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Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Titel: Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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möglich wieder da. Und dann ziehen wir in unser Haus zurück.“

Kapitel 17
     
    Sie blieb noch eine ganze Weile an meiner Brust liegen, nac hdem am nächsten Morgen der Wecker geklingelt hatte. Als sie zur Arbeit gegangen war, packte ich ein paar Klamotten zusammen und wartete auf Rogallas Klingelzeichen.
    Es fiel mir schwer, Melanie zurückzulassen, aber ich war nicht niedergeschlagen, im Gege nteil: Ich musste mir eingestehen, dass ich mich auf dieses Abenteuer freute. Wieder in meiner Heimatstadt zu sein und damit in relativer Geborgenheit, hatte mich nicht zur Ruhe kommen lassen und zufrieden gemacht, wie ich mir das von Kasachstan aus vorgestellt hatte, sondern hatte mich, als die erste Glückswelle vorüber gegangen war, auch recht oft wehmütig zurückdenken lassen an manch schönes Erlebnis dieser insgesamt unschönen Odyssee. Ungewissheit und Gefahren dort hatten auch ihre Reize gehabt.
    Es klingelte. Ich schnappte mir meinen Beutel und lief die Tre ppen hinunter. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand ein weiß-oranges Wohnmobil mit österreichischem Kennzeichen. Jetzt war mir klar, warum er in keinem Telefonbuch stand. Rogalla grüßte mir grinsend aus dem Fahrerfenster zu, und ich stieg ein.
    „Wäre es nicht noch auffälliger gegangen?“
    „Das Ding ist optimal: Fahrzeug, Hotel und Observationsraum in einem.“
    „Und lenkt alle Blicke auf sich.“
    „Aber erweckt keinen Verdacht.“
    „Du bist der Detektiv, und du bist der Boss.“
    „Schön, dass du mir vertraust.“
    Er blinkte und fuhr los.
    „Und wohin nun?“
    „Ins Atemlos.“
    „Die Kneipe?“
    „Ja. Weißt du übrigens, was mit deinem Arm passiert ist?“
    „Nach der Amputation?“
    „Nein, vorher. Ich hab gestern bei einem Zahnarzt angerufen. Schon mal was von Porphyromonas gingivalis gehört?“
    „Nicht, dass ich wüsste.“
    „Ein Bakterium, das im Mund lebt und menschliches Gewebe ze rsetzt. Das Viech ist unter anderem für Zahnfleischschwund verantwortlich.“
    „Ja, und?“
    „Wenn sich das in anderen Körperteilen festsetzt, dann passiert so was wie bei dir. Außer die Bisswunde wäre sorgfältig gereinigt und desinfiziert worden. Die körpereigene Abwehr greift nicht an, weil der Erreger in jedem Menschen lebt und nicht als fremd erkannt wird.“
    „Danke, Herr Professor, das weiß ich schon von Honkes selbst. Und was hilft mir das jetzt?“
    „Ich denke, dass er dich nicht nur einsperren, sondern durch den Biss qualvoll umbringen wollte. Ich sag dir das nur, weil ich trotz allem, was dir passiert ist, den Eindruck habe, für dich ist das hier so eine Art Sandkastenbalgerei. Rechne mal lieber damit, dass wir beide draufgehen.“
    „Gestern klangst du noch viel optimistischer. Weißt du inzw ischen irgendwas, das ich nicht weiß?“
    „Nur Gerüchte. Vielleicht erfahren wir im Atemlos was Konkr etes.“
    Ich war nie ein Kneipengänger gewesen, und so wusste ich nur vom Hörensagen, dass das Atemlos bis zum letzten Sommer der Szene-Treffpunkt schlechthin und immer proppenvoll gewesen war, aber nach einem Brand für eine Weile hatte schließen müssen, seit der Wiedereröffnung im Herbst nur einen Teil seines frü heren Publikums hatte zurückgewinnen können und nun eher so vor sich hin dümpelte. Rogalla parkte das Wohnmobil in einer Seitenstraße und steuerte den Hintereingang der Kneipe an. Die Tür stand offen, und wir gelangten in einen Vorraum zur Küche, in dem sich Bierkästen stapelten und der Muff abgestandener Luft hing. Aus der Küche kam das Geklirr von Gläsern. Rogalla pochte gegen die Tür und ging hinein.
    „Hey, Willi.“
    „Rogo, alter Stinker. Du bist auch so einer, der mich hat hängen lassen.“
    Die Stimme des Wirtes war tief und rau und passte nicht so recht zu seiner hageren Erscheinung. Die beiden schüttelten sich her zlich die Hände.
    „Ich war gar nicht in der Stadt“, antwortete Rogalla, „sonst hätte ich deinen Laden schon weiter unsicher gemacht. Hab meinen Woh nsitz jetzt in Zell am See. Das ist Franky, ein Kumpel.“
    Er hielt mir die Hand hin. Ich präsentierte meinen Stumpf und bot ihm die Linke, was ihn nicht sonderlich irritierte.
    „Ich will nicht lang herumreden“, wandte sich Rogalla wieder an den Wirt. „Ich hab da was gehört, dass der Brand letzten Sommer nicht ganz von selbst ausgebrochen ist.“
    „Oh Mann“, stöhnte Willi und wurde deutlich unfreundlicher. „Schnüffelst du für die Polizei?“
    „Nein, ganz privat, bleibt alles unter uns. Mit

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