich schlug mit dem Stumpf auf ihn ein und stemmte mich mit aller Kraft dagegen, dass er mir den Arm auf den Rücken drehte. Aber mein Gegner war einer, der es auch mit Honkes aufgenommen hätte. Sein Gesicht blieb entspannt, während er mich herumschleuderte, von den

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