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Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Titel: Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Füßen riss und über den Geröllboden auf sein Auto zuschleifte. Ich sah, dass der andere dabei war, Jakob auf den Rücksitz zu verfrachten.
    „Lass dich keinesfalls ins Auto stecken!“, rief ich ihm zu, aber da war es schon zu spät, Jakob war nicht mehr zu sehen. Ich ra ppelte mich auf die Füße und stemmte mich mit aller Kraft gegen den Zug in Richtung des Autos, sah ein, dass es vergeblich war, wechselte blitzschnell die Taktik und stieß vorwärts, statt rückwärts zu zerren. Mein Gegner wurde vom eigenen Krafteinsatz nach hinten auf den Rücken gelegt, ließ meine Hand los und schlug sich den Kopf gegen einen Stein. Ich landetet mit dem Knie in seinem Bauch, schlug ihm mit der Faust auf die Nasenwurzel und nutzte den Überraschungsmoment, ihm in die Tasche zu greifen und mir das Dollarbündel zurückzuholen. Ohne Geld wäre ich verloren gewesen in diesem Land.
    Ich sprang auf, taumelte zwei Schritte rückwärts. Der Kerl hatte meine Attacke weggesteckt und wollte mir nachse tzen. Ich drehte mich um und rannte blindlings Richtung See. Der andere Gangster wurde durch meine Flucht abgelenkt, drehte sich in meine Richtung, und Jakob nutzte diese Chance, um sich ebenfalls freizukämpfen und aus dem Auto zu springen.
    „Ins Wasser!“, schrie ich, sprang über Geröll den Hang hinab, hö rte hinter mir eine Art Schrei, ein scheußliches Röcheln und Gurgeln, drehte mich im Laufen kurz um, sah die beiden Angreifer zu Boden schauen, aber Jakob sah ich nicht. Ich blieb stehen, drehte mich um, zögerte. Der Glatzkopf riss den Kopf hoch. Wir waren etwa 20 Meter auseinander. Man sah ihm an, dass seine Gelassenheit dahin war. Er griff sich unter die Jacke, zog eine Pistole hervor und zielte auf mich.
    „Komm auf der Stelle hierher!“
    Ich drehte mich um, duckte mich und rannte los. Es waren nur noch ein paar Meter zum Wasser. Ein Schuss knallte, noch einer. Kein Einschlag zu spüren, vielleicht waren es nur Warnschüsse. Ich erreichte das Wasser, rannte weiter. Der Boden blieb steinig, aber unter der Wellen werfenden Wasserfläche sah ich nicht mehr, wo ich hintrat. Ein Stein gab unter mir nach, ich kippte und fiel der Länge nach hin, was mich vielleicht rettete, denn ein dritter und ein vierter Schuss knallten.
    Ich sah in dem klaren Wasser, dass die Uferböschung steil abfiel, schon nach wenigen Schwimmstößen mit den Beinen konnte ich unte rtauchen und ein paar Züge unter Wasser tun. Erst jetzt drang zu mir durch, wie kalt das Wasser war, wie die Last des Widerstandes an meinen vollgesogenen Kleidern zog und dass mein rechter Arm ohne Hand nicht nur wirkungslos, sondern hinderlich beim Schwimmen war.
    Ich musste auftauchen, schnappte nach Luft, sah den Glat zkopf auf mich zielen, tauchte wieder unter und schwamm so weit wie möglich vom Ufer weg, bevor ich wieder auftauchte. Ich sah die beiden Männer zum Ufer rennen. Jakob sah ich nicht. Wieder tauchte ich, wieder hatte sich der Abstand deutlich vergrößert als ich nach oben kam. Es waren gut 50 Meter zwischen mir und dem Ufer. Der Glatzkopf setzte an, auf meinen Kopf zu zielen, aber sein Kumpel schob ihm den Arm zur Seite. Die Wellen drückten Worte zu mir heran:
    „...zu weit ... was, wenn er absäuft ... Geld futsch ... etwa nach ihm tauchen ... scheißegal ... Honkes macht die Sau ... kann mich mal ... der kommt schon wieder raus ... und wenn nicht ... viel zu kalt um ... lang auszuhalten...“
    Der Glatzkopf gab nach und ließ den Schussarm sinken. Die Kerle standen am Ufer und starrten zu mir herüber. Der mit dem Schnurrbart bückte sich, hob ein paar Steine auf und begann nach mir zu werfen. Der andere tat es ihm nach, aber man sah ihnen an, dass sie nichts bewirken wollten damit, sondern sich nur die Zeit vertrieben. Nach ein paar Würfen kamen die Steine gefährlich nahe an meinen Kopf heran, und so drehte ich mich um und tauchte noch ein paar Meter weiter, bis ich sicher war, außer Reichweite zu sein.
    Wassertretend sah ich mich um. Kein Wunder, dass die es nicht für nötig hielten, mir hinterher zu schwimmen: Ringsum war kein Ufer zu sehen, überall nur Wasser bis zum Horizont. Es gab für mich nur einen Weg, den zurück - oder ich würde auskühlen, unte rgehen und ersaufen.
    „Hey du!“
    Der Glatzkopf brüllte so laut, dass ich jedes Wort verstehen konnte.
    „Komm zurück, wir tun dir auch nichts. Wir wollen nur das Geld!“
    Die Kälte fraß an mir. Ich konnte nicht länger warten, aber zurückschwimmen kam nicht in Frage.

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